Otterberger Abteikirche ist "Symbol" 

Reformation geht weiter, Mauern können fallen

Festlicher Reformationsgottesdienst in der Otterberger Abteikirche mit den Musizier- und Singkreisen des Kirchenbezirks An Alsenz und Lauter.

Rund 900 Menschen besuchten den Reformationsgottesdienst in der Abteikirche.

Kirchenpräsident Christian Schad (re.) hielt die Predigt, Dekan Matthias Schwarz gestaltete die Liturgie. Fotos: view

Otterberg (lk). Im Reformationsgottesdienst in der Otterberger Abteikirche haben Kirchenpräsident Christian Schad und Dekan Matthias Schwarz die Christen dazu aufgerufen, sich immer wieder neu auf die Kernaussagen der Reformation zu besinnen. Ökumenische Fortschritte könne es nur geben, wenn die Kirchen zu ihren apostolischen Ursprüngen, das heißt, zu den biblischen Texten, zurückkehrten. Die Auslegung des Lutherliedes „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ stand im Mittelpunkt der Predigt des Kirchenpräsidenten in dem zentralen Festgottesdienst für den Kirchenbezirk An Alsenz und Lauter. Die Liturgie gestalteten u.a. Dekan Schwarz und der Otterberger Gemeindepfarrer Harry Albrecht.

Mit der Reformation sei eine große Freiheitsbewegung in Gang gesetzt worden, sagte Dekan Schwarz. Zugleich habe die Reformation auch Trennung bedeutet. Heute sehnten sich evangelische und katholische Christen nach Gemeinschaft. „Wir sind dankbar für viele Schritte aufeinander zu.“ Gerade die Otterberger Abteikirche – eine von der evangelischen und der katholischen Kirche gemeinsam genutzte Simultankirche – sei „ein Symbol dafür, dass Mauern fallen können“, sagte Schwarz. Reformation gehe weiter „dort, wo sich Menschen einander zuwenden, mutig Ausgrenzung überwinden und Menschlichkeit leben“.

Christen aller Konfessionen seien immer, „in jeder Gegenwart neu“, zu einer Umkehrbewegung hin zu Jesus Christus aufgerufen, sagte Kirchenpräsident Schad in seiner Predigt am Dienstagabend. Luther habe die Kirche nicht spalten oder eine neue Kirche gründen wollen. Er habe vielmehr die Kirche, in der er lebte, erneuern wollen. Die wechselseitige Achtung der gewachsenen Traditionen trenne nicht, sondern verbinde. „Wir müssen als Christen unterschiedlicher Prägung nicht einander gleich werden. Aber lasst uns Christus gleich werden. Dann verliert alle Spaltung ihre Macht und ihre Recht, dann erfahren wir, dass wir alle miteinander das Volk Gottes sind.“ 500 Jahre nach Luthers Thesenanschlag sei es Aufgabe der Kirchen, Glaubens- und Gewissensfreiheit einzufordern und dafür zu sorgen, „dass kein Keil zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen getrieben wird“.

Unter der Leitung von Siegward Pfalzgraf führten die Musizier- und Singkreise des Dekanats An Alsenz und Lauter Werke der Renaissance und des Barocks auf. Die nord-westpfälzische Kantorei und das Vocalensemble Kaiserslautern sangen die Bachkantate „Gott, der Herr, ist Sonn und Schild“ mit Solisten und Orchester. An der Orgel spielte Bezirkskantor Markus Henz. Neben einer Vertonung des Chorals „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Felix Mendelssohn Bartholdy wurden die Kantate Dietrich Buxtehudes „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ und die gleichnamige, vierchörige Motette von Michael Praetorius aufgeführt. Der Gottesdienst wurde außerdem mitgestaltet von Regina Mayer-Oelrich (Winnweiler) und Rudi Kochenburger (Oberweiler im Tal) sowie Pfarrerin Katja Wolf (Rathskirchen-Dörrmoschel) und Pfarrer Martin Knieriemen (Alsenborn).