Innovationspreis 

Von der Fankirche bis zur Stille in der Nacht

Strahlende Gesichter: Juroren und Preisträger freuen sich über die innovativen Projekte. Foto: view

Raum für Anhänger des FCK und seiner Gegner: Die Mitarbeiter der Fan-Kirche auf dem Betzenberg. Im Vordergrund Jürgen Jäger. Foto: view

Kaiserslautern (lk). Von der Fankirche auf dem Betzenberg über einen Lektorenkurs für Menschen aus persisch-sprachigen Ländern bis zur „Stille in der Stadt“ reicht die Bandbreite der Projekte, die mit dem Innovationspreis der Evangelischen Kirche der Pfalz ausgezeichnet wurden. Oberkirchenrat Michael Gärtner übergab bei einer Feier in der Stephanuskirche Kaiserslautern die Preise in einer Gesamthöhe von rund 42.000 Euro an Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen. Die Finanzmittel seien ein „Risikokapital“, denn die Projekte würden nicht aufgrund ihres Erfolges gefördert, sondern „weil sie Wege einschlugen, deren Verlauf durchaus offen ist“, erklärte Gärtner.

Innovation bedeutet nach Auffassung des Oberkirchenrats, dass „das Fremde mit dem Eigenen verbunden wird, damit Neues entstehen kann“. So erhielt der Missionarisch-Ökumenische Dienst den Preis für seinen interkulturellen Lektorenkurs. In ihm werden Christen anderer Sprache und Herkunft ausgebildet, die nicht nur an der Gestaltung von Gottesdiensten mitwirken, sondern zugleich auch „Vermittler zwischen alten und neuen Gemeindegliedern sein können. Sie sind Brückenbauer zwischen den christlichen Kulturen“, sagten die Kursleiter Arne Dembek und Florian Gärtner

Damit die arabisch-sprechenden Christen besser an den Gottesdiensten der Auferstehungskirchengemeinde Speyer teilnehmen können, hat die Gemeinde technische Geräte, darunter zwei Bildschirme, angeschafft, um Lied- und Lesungstexte in arabischer und lateinischer Schrift und deutscher Übersetzung anzeigen zu können. Von Anfang an sei es das Anliegen der arabischen Christen gewesen, Teil der Auferstehungskirchengemeinde zu sein, erklärten Pfarrer Uwe Weinerth und der Vertreter der arabischen Christen, Wassiem Gayed.

Die Kirchengemeinde Neustadt-Hambach machte sich im Reformationsjubiläumsjahr auf die Suche, „um eine Vision für Hambach und unsere Gemeinde zu entwickeln“, sagte Markus Frank. Ein Ergebnis des „Ideen-Jamming“ war das einer neuen Gottesdienstform. „Punkt6“ führt am Sonntagabend vor allem Menschen zwischen 35 und 50 Jahren zusammen, die debattieren und musizieren, einander zuhören und miteinander lernen. Die Musik spiele dabei eine wesentliche Rolle, und so werde mit dem Förderpreis eine Musikanlage angeschafft, „die uns eine professionelle Darbietung ermöglicht“.

Gemeinsame Gebete, geistliche Impulse und Begegnungen mit dem „Gegner“ will die Fan-Kirche des Gemeindepädagogischen Dienstes (GPD) Kaiserslautern Anhängern des 1. FCK und seiner Gastmannschaften bieten. Presbyterin Annette Conrad hatte beim Evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin den Gottesdienst zum parallel stattfindenden DFB-Pokalendspiel besucht und war fasziniert von der Atmosphäre. Nun möchte sie etwas davon in die Drittligastadt Kaiserslautern bringen und hat mit dem bekennenden FCK-Fan Jürgen Jäger vom GPD am Konzept gearbeitet, das nun in der Stephanuskirche auf dem Betzenberg umgesetzt werden soll.

Stille in der lärmenden Stadt will die City-Kirchen-Arbeit Ludwigshafen entdecken. Dazu soll im Mai 2019 ein Projekt gestartet werden, an dem sich auch außerkirchliche Einrichtungen und Vereine beteiligen. „Mit großer Offenheit und Kreativität möchten wir zusammen mit anderen experimentieren, wie Stille unserer Stadt und uns selbst zu mehr Tiefe verhilft“, erklären Bärbel Bähr-Kruljac und Susanne Schramm. Zum Beweis fordern sie bei der Preisverleihung die Gäste zu einer Minute Stille auf. Zart und einfühlsam begleitete die junge Musikerin Johanna Horn die Veranstaltung musikalisch.

Die Gründung des mit insgesamt 50.000 Euro dotierten Innovationsfonds geht auf einen Beschluss der Landessynode von 2014 zurück. Innnovation sei immer ein Wagnis, heißt es in dem Synodalpapier, „denn sie versucht sich am Unbekannten“. Der Fonds wird jährlich ausgeschüttet und kann auf mehrere kleinere Projekte oder auf einzelne Projektphasen aufgeteilt werden. Mitglieder der Jury sind u.a. die Direktorin der Pfalzgalerie Kaiserslautern, Britta Buhlmann, Bezirkstagsmitglied Günther Ramsauer, die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des Historischen Museums der Pfalz, Sabine Carle-Coen, Isa-Dorothe Gardiewski von der Technischen Universität Kaiserslautern und Landessynodaler Helmuth Morgenthaler.