Aktionstag Büchel 

„Zeichen sehen und ein Zeichen setzen“

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Bischof Peter Kohlgraf (vrnl). Foto: lk/Junker.

Bischof Peter Kohlgraf bei der Predigt. Foto: lk/Junker.

Büchel/Speyer (lk). Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, die den ökumenischen Gottesdienst vor dem Haupttor des Fliegerhorstes feierten, warben dabei eindringlich für Schritte zu einem gerechten Frieden ohne die Androhung eines Einsatzes mit Atomwaffen.

„Heute stehen wir hier, und ich lade ein, unsere Gebete, unsere Heilige Schrift und das Symbol des Kreuzes ernst zu nehmen. Wir dürfen nicht anders glauben, als dass wir Menschen des Friedens werden und so unseren Beitrag leisten“, betonte Kohlgraf, der auch Präsident von pax christi Deutschland ist. Er verwies darauf, dass Papst Franziskus betonte habe, dass es keine ethisch vertretbare Rechtfertigung eines atomaren Verteidigungsschlages geben könne.

„Die Waffen hier in Büchel werden, sollten sie Einsatz finden, Menschen zerstören. Sie werden mehr Schaden anrichten, als dass sie auch nur irgendeinen Nutzen bringen würden. Sie werden Kindern und Jugendlichen die Zukunft zerstören, die selbst keinen Anteil am Konflikt haben“, mahnte der Mainzer Bischof in seiner Predigt. Natürlich würden alle hoffen, dass sie nie zum Einsatz kämen. „Aber ihre Präsenz hat nur dann einen Sinn, wenn ein Einsatz grundsätzlich nicht ausgeschlossen wird“, so Peter Kohlgraf.

„Darum sind wir hier in Büchel. Um die Zeichen zu sehen und ein Zeichen zu setzen. Dass uns der Frieden etwas bedeutet. Weil er Gott etwas bedeutet“, betonte Dorothee Wüst, die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz. Noch immer würden hier Atomwaffen lagern, die Hiroshima und Nagasaki in den Schatten stellen würden. „Noch immer wird hier so deutlich, dass in viel zu vielen Köpfen nukleare Abschreckung ein probates Mittel der Politik ist. Noch immer begreift man hier, dass Frieden auf dem Spiel steht. Immer wieder und jeden Tag von Neuem“, so die evangelische Theologin. Und weiter: „Mag sein, dass diese Atomsprengköpfe nie zum Einsatz kommen. Sie könnten es.“ Dies sei ein Schlag ins Gesicht all derer, denen Frieden etwas bedeute, betonte Dorothee Wüst.

Vielleicht werde den Kirchen hier Naivität und Dummheit vorgeworfen. „Wir sind jedoch in guter Gesellschaft“, meinte dazu der Mainzer Bischof und verwies auf Jesus Christus mit seiner Botschaft der Gewaltfreiheit und Feindesliebe. „Da werden manche zugehört haben, die nur noch den Kopf schüttelten“, so Peter Kohlgraf. Auch Jesus habe bei der Bergpredigt damit rechnen müssen, belächelt zu werden. Noch am Kreuz habe sich Jesus den Spott anhören müssen. „Es gehört offenbar zum ganz frühen christlichen Bekenntnis, das Kreuz ins Zentrum zu stellen, in dem sich Gott in Jesus Christus wirklich in die Geschichte der Menschen und wehrlos und gewaltfrei in die Zerstrittenheit hineinbegeben hat“, betonte der Bischof.

Und darum dürfe die Kirche auch die christliche Botschaft nicht verschweigen: „Kriegstreiber finden keine Sympathie in den Augen Gottes, wohl aber diejenigen, die Frieden stiften und sich für Gerechtigkeit einsetzen“, unterstrich der katholische Theologe. Jeder Mensch habe die Berufung, Frieden zu stiften, aktiv für den Frieden zu arbeiten. Das sei keine Utopie, so Kohlgraf.

Von deutschem Boden solle kein Krieg mehr ausgehen, würde immer betont „Die Anwesenheit von Atomsprengköpfen in unserem Land nimmt diesem Versprechen viel von seiner Glaubwürdigkeit“, mahnte Kirchenpräsidentin Wüst. Darum müssten die Kirchen ihre Stimmen laut und deutlich in den politischen Diskurs einbringen, forderte sie. „Sicherheit besteht für mich darin, in Verantwortung und der Besonnenheit des Glaubens alles dafür zu tun, dass auch unsere Kinder eine Welt vorfinden, in der sich ohne Angst leben lässt. Und der erste Schritt ist das Ende von Waffen, die im Handstreich dieser Welt den Garaus machen können“, so Dorothee Wüst. Deswegen seien Christinnen und Christen auch hier in Büchel, fügte die Kirchenpräsidentin hinzu.

„Wir sind hier, weil hier im Verborgenen der atomare Tod droht“, mahnte auch Ulrich Suppus von der Hunsrücker Friedensbewegung, einer der Organisatoren des Aktionstages. Hier in Büchel werde die atomare Zerstörung geübt. „Wir stehen ein für eine Welt in Gerechtigkeit und Frieden“, so der Friedensaktivist.

Der Kirchliche Aktionstag, zu dem seit 2018 eine Projektgruppe von evangelischen Christinnen und Christen aus sieben Landeskirchen sowie der katholischen Friedensbewegung pax christi aufrufen, wurde in diesem Jahr aufgrund der Pandemie in Büchel nur vor einer überschaubaren Besucherzahl von rund 80 Personen gefeiert.

Gleichzeitig wurde der Gottesdienst aber auch live gestreamt, ebenso gab es schon vorab Videobeiträge von Vertreterinnen und Vertretern aus der Wissenschaft, Friedensorganisationen und Friedensgruppen, in denen für eine atomwaffenfreie Welt geworben wurde. Zu sehen sind dabei auch die Beiträge von Musikgruppen, die eigentlich beim Aktionstag auftreten sollten, aufgrund der Pandemie aber nicht nach Büchel kommen konnten.