Schad und Gärtner rufen dazu auf, die Spirale von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen 

Weihnachten als Trost und Ermutigung zur Zivilcourage

Speyer/Herschweiler-Pettersheim (lk). Kirchenpräsident Christian Schad hat im Weihnachtsgottesdienst dazu ermutigt, mit Zivilcourage gegen Größenwahn und die verführerischen Parolen von Populisten und Nationalisten aufzustehen. Die Geburt Jesu in einem Stall in Bethlehem, „ganz unten bei den Habenichtsen und Vergessenen, bei den Opfern von Terror und Gewalt“, sei ein Symbol dafür, dass die Spirale von Gewalt und Gegengewalt in der Welt durchbrochen werden könne, sagte Schad in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in der Speyerer Gedächtniskirche. Oberkirchenrat Gärtner, der am zweiten Weihnachtsfeiertag in Herschweiler-Pettersheim predigte, rief dazu auf, im Vertrauen auf Gottes Liebe auf Gewalt mit Verzeihen zu antworten.

„Wir geben dem Terror nicht dadurch Recht, dass wir uns entzweien lassen, nur weil wir aus unterschiedlichen Kulturen stammen oder auf verschiedene Weise unseren Glauben leben.“ Mit diesen Worten ging Kirchenpräsident Schad auf den jüngsten Anschlag in Berlin ein: „Nein, wir lassen uns nicht zur Unmenschlichkeit verführen. Die Kraft der Versöhnung ist stärker als der Hass. Diese Botschaft ist unser Trost. Mit ihr“, so ermutigte Christian Schad, „können wir leben und werden wir leben und die Gewalt überwinden.“

Die biblische Geschichte von Bethlehem könne den Menschen auch Mut machen, die Angst vor der eigenen Schwäche zu überwinden. Die Gesellschaft sei aufgerufen, denjenigen zu widerstehen, die ein Bollwerk gegen Vielfalt, gegen alles Fremde und Bedrohliche errichten und sich zu Führern eines neues Nationalismus erheben wollten, führte der Kirchenpräsident weiter aus.

Das Geschehen von Bethlehem, dem „unscheinbaren Ort in der Provinz“, aus dem der Retter der Welt kam, schärfe das Gewissen: „Hier bekommen wir ein Gefühl für Gerechtigkeit, da entwickeln wir den Mut und die Kraft, dem Ungeist des Vereinfachens und Spaltens zu widerstehen“, bekräftigte der Kirchenpräsident. Die Geburt Jesu in einer Krippe fordere die Christen dazu auf, hinabzusteigen – dorthin, wo es an allem fehle, wo Armut und Krankheiten wohnten „und die Angst lauert“. Bethlehem sei daher auch ein Symbol für die Flüchtlingslager und Elendsviertel dieser Erde. Hier zeige sich nicht ein diffuser Gott, sondern der Herr der Welt: „Gottes Macht, die den geschlossenen Zeithorizont zerbricht ‚von Anfang an und von Ewigkeit her‘.“

Gerade angesichts allgegenwärtiger Angst und Gewalt sei das Vertrauen auf Gottes Liebe umso wichtiger, sagte Oberkirchenrat Michael Gärtner vor dem Hintergrund des jüngsten Terroranschlages. „Wir werden unsere gewohnten Wege weiter gehen im Vertrauen darauf, dass uns nichts von ihr scheiden kann. Menschen, die hassen und töten sind Gottes Kinder wie wir – verirrte Kinder, aber seine Kinder.“ Es gehe um das, was die Bibel Bewährung nenne: „Wir beten immer zugleich für die Opfer und die Täter, für die Leidenden und die Getriebenen.“