Treffen in Speyer 

Vielfalt als Chance begreifen

Andreas Kohrn, Wolfgang Seibel, Ruth Raab-Zerger, Christian Schad, Rainer Burkart, Patrick Schmidt, Manfred Sutter, Wolfgang Schumacher (v.l.n.r.). Foto: lk

Speyer (lk). Mit dem Jubiläumsjahr 2017 ist die Erinnerungsarbeit an die Reformation nicht beendet. Dies haben Vertreter der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) bei einem Treffen in Speyer betont. Nachdem die Landeskirche im vergangen Jahr 200 Jahre Pfälzer Kirchenunion gefeiert hatte, geht die ASM auf das 500. Jubiläum der Täuferbewegung im Jahr 2025 zu. Der Auftakt des fünfjährigen Vorbereitungsweges ist nach Angaben des ASM-Vorsitzenden Wolfgang Seibel im Rahmen des Mennonitischen Gemeindetages 2020 geplant. Der Gemeindetag findet vom 20. Mai (Christi Himmelfahrt) bis zum 24. Mai auf dem Weierhof bei Kirchheimbolanden statt. 

Kirchenpräsident Christian Schad, der von Seibel zum Eröffnungsgottesdienst am Himmelfahrtstag eingeladen wurde, betonte die Bedeutung der reformatorischen Jubiläen. Sie böten Anlass, sich mit der eigenen Geschichte kritisch auseinanderzusetzen und dienten zugleich der Selbstvergewisserung. Eine der schönsten Erfahrungen aus den eigenen Jubiläen sei es jedoch, dass nicht konfessionell verengt, sondern in ökumenischer Weite gefeiert worden sei. „Dabei ging es nicht darum, Differenzen zu verschweigen, sondern vom eigenen Standpunkt aus sich wechselseitig seine Sichtweise darzulegen und konstruktiv aufeinander zu beziehen“, sagte der Kirchenpräsident. Die Vielfalt sei als Chance zu begreifen. Auch nehme er die Einladung, 2020 beim Mennonitischen Gemeindetag dabei zu sein, gerne an.

ASM-Vorsitzender Wolfgang Seibel erklärte, die fünf Vorbereitungsjahre auf das Täuferjubiläum dienten nicht nur der Erinnerung, sie fragten auch nach der Bedeutung täuferischer Traditionen für heute und morgen. Darüberhinaus wolle man zugleich ökumenische Impulse setzen. Ein besonderes Augenmerk gelte 2021 dem 450. Jubiläum des Frankenthaler Religionsgesprächs zwischen reformierten Theologen und Vertretern der Täuferkirchen. Trotz einiger Übereinstimmungen sei es damals nicht zu einer Einigung gekommen, erklärte Seibel. So wichen die Positionen vor allem zur Taufe stark voneinander ab; die Verfolgung der Täufer hielt deshalb weiter an. ASM und Landeskirche überlegen gemeinsam, ob und wie an dieses Datum im Jahr 2021 erinnert werden kann.

Die Evangelische Kirche der Pfalz und die Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden arbeiten seit 1975 vertrauensvoll in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zusammen. Intensiviert wurden die bilateralen Kontakte während der Reformationsdekade im Jahr 2013. Damals kam es auf dem Weierhof bei Kirchheimbolanden zu einem Begegnungstag mennonitischer und protestantischer Gemeinden, bei dem Kirchenpräsident Christian Schad um Vergebung für das Leid bat, das die Protestanten in Folge des Speyerer Reichstages von 1529 den Täufern zugefügt hatten.

Die evangelische Freikirche der Mennoniten geht auf die Täuferbewegung der Reformationszeit zurück. Namensgeber war der friesische Theologe Menno Simons (1496–1561). Wesentliche Merkmale sind unter anderem die Gläubigentaufe, die Ablehnung von Eiden oder militärischem Dienst, die Eigenständigkeit der einzelnen Ortsgemeinden und die Forderung nach einer Trennung von Staat und Kirche. Die Bibel wird als entscheidende Quelle des Glaubens angesehen.

Zur Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) gehören in der Pfalz die Mennonitengemeinden Enkenbach, Frankenthal-Eppstein, Frankfurt, Friedelsheim, Katzweiler-Kühbörncheshof, Limburgerhof-Kohlhof, Ludwigshafen, Monsheim, Neudorferhof (Lettweiler), Obersülzen, Sembach, Weierhof, Worms-Ibersheim, Zweibrücken mit insgesamt rund 1.500 Mitgliedern.