Pfarrer werden 

Wertschätzung für Religionsschüler wird digital übermittelt

Vikar Daniel Götzfried im Home Office. Foto: lk/privat.

Vikarin Stefanie Christmann bei der Erstellung und Kontrolle der Aufgaben für die Schüler. Foto: lk/privat.

Vikar Patrick Keipert. Foto: lk/awr.

Kaiserslautern/Homburg/Landau (lk). Im Oktober 2019 haben fünf Theologinnen und sechs Theologen das Vikariat, den Vorbereitungsdienst für das zukünftige Pfarramt in der Evangelischen Kirche der Pfalz, begonnen. Im Februar hatten wir über ihren Einsatz an der Grundschule berichtet. Mittlerweile verbringen sie die zweite Station der zweieinhalbjährigen Ausbildungszeit an einer weiterführenden oder beruflichen Schule. Und zwar mitten in der Corona-Pandemie.

Daniel Götzfried aus Kaiserslautern ist seit Ende Februar als Vikar am Albert-Schweitzer-Gymnasium eingesetzt. Zuvor absolvierte er mit den anderen zehn Vikarskollegen einen zweiwöchigen Kurs „Religionspädagogik II“ am Protestantischen Predigerseminar in Landau. Er hatte sich gerade an die Schulabläufe gewöhnt, hospitierte im Religionsunterricht des Mentors und sammelte daraufhin eigene Erfahrungen beim Religionsunterricht der Jahrgänge 6 und 10, als sich am 16. März mit der Schulschließung wegen der Corona-Pandemie alles änderte.

„Die Vorbereitung und Durchführung der Unterrichtsstunden haben mir viel Freude bereitet und erforderten inhaltliche Präzision sowie methodische Kreativität“, sagt Götzfried. Gern hätte er mehr davon erlebt. Die Umstellung auf den Fernunterricht stand auf der Tagesordnung. „Bis zu den Osterferien fühlte es sich an wie eine Überbrückungszeit. Ich habe Arbeitsblätter für die 6. und 10. Klasse vorbereitet, sie an die Schüler versendet und nur eine freiwillige Rückmeldung eingefordert“, erzählt Götzfried.

Seit Mitte April ist die Beschulung zuhause Normalzustand geworden. Per E-Mail überprüft der Vikar, ob und wie die Schüler die gestellten Aufgaben lösen. „Diese Art des Unterrichtens empfinde ich angesichts der aktuellen Situation als notwendig, aber dennoch auch als unbefriedigend. Mir fehlt die Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern“, berichtet der 26-Jährige.

Vieles, was sonst im Unterricht stattfindet, lasse sich online nicht darstellen oder auffangen. „Aber es ist schön, auch in dieser Situation aktiv zu sein und die Schülerinnen und Schüler mit Arbeitsaufträgen zu versorgen.“ Daher freut sich Götzfried, ab dem kommenden Montag zumindest die Klassenstufen 10 bis 12 unterrichten zu dürfen, die in den Unterricht zurückkehren. Ob bis zum Ende seines Schulpraktikums Ende Mai auch weitere Klassen dazukommen, ist noch ungewiss.

Auch die Vikarin Stefanie Christmann unterrichtete vor der Corona-Pandemie die meiste Zeit eigenständig im Fach Religion in den Klassen 5, 8, 9 und gelegentlich auch bei den Zehnt- und Zwölftklässlern oder hospitierte bei ihrem Mentor. Sie absolviert den zweiten Teil des Schulvikariats am Johanneum, einem katholischen Gymnasium im saarländischen Homburg.

Vor der Corona-bedingten Schulschließung hatte Christmann Themen geplant, die die Schüler mit allen Sinnen erkunden oder mit denen sie sich im Klassendialog auseinandersetzen sollten. Zudem sollten die Schüler Gottesdienste und Andachten mitgestalten. „Vieles davon konnten wir so nicht beenden“, sagt die Vikarin. Denn mit der Schulschließung Mitte März wurde der Unterricht mittels einer Schulcloud auf die digitale Form umgestellt.

Die Vorbereitung der Aufgaben für den Religionskanal stellte die 28-Jährige vor große technische Herausforderungen, mit denen sie sich „anfreunden“ musste. „Der Arbeitsaufwand für die Digitalaufgaben ist größer. Sie müssen präziser und kleinteiliger erstellt werden, damit auch jüngere Schüler zu Hause vor dem Bildschirm damit zurechtkommen“, weiß Christmann. Sie nimmt sich Zeit, die Ergebnisse zur kontrollieren und eine Rückmeldung zu geben, „damit die Schüler eine Wertschätzung für ihre Leistungen bekommen“.

Zudem ist der Vikarin in dieser besonderen Situation wichtig, Verständnis für die Schüler und ihre Familien aufzubringen und zu helfen. Sie bot sich auch als Seelsorgerin für Schüler und Eltern an. „Sie vertrauen mir per E-Mail oder in Telefonaten ihre Probleme an, erzählen mir von der Überforderung mit mehreren Kindern zu Hause oder den Konflikten, die durch die ständige Nähe in der Familie entstehen. Das ist sicherlich eine Erfahrung, die ich ohne die Corona-Pandemie nicht in diesem Ausmaß erlebt hätte“, ist Christmann dankbar. Nach und nach wird sie die Schüler teils digital, teils zurück in der Schule unterrichten. Anfang Juni startet für sie das Gemeindepraktikum in Niederbexbach.

Vikar Patrick Keipert unterrichtete vor Corona in seinem zweiten Schulvikariat an der Berufsbildenden Schule Landau (BBS) Schüler, die im Berufsvorbereitungsjahr oder in der Berufsfachschule ihren Haupt- oder Realschulabschluss machen wollen. Der Vikar erteilte Religionsunterricht in drei Klassen und hospitierte in weiteren Klassen auch in Sozialkunde und Deutsch. „Religion findet hier konfessionsübergreifend statt. Die unterschiedlichen Konfessionen in den Klassen empfinde ich als spannende Möglichkeiten, aus unterschiedlichen Perspektiven miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt Keipert. Das sei beispielsweise beim Thema Abraham der Fall gewesen. Zwei Schüler im Religionskurs stammten aus Syrien und berichteten von ihrer Flucht. „Das war sehr bewegend und eine Erfahrung, die sich fundamental von unseren Erfahrungen hierzulande unterscheidet“, so Keipert.

Aus Sicht des Vikars ist Religionsunterricht während der Corona-bedingten Schulschließung fast nicht mehr möglich. „Der Religionskurs lebt von der Kommunikation der gemischten Konfessionen. Wenn sie nicht möglich ist, fehlt der Kern des Unterrichts, seine Faszination“, schildert der Landauer. Stattdessen stand Keipert im Kontakt mit seiner Mentorin, die ihn am Austausch mit den Schülern während der Corona-Pause teilhaben ließ.

„Ich finde es sehr schade, dass die Pandemie mein Schulvikariat jäh unterbrochen hat und ich keine Gelegenheit hatte, mich von den Schülern zu verabschieden“, sagt der Vikar. Was Keipert und seinen Vikarskollegen in der Pfalz und Saarpfalz bleibt, ist auch während der Pandemie der Austausch untereinander und mit dem Leiter des Predigerseminars in Landau über regelmäßige Videokonferenzen. Ab Ende Mai wird Keipert ins Gemeindevikariat in die Stiftskirche Landau wechseln.