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Reformation 2017

Im Jahr 1517 veröffentlichte der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther 95 Thesen zum Ablasswesen seiner Zeit. Er kritisierte die Praxis des Ablasshandels und stellte die Kraft des Glaubens dagegen, der allein auf die Gnade Gottes vertraut. Weil dies vor 500 Jahren begonnen hat, feiern wir in diesem Jahr das Reformationsjubiläum.

„Allein der Glaube.“ - Ein Gedanke, der seit einem halben Jahrtausend die Welt bewegt. Oder auch nicht. Martin Luther und die Reformbewegten seiner Zeit suchen jedenfalls Gott und entdecken ihn befreiend neu. Sie sind so frei, Glaube und Kirche, Gott und die Welt in Frage zu stellen. Heute gilt das als selbstverständlich, zumindest hierzulande. Die Freiheit des Glaubens und Gewissens ist ein Erbe der Reformation. Weltweit kämpfen die einen um jene Freiheiten, andere machen sich frei von jedweder Religion. Viele bleiben dennoch auf der Suche und meinen „allein, mir fehlt der Glaube“.

Es ist Reformationszeit. Kirchenweit. Weltweit. Unruhen, Umbrüche, Wertewandel. Wohin soll es gehen mit Gottes Welt? Christlicher Analphabetismus und islamischer Fundamentalismus, offene Arme für Flüchtlinge, Mauern an den Grenzen und in Köpfen, digitale Dauervernetzung, die Völker verbindet und manche Menschen vereinsamen lässt, Überarbeitete im Burnout, Unterforderte, die darauf brennen, gebraucht zu werden. Gnadenlose Marktweltwirtschaft. . . „Allein aus Gnade“?

Was bedeutet in diesen Zeiten „reformare“, verwandeln, sich neu formen, neu finden? Wie glauben und was hoffen in dieser Welt? Wie sich als Kirche, als Teil der weltweiten Ökumene, radikal rückbinden an das Evangelium, an die Liebe zu Gott, dem Nächsten, zu mir selbst?

Die Evangelische Kirche in Deutschland und der Deutsche Evangelische Kirchentag setzen 2017 auf die „7“. Sieben „Tore der Freiheit“ stellen zur Wittenberger „Weltausstellung“ im Jubiläumsjahr sieben Themen in den Mittelpunkt: Eine Welt, Frieden, Schöpfung, Jugend, Spiritualität, Ökumene und Religion, Kultur. Und sieben Herausforderungen stehen in der Mitte: Gott neu – denken – erfahren – entdecken – erzählen – bitten - feiern – vertrauen.

Speyer ist von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (Geke) mit dem Titel „Reformationsstadt Europas“ ausgezeichnet worden und wird Teil des Europäischen Stationenweges, mit dem 2017 das Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation beginnt. Mit dem Stationenweg werden von Italien und England bis Finnland und Polen die Menschen in den Städten und Kirchen Europas miteinander verbunden. Von Straßburg kommend, wird der Weg am 11. April 2017 nach Speyer führen. Bereits in den Tagen davor wird zu Kultur- und Diskussionsveranstaltungen eingeladen. Auch am Reformationstag 2017 wird Speyer mit einem zentralen Festgottesdienst für Rheinland-Pfalz und anschließendem Festakt im Blickpunkt stehen.