Wichern-Werkstätten: „Der Bedarf wird weiter steigen“
Speyer (evh/lk). Kommunikation und Qualitätsmanagement sind ihm wichtig, für seine Mitarbeiter will er „nah und greifbar“ sein: Der neue Einrichtungsleiter der Wichern-Werkstätten, Stefan Schreiber, trägt seit dem 1. Dezember 2016 die Verantwortung für die sechs Zweigstellen der anerkannten Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Haßloch, Ludwigshafen, Speyer, Landau und Bellheim. Rund 500 Beschäftigten, die aufgrund ihrer psychischen Behinderung derzeit nicht in der Lage sind, einer Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt nachzugehen, bieten die Wichern-Werkstätten die Möglichkeit zur Teilhabe am Arbeitsleben. Die Wichern-Werkstätten sind eine Einrichtung der Evangelischen Heimstiftung Pfalz.
„Es hat sich aus meiner Perspektive einiges geändert. Kollegen, mit denen ich vorher auf einer Hierarchieebene zusammen gearbeitet habe, erhalten jetzt Anweisungen von mir. Der Umbruch in den gesetzlichen Rahmenbedingungen erforderte viel Einarbeitungszeit für mich“, fasst Stefan Schreiber seine ersten Monate als neuer Einrichtungsleiter der Wichern-Werkstätten zusammen. Als Einrichtungsleiter ist der 40-Jährige Vorgesetzter für die 116 Mitarbeiter, die zum Beispiel als Gruppenleiter, im begleitenden Dienst oder in der Werkstattverwaltung tätig sind.
Zuvor war Schreiber drei Jahre lang technischer Leiter der Wichern-Werkstätten. „Ich bin Quereinsteiger, habe Bauingenieurwesen studiert“, erzählt der Familienvater über den Anfang seiner beruflichen Laufbahn. Danach hat er zwölf Jahre in einem Ingenieurbüro gearbeitet. Der Südpfälzer erklärt, dass sein früherer Beruf sich zwar inhaltlich von der Arbeit der Wichern-Werkstätten stark unterscheide, betont jedoch gleichzeitig, dass er in seinem damaligen Ingenieurbüro auch mit organisatorischen Aufgaben vertraut war. Ein besonderer Punkt hierbei war das Qualitätsmanagement – organisatorische Maßnahmen, die die Prozessqualität verbessern.
Diese gesammelten Erfahrungen seien ihm bei seiner ersten Position als technischer Leiter der WfbM zugutegekommen, denn auch hier habe die Organisation eine wichtige Rolle gespielt: „In dieser Funktion war ich für die Beschaffung von Produktionsaufträgen und deren Abwicklung zuständig.“ Dazu gehörte auch die Korrespondenz mit Kunden, die mit ihren Aufträgen für die Wichern-Werkstätten die sinnvolle Beschäftigung der Menschen mit psychischer Behinderung sichern. Zusätzliche Einblicke in die Organisations-Struktur der Wichern-Werkstätten erhielt der Südpfälzer dadurch, dass er im Leitungsteam vertreten war.
Alle seine vorherigen Aufgaben als technischer Leiter halfen Schreiber bei seiner Position als Einrichtungsleiter. Gegenüber vorherigen Tätigkeiten sind jetzt neue, übergeordnete Aufgaben wie das Aufnahmeverfahren, der Berufsbildungsbereich und der Arbeitsbereich der Werkstatt im Fokus. Auch mit Personalangelegenheiten und der Auswirkung von gesetzlichen Vorschriften auf den Werkstatt-Alltag muss er sich verstärkt auseinander setzen. Auch will er aktiv an der Arbeit in den verschiedenen Werkstattgremien teilnehmen. Was ihn an seiner neuen Tätigkeit als Einrichtungsleiter sehr am Herzen liege, sei der Bereich „Kommunikation als Führungskraft“: „Das ist spannend und gleichzeitig knifflig.“ Darüber hinaus lege er großen Wert auf den Gesamtprozess der Teilhabe im Sinne des Leitbildes der Evangelischen Heimstiftung Pfalz. „Systematisches Vorgehen, das Ordnen und Einordnen von Sachverhalten, macht mir Freude. Ein gut funktionierendes Qualitätsmanagementsystem halte ich dabei für ein nützliches Werkzeug“, erklärt der Südpfälzer.
Für die Zukunft hat der 40-Jährige vor, die vielen bereits gut laufenden Prozesse in den Zweigstellen der Wichern-Werkstätten zu fördern und weitere Tätigkeitsfelder zu erschließen. „Die Digitalisierung wird sicherlich Auswirkungen auch auf unsere Arbeitsbereiche haben. Ich bin mir aber sicher, dass der Bedarf an Werkstatt-Arbeitsplätzen für Menschen mit psychischer Behinderung weiter steigen wird und die Wichern-Werkstätten auch in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag für deren Teilhabe am Arbeitsleben leisten können.“