Pfarrer werden 

Vikare erleben bei Schülern großes Interesse am Fach Religion

Kreativität ist gefragt: Vikarin Stefanie Christmann nutzt bei den Erstklässlern Bodenbilder. Foto: lk/privat.

Vikarin in Bexbach/Homburg: Stefanie Christmann. Foto: lk/Rummel.

Vikar in Landau: Patrick Keipert. Foto: lk/Rummel.

Vikar in Kaiserslautern: Daniel Götzfried. Foto: lk/Rummel.

Bexbach/Landau/ Kaiserslautern (lk). Im Oktober 2019 haben fünf Theologinnen und sechs Theologen das Vikariat, den Vorbereitungsdienst für das zukünftige Pfarramt in der Evangelischen Kirche der Pfalz, begonnen. Die erste Station der zweieinhalbjährigen Phase verbringen die Vikare an einer Grund- oder Realschulen plus.

Stefanie Christmann aus Börsborn hat in den letzten knapp vier Monaten die Klassen 1 bis 4 in der Grundschule im saarländischen Bexbach in Religion unterrichtet. „Ich hatte großes Glück, zehn Stunden in der Woche selbständig gestalten zu dürfen. Andererseits hatte ich auch Bedenken, den Herausforderungen in der Schule nicht gerecht zu werden“, sagt die 28-Jährige. Doch mit Kreativität und einem Gespür für die Schüler jeder Klassenstufe gelang es Christmann, deren Neugier für religiöse Themen zu wecken. „Bei den Kindern der ersten Klasse, die noch nicht lesen und schreiben können, war es nicht leicht, den Stoff näher zu bringen“, erzählt Christmann. In den Unterrichtseinheiten erforschten die Kinder historische und biblische Figuren wie Sankt Martin, Jesus oder Abraham und Sara, begriffen mit Bodenbildern oder selbstgebauten Modellen die Lebensumstände und Gefühle der Personen.

Die vierte Klasse beschäftigte sich mit dem Thema Tod und Trauer. „Zu Beginn der Einheit haben wir den Raum abgedunkelt, ein schwarzes Tuch, ein Kondolenzbuch, eine Traueranzeige ausgelegt und eine Kerze angezündet. „Jedes Kind durfte Fragen und Erfahrungen zum Thema Tod aufschreiben, mit anderen teilen oder für sich behalten. Es war sehr emotional. Aber die Schüler hielten sich daran, dass nichts Persönliches nach außen drang. So ist die Klasse immer enger zusammengewachsen“, freut sich Christmann. Das Angebot, in der Pause weiter über Trauererfahrungen zu sprechen, nahmen die Schüler gerne an. „Ich wurde nicht nur als Religionslehrerin wahrgenommen, sondern als Seelsorgerin“, sagt die Vikarin. Ihr sei es wichtig, die Systeme Schule und Kirche miteinander zu verbinden und frühzeitig eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen. „Religionsunterricht wird dringend benötigt, damit die Schüler Luft holen und über ihre Gefühle und Ängste reden können“.

Auch Patrick Keipert erlebte an einer Grundschule in Landau ein großes Interesse der Schüler am Fach Religion. „Das hätte ich vorher nicht erwartet“, ist der Vikar erstaunt. „Die Kinder haben gut mitgearbeitet und mich als Lehrer geschätzt“. Seine Mentorin in der Schule leitete ihn in Methodik an und gab detailliertes Feedback. Den Unterricht gab Keipert in den letzten Monaten nicht nur in Religion, sondern auch in Mathematik. „Das hat mich erstaunt. Die Unterrichtsvorbereitung war anstrengend“. Von den Lehrerkollegen fühlte sich Keipert respektiert: Sie fragten ihn öfters zu Religionsthemen für den Unterricht. „Ich wurde als Vertreter der Landeskirche vor Ort wahrgenommen. In Gesprächen zum Thema Kirche habe ich meistens eine kritische Haltung bemerkt“, so Keipert.

Daniel Götzfried verbrachte die letzten Monate in der Grundschule Schillerschule in Kaiserslautern. Auch er erlebte, dass Kirche dort nahezu keine Rolle spielt und Religionslehrer somit eine große Verantwortung hätten. „Die Schulleitung bemüht sich um größtmögliche religiöse Neutralität. Die einzige Möglichkeit, dass Schüler den christlichen Glauben erleben, gibt es im Religionsunterricht“, sagt Götzfried. Eine große Herausforderung sei es, im Religionsunterricht lebensweltliche Anschlüsse an die religiösen Themen zu schaffen. „Am besten ist mir das mit Musik gelungen, zum Beispiel als ich das Thema Schöpfung in der dritten Klasse mit einem Lied eingeleitet und begleitet habe“.

Überraschend war für den 26-Jährigen, dass er während des Grundschulpraktikums mehr Mathematik und Deutsch als Religion unterrichtete. Die Gründe: „Die Klassenstufen hatten parallel Religionsunterricht, so konnte ich nicht überall dabei sein. Zudem unterrichtete meine Mentorin selbst keinen Religionsunterricht“, erzählt Götzfried. Dennoch ist ihm der Einstieg ins Berufsleben leicht gefallen, auch dank der Begleitung des Predigerseminars sowie der Unterstützung der Mentorin und der Lehrerkolleginnen.

In den nächsten Monaten werden die Vikare im Schulpraktikum an eine Berufsschule oder ein Gymnasium wechseln. Nach dieser Phase wird die Landeskirche wieder über die Erlebnisse der Vikare berichten.

Hintergrund: In der Regel beginnen Vikarskurse mit dem Schulpraktikum. Es gliedert sich in zwei Phasen: Zu Beginn halten Vikare Unterricht in einer Grund- oder Realschule plus, im zweiten Abschnitt dann in einer Berufsschule oder einem Gymnasium. Das Predigerseminar in Landau begleitet diese Phase mit Kursen, Studientagen und Unterrichtsbesuchen sowie durch Fortbildungstage für Schulmentoren. Den Abschluss des Schulpraktikums bestimmen examensrelevante Leistungen wie der Unterrichtsbesuch der Prüfungskommission mit Benotung und die Katechese. Während des Gemeindepraktikums halten Vikare zwei Schulstunden aus dem Stundendeputat des Mentors.