Kirchenpräsident 

Weiter nach der sichtbaren Einheit der Kirchen suchen

Zwiegespräch: Papst Franziskus und Kirchenpräsident Christian Schad.

Päpstliche Medaille als Gastgeschenk: Papst Franziskus, Landesbischof Karl-Hinrich Manzke und Kirchenpräsident Christian Schad.

Freundlicher Empfang: Die Delegationsmitglieder im Vatikan. Fotos: © Vatican Media

Speyer (lk). Dem ökumenischen Dialog mit dem Ziel eines gemeinsamen Abendmahls sieht der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad weiterhin hoffnungsvoll entgegen. Daran ändere auch die Entscheidung der päpstlichen Glaubenskongregation nichts, die Handreichung der Deutschen Bischofkonferenz zum Kommunionsempfang evangelischer Ehepartner noch nicht zur Veröffentlichung freizugeben.

Das Schreiben der Glaubenskongregation verweise zudem auf das jetzt schon bestehende Recht jedes Diözesanbischofs, in Einzelfällen den Eucharistieempfang evangelischer Christen zu erlauben, sagte Schad bei einem Pressegespräch in Speyer. Schad berichtete dabei vom Treffen von Vertretern des Lutherischen Weltbundes im Vatikan, an dem er als Repräsentant der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland teilgenommen hatte.

Auf dem Programm der Delegation standen Gespräche mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Ladaria, und Monsignore Türk vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen. Höhepunkt der Begegnungen war eine Privataudienz bei Papst Franziskus, in dem dieser zu einer geduldigen Gangart im ökumenischen Dialog geraten habe. Dies bedeute jedoch nicht, stehen zu bleiben, sondern voranzuschreiten „auf eine Zukunft, die auf eine völlige Überwindung der Meinungsverschiedenheiten zielt“, zitierte Kirchenpräsident Schad den Papst.

Auch wenn Papst Franziskus in seiner Haltung zur Mehrheitsentscheidung der deutschen Bischofskonferenz eine Wendung vollzogen habe, sei er an einer baldigen Klärung der Frage des Kommunionsempfangs nicht-katholischer Ehepartner interessiert, erläuterte Schad. Die zuständigen Vatikanbehörden seien bereits damit beauftragt. Für den Vertreter der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland verbindet sich mit den Äußerungen des Papstes die Hoffnung, dass über die kirchenrechtliche Frage der Zulassung evangelischer Ehepartner zur Eucharistie hinaus die grundsätzlichen theologischen Aspekte in den Mittelpunkt rücken. Wenn nach katholischem Verständnis die Ehe ein Sakrament sei und Ehe und Familie die kleinste Zelle der Kirche bilde, „dann verlangt auch die konfessionsverbindende Ehe die kirchliche Gemeinschaft im Abendmahl“, erklärte Schad. „Denn in ihr“, der konfessionsverbindenden Ehe, so der Kirchenpräsident, „verwirklicht sich Kirche, nicht Kirchenspaltung!“

Zuversichtlich zeigte sich Schad im Blick auf die ökumenischen Gespräche über das Kirchenverständnis. Hier seien sich katholische Kirche und protestantische Kirchen deutlich näher gekommen. Er freue sich darauf, im September 2018 der in Basel tagenden Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) einen ökumenisch erarbeiteten Text zu „Kirche und Kirchengemeinschaft“ vorzulegen. Dieser, so die Hoffnung des Kirchenpräsidenten, könne den weiterführenden Auftrag auslösen, die Gespräche mit dem Vatikan auch offiziell fortzusetzen, um die anstehenden Fragen zu klären. Kirchenpräsident Christian Schad leitet evangelischerseits die Gespräche zwischen der GEKE mit dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen. Er ist darüber hinaus der evangelische Vorsitzende des Kontaktgesprächskreises zwischen dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz.

Der pfälzische Kirchenpräsident berichtete von seinem Gespräch mit dem Papst auch, dass er Franziskus das Erbe der innerevangelischen Kirchenvereinigungen erläutert habe. Die Unionen des 19. Jahrhunderts verpflichteten dazu, „heute weiter nach der sichtbaren Einheit zu suchen als vielfältige Gemeinschaft in einem Glauben und am Tisch des Herrn“, erklärte Schad.

Ungeachtet der katholischen Diskussionslage erinnerte der Kirchenpräsident an die evangelische Position in der Frage der Teilnahme am Abendmahl. „Wir laden alle getauften Christen ein“, betonte Schad und verwies auf die jeweilige „Gewissensentscheidung der Einzelnen, ob sie diese Einladung auch annehmen“.