Buß- und Bettag 

Zukunft OFFen?

On oder Off? Die Kampagne zum Buß- und Bettag 2020 befasst sich mit der Zukunft. Grafik: Initiative Buß- und Bettag der Evangellischen Kirchen.

Ökumenischer Gottesdienst auf YouTube mit der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft (Gerd Kiefer, r.), Bistum Speyer (Stefanie Minges, Mitte) und DGB (Marcel Divivier-Schulz, l.) Foto: EABG/lk.

Speyer/Kaiserslautern (lk). Nicht vergessen: Am 18. November ist Buß- und Bettag. In der Pfalz und Saarpfalz bieten zahlreiche Kirchengemeinden Gottesdienste und Veranstaltungen, auch wenn der Kirchenfeiertag kein gesetzlicher Feiertag mehr ist. Zum zweiten Mal beteiligt sich auch die Evangelische Kirche der Pfalz an der Kampagne der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern sowie der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zum Buß- und Bettag. Unter dem Motto „Zukunft OFFen“ lädt der Feiertag die Gemeindemitglieder dazu ein, Zukunftsängste und Zukunftswünsche wahrzunehmen sowie für Energie und Hoffnung zu bitten. Besonders im Jahr 2020.

Das ist der Hintergrund: Wir sind gewohnt, alles zu regeln. An und Aus. On oder Off. Das macht vieles überhaupt erst möglich. Und dann geschehen Dinge, die nicht zu regeln sind. Ein Virus zum Beispiel. Ohne Schalter. Unberechenbar. Und Plötzlich wir wissen wir schnell nicht mehr weiter. Manchmal wünschen wir uns einen Off-Schalter für die ganze Corona Pandemie. Manchmal wünschen wir uns einen On-Schalter, wenn wir uns kraftlos fühlen und leer. Energie und Hoffnung, bitte jetzt! Und manchmal wird die Suche nach dem richtigen On oder Off auch zum Gebet: „Lieber Gott, bitte leg den Schalter um, für mich, für uns ...“.

Präsenz-Gottesdienste und musikalische Andachten zum Buß- und Bettag finden am 18. November beispielsweise in folgenden Kirchengemeinden statt: Protestantische Kirche in Mannweiler-Cölln (15 Uhr), Protestantische Kirche Finkenbach-Gersweiler (18 Uhr), Evangelische Kirche St. Julian (18 Uhr), Mennonitisches Gemeindehaus Enkenbach (18 Uhr, ökumenisch, mit Anmeldung), Protestantische Kirche Alsenborn (19 Uhr, ökumenisch, mit Anmeldung) sowie in der Protestantischen Friedenkirche (Kulturkirche) in Ludwigshafen-Nord (19 Uhr). Einen ökumenischen Gottesdienst „Zukunft OFFen“ feiern die Kirchengemeinden Gries, Miesau, Schönenberg und Kübelberg in der katholischen Kirche in Sand (19 Uhr).

Blick auf die Zukunft von Beschäftigten und Studierenden

Die Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft hat den ökumenischen Gottesdienst „Gemeinschaft schafft Hoffnung“ zum Thema Arbeitsleben ins Internet verlagert: In Kooperation mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) sowie dem Fachbereich Arbeitswelt des Bistums Speyer strahlt die Arbeitsstelle um 18 Uhr einen Video-Gottesdienst auf YouTube aus der Unionskirche Kaiserslautern aus. Für Pfarrer Gerd Kiefer, der die Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft leitet, ist es wichtig, innezuhalten, sich neu zu orientieren – besonders am Buß- und Bettag. „Angesichts der gegenwärtigen Entwicklung in Zeiten von Corona steht besonders die Frage nach der Tragfähigkeit von Gemeinschaften im Vordergrund: Wer trägt welche Verantwortung? Wer kann wie stark belastet werden und wer braucht besonderen Schutz“, so Kiefer.

Der westpfälzische DGB-Regionsgeschäftsführer Marcel Divivier-Schulz kennt die Ungewissheit für Beschäftigte in der Gastronomie oder Automobilbranche: „Die letzten Monate haben wie durch ein Brennglas die Probleme und Herausforderungen unserer Zeit deutlich gemacht. Die Geiz-ist-Geil-Mentalität der letzten Jahre fällt uns nun auf die Füße. Es gibt nur eines, was wir tun können: solidarisch zusammenhalten“, so der Gewerkschafter. Zuschauerinnen und Zuschauer können sich währenddessen im Chat miteinander austauschen. Musikalisch begleiten Claudia Botzner und Markus Bendel den Gottesdienst am Saxophon und Klavier.

Andreas Rummel, Pfarrer und kommissarischer Pressesprecher der Landeskirche, wendet in seiner Andacht im Gemeindebrief der Kirchengemeinde Miesau den Blick auf den Corona-Alltag von Studierenden. „Zukunft OFF“ heiße es für viele, „wenn sie erfahren, dass sie den nötigen Laborplatz nicht ergattert haben, um in ihrem letzten Semester die Bachelor-Arbeit zu Ende zu bringen. Das Lotto-Spiel um die seltenen Plätze, die coronabedingt noch weniger wurden, beginnt dann in einem Jahr von vorne. Ein Jahr für nichts!“. Doch auch für die Bewohnerinnen im Seniorenheim hieß es im Frühjahr „Zukunft OFF“, als sie drei Monate keinen Besuch mehr zu Gesicht bekamen, weder Sohn noch Tochter. Doch wie im Buch über den Propheten Jona, der im Namen Gottes den Menschen in Ninive den Untergang ansagen musste, geschehe laut Rummel auch Unglaubliches: „Gott legt den Schalter um auf ON.“ Von nun an heißt es: „Zukunft offen. Menschen wird ein neues Morgen zugesagt. In jeder Krise steckt auch eine Chance. Die Herausforderungen entlocken uns kreative Lösungen für scheinbar Undenkbares“, bleibt Rummel zuversichtlich.