Schwerpunkt Bildung 

Zum digitalen Austausch braucht man Vertrauen

Immer mehr Mitarbeiter und Externe erwarten digitale Inhalte von der Landeskirche. Foto: Pixabay_USA-Fotoblogger.

Dr. Vanessa Kubek. Foto: ITA/privat.

Speyer/Kaiserslautern (lk). Immer mehr Menschen nutzen digitale Portale und Netzwerke, um Neues zu lernen und sich weiterzubilden. Warum auch die Landeskirche digitale Bildungsformate anbieten sollte, erklärt Vanessa Kubek, Mitglied des Vorstandes im Institut für Technologie und Arbeit (ITA) in Kaiserslautern. Sie begleitet unter anderem das Diakonische Werk bei der Entwicklung digitalgestützter Weiterbildungen.

Für wen sind digitale Bildungsangebote in der Landeskirche wichtig?

Ich sehe vor allem zwei Personengruppen, die digitale Bildungsangebote nutzen könnten: zum einen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landeskirche direkt und zum anderen Interessierte von außen. In Zeiten immer schnellerer Veränderungen und des demografischen Wandels wächst der Stellenwert von Weiterbildung kontinuierlich. Wir beobachten in diesem Zusammenhang, dass klassische Formate immer weniger gefragt sind. Es ist immer seltener gewünscht, irgendwohin zu einem externen Seminar zu fahren.

Warum haben sich die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geändert?

Es gibt mehrere Gründe dafür: Erstens werden die Arbeitsplätze und Aufgaben vielfältiger, komplexer. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen passgenauere Angebote. Zweitens stellen wir fest, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer deutlicher eingefordert wird. Der dritte Grund ist der demografische Wandel.

Sie meinen, dass das Wissen verloren geht, wenn Kollegen in Rente gehen?

Ja. Um dem vorzubeugen, hat man viele Jahre klassische Wissensdatenbanken eingesetzt. Doch sie haben eher schlecht als recht funktioniert. Um das Wissen in einer Organisation am Leben zu halten, müssen intern organisierte Angebote ausgebaut und vor allem digitalisiert werden. Der Prozess des „Voneinander-Lernens“ kann sehr sinnvoll digital unterstützt werden.

Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereit für digitale Weiterbildungen?

Es gibt Zielgruppen, vor allem die jüngeren, die es gewohnt sind, mit ditialen Medien in allen Lebensbereichen umzugehen und daher auch „darauf anspringen“. Digitale, flexible Bildungsangebote machen Arbeitgeber attraktiver. Digitaler Austausch ist zudem nützlich, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an unterschiedlichen Arbeitsorten arbeiten, also zum Beispiel teilweise mobil oder im Home Office. Aber Institutionen sollten aufpassen, nicht von heute auf morgen alles zu digitalisieren.

Was raten Sie stattdessen?

Ich empfehle, einzelne Digitalisierungsprojekte herauszupicken und gut zu begleiten, um Mitarbeitern die Ängste zu nehmen. Wir haben in Projekten, die wir begleiten, gute Erfahrungen mit sogenannten Tandem-Konzepten gemacht. Dabei können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freiwillig als „Expertinnen und Experten“ melden und den Kolleginnen und Kollegen neue Technologien und Prozesse erklären. Zum Beispiel bei der Digitalisierung von Dienstplänen in der Pflege: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten selbst online eintragen, zu welchen Zeiten sie arbeiten wollen. Einige hatten Scheu, sich zu beteiligen. Aber die technikaffinen Kolleginnen und Kollegen haben es den älteren Mitarbeitern auf der Station beigebracht.

Wie viel Austausch wird es in Zukunft digital, wie viel in analogen Formaten geben?

Die Kombination aus beiden ist die Königsklasse. Um sich digital auszutauschen, braucht man Vertrauen. Das bekommt man häufig über den persönlichen Kontakt und die Beziehung zueinander. Ein persönlicher Kontakt kann daher nie „rein digital“ ersetzt werden. Aber digitale Formate können den persönlichen Kontakt hervorragend und vor allem sehr effizient unterstützen. Ein gutes digitales Medium zur Zusammenarbeit oder auch zum Lernen sind beispielsweise Videokonferenzen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen sich, dadurch können Gefühle und Stimmungen übertragen werden.

Schwerpunkt Bildung - Hintergrund: Vom 21. bis 23. November 2019 tagt die Herbstsynode der Evangelischen Kirche der Pfalz im Mutterhaus der Diakonissen Speyer, Hilgardstraße 26, in Speyer. Thematischer Schwerpunkt ist Bildung. Die Landessynode ist als kirchliche Volksvertretung die Inhaberin der Kirchengewalt. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in den geistlichen, rechtlichen und finanziellen Bereichen der Landeskirche. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre. Interessierte können an den öffentlichen Sitzungen teilnehmen.