Modell macht Schule 

Von der Telefonzelle zur „Biblioboxx“

Die Biblioboxx im lothringischen Forbach. Die Gleiche in Grün lädt ab 20. April in Neustadt-Haardt zum Büchertausch ein. Foto: BBS

In der Metallwerkstatt von links: Reinhard Weber, Peter Dietz, Melanie Decker, Jean Mi Egloff, Pascale Gallo und Rainer Diehl. Foto: BBS

Neustadt-Haardt/Forbach (lk). Sie sieht aus wie eine Telefonzelle – wäre sie nicht blau und statt mit Telefonbüchern mit allerhand anderem Lesestoff ausgestattet: Die „Biblioboxx“, ein länderübergreifendes Gemeinschaftsprojekt der Berufsbildenden Schule (BBS) Neustadt und des Lycée Hurlevent in Behren-Lès-Forbach. 2017 wurde sie von den Schülern der BBS in den Fächern Evangelische Religion und Metall und von Auszubildenden in Forbach in den Fächern Grafik und Design aus einer ausrangierten Telefonzelle von France Orange zu einer Büchertauschkabine umgebaut und im lothringischen Forbach aufgestellt. Jetzt lädt die – grüne – Nachfolgerin des Prototyps vor dem protestantischen Gemeindehaus in Neustadt-Haardt zum Büchertausch ein.

Pfarrer Reinhard Weber betreut als Religionslehrer an der Berufsbildenden Schule das Projekt zusammen mit dem Team Fachpraxis Metall, Rainer Diehl, Peter Dietz und Günter Gauer. Weber wünscht sich, dass zur Einweihung der ersten pfälzischen „Biblioboxx“ am Freitag, 20. April, um 16 Uhr die Gäste „eines ihrer Lieblingsbücher“ für die Büchertauschbox mitbringen. Eine Bibel werde der Leiter des Neustadter Bibelhauses, Pfarrer Michael Landgraf, bereitstellen.

Dass die „Biblioboxx“ in Neustadt-Haardt ihren Platz findet, sei ausdrücklicher Wunsch des dortigen Presbyteriums gewesen, so Weber. „Ein öffentlicher, für jeden zugänglicher ‚Bücherschrank‘ fehlte bis jetzt in unserem Ortsteil. Eine tolle Initiative der Schüler, ein wetterfestes Telefonhäuschen in eine kostenfreie Büchertauschbörse zu verwandeln“, freut sich Presbyter Wolfgang Dörr.

Die 2017 beschlossene Partnerschaft zwischen der Berufsbildenden Schule Neustadt und dem Lycée Hurlevent in Behren-Lès-Forbach sei aus einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Akademie Nancy-Metz und dem Pädagogischen Landesinstitut in Rheinland-Pfalz hervorgegangen, schildert Pfarrer Weber. „Wir treffen uns abwechselnd in Forbach und in Neustadt mit den beteiligten Klassen. Die Partnerschaft beruht darauf, dass die Schüler und Schülerinnen etwas gemeinsam herstellen und öffentlich machen.“ Die 16- bis 18-Jährigen besuchen die Berufsfachschule 1 Metall in Neustadt. In Forbach absolvieren die Schüler ihre Ausbildung für Grafik und Design in der Schule. Die jungen Leute seien weitgehend ohne Kenntnisse der anderen Sprache, sagt Weber. Dennoch klappe die Verständigung auch über Sprachbarrieren hinweg: „Beim gemeinsamen Arbeiten lernen sie sich kennen und wertschätzen.“

Das Modell, das über das europäische Projekt SESAM-GR gefördert werde, habe Mehrsprachigkeit, die Entwicklung von Kompetenzen für eine demokratische Kultur und bürgerliches Engagement sowie grenzübergreifende Berufsausbildung zum Ziel. Themen wie die Bewahrung der Schöpfung und der achtsame Umgang mit Ressourcen, gegenseitige Wertschätzung und Wertebildung seien wichtig. Diese würden im Fach Evangelische Religion behandelt, so Weber. „Über die konkrete Umsetzung sprechen wir uns im Team ab, so dass eine enge Verzahnung von praktischer Arbeit und theoretischem Unterricht stattfindet.“

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