Michael Gärtner 

"Zufriedene Pfarrer sind die beste Werbung"

Der Bildungs- und Umweltdezernent der Landeskirche, Oberkirchenrat Michael Gärtner, geht in Ruhestand. Foto: Landry

Umweltbewusst mobil: Gärtner "tankt" das E-Auto. Foto: lk

Speyer (lk). Als Michael Gärtner vor sieben Jahren sein Amt als Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz antrat, fiel ihm der Abschied vom Kirchenbezirk Ludwigshafen, wo er zuvor 17 Jahre lang Dekan war, nicht leicht. Die Menschen, mit denen er zusammenarbeitete, werde er vermissen, sagte er damals. So ergeht es ihm auch jetzt wieder: Zum April tritt der Bildungs- und Umweltdezernent der Evangelischen Kirche der Pfalz in den Ruhestand, und er scheidet mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus dem Dienst. Die Kollegen und Mitarbeiter, die Kontakte zu jungen Menschen, die mit seiner Arbeit als Bildungsdezernent verbunden waren, „die vielen interessanten Erfahrungen werden mir fehlen“. Der Gottesdienst zu Gärtners Verabschiedung und zur Einführung seiner Nachfolgerin, der Kaiserslauterer Dekanin Dorothee Wüst, findet am 24. März um 14 Uhr in der Speyerer Gedächtniskirche statt.

Bildung, Friedens- und Umweltarbeit sind die Schwerpunkte des Dezernates, das Gärtner seit März 2012 leitet. Dazu gehört u.a. die Zuständigkeit für Schulangelegenheiten einschließlich des Evangelischen Trifels-Gymnasiums Annweiler, für Religionsunterricht, für Theologiestudierende, Frauen- und Männerarbeit sowie Erwachsenenbildung. Er handle stets aus der Überzeugung, dass Bildung ein „urprotestantischer Auftrag“ ist, sagt Gärtner. An allen Orten der Landeskirche werde „gebildet, ausgebildet, fortgebildet“.

Nicht weniger wichtig: der Auftrag der Kirche zur Bewahrung der Schöpfung. Eine von Gärtners letzten Amtshandlungen wird die Verabschiedung der landeskirchlichen Umweltbeauftragten Bärbel Schäfer in den Ruhestand sein. Mit ihr und Klimaschutzmanagerin Sibylle Wiesemann hat er eine Klimaschutzinitiative umgesetzt mit dem Ziel, den von der Landeskirche verantworteten CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2005 zu reduzieren. Gärtner hat die Erfahrung gemacht, dass gerade Friedens- und Umweltarbeit viel Überzeugungsarbeit erfordern. „Für die meisten Menschen ist es schwierig, sich für einen durchgreifenden Richtungswechsel in der Lebensführung zu entscheiden – auch für mich.“

Werbung für das Theologiestudium, die Begleitung, Beratung und Ermutigung der Studierenden sei einer seiner „wichtigsten und liebsten Jobs“. Um Nachwuchs zu gewinnen – auch „Quereinsteiger“ seien erwünscht – müsse die Kirche an der Attraktivität des Pfarrerberufs arbeiten, sagt Gärtner. Der promovierte Kirchengeschichtler war nach der Vikarszeit Religionslehrer am Herzog-Wolfgang-Gymnasium in Zweibrücken und Pfarrer in Ludwigshafen-Oggersheim. „Wenn die Pfarrerinnen und Pfarrer mit ihrem Beruf zufrieden sind, ist das die beste Werbung. Auch in einer kleiner werdenden Kirche kann man fröhlich Pfarrer sein.“ Er wünsche der Landeskirche, dass sie den Gestaltungswillen aufbringe für notwendige Veränderungen. „Das Potenzial in der Pfarrerschaft ist jedenfalls da.“

Den Beginn seiner Amtszeit verknüpft der scheidende Oberkirchenrat mit einer seiner „schönsten Erfahrungen“: 2013 hat sich die Landessynode mit einem einstimmigen „Ja“ zum Trifels-Gymnasium, der einzigen Schule in Trägerschaft der Landeskirche, bekannt. Einige hätten ihm prophezeit „das schaffst du nicht“, erinnert er sich. Gut aufgestellt sei nach dem jüngsten Synodenbeschluss auch die Bibliothek und Medienzentrale: „Eine in hohem Maße wichtige und notwendige Dienstleistungseinrichtung.“ Eher ein Knackpunkt gegen Ende seiner Amtszeit: Die Diskussion um die sogenannte Herxheimer „Hitlerglocke“. Nachdem das Gericht sein abschließendes Urteil gefällt habe, wonach die Glocke hängen bleiben darf, sei die Sache „erledigt“. Wichtig sei jedoch, dass sie nicht mehr geläutet wird.

Im Amtszimmer am Domplatz 5 in Speyer mit Ausblick auf den Dom und das Historische Museum beginnt Gärtner, der am 21. April 64 Jahre alt wird und sich auf „mehr Zeit für die Enkel, viel Bewegung in freier Natur, lesen und Bücher schreiben“ freut, schon mit dem Ausräumen. Seiner Nachfolgerin hinterlässt er u.a. die Broschüre „Guter Grund für Bildung“. Die Handreichung enthält eine Bestandsaufnahme des Bildungshandelns in der Evangelischen Kirche der Pfalz und bildet die Grundlage für die Herbsttagung 2019, wenn sich die Synode schwerpunktmäßig mit dem Thema befassen wird. Und er hat einen Tipp, den er beim landeskirchlichen Cross-Mentoring-Programm gelernt habe: „Sich ins Rudel integrieren, ohne sich selbst aufzugeben.“