Verlässliches interreligiöses Netzwerk schaffen
Ludwigshafen (fr/lk). Das entstehende „Forum der Religionen“ Ludwigshafen hat seit 1. Juli einen hauptamtlichen Koordinator. Damit die mehrmonatige Gründungsphase dieses interreligiösen Netzwerks von einem Hauptamtlichen begleitet werden kann, hat die Evangelische Kirche der Pfalz Gelder für eine Teilzeitstelle bereitgestellt. Im Einverständnis mit den übrigen Forumsteilnehmern hat der protestantische Kirchenbezirk Ludwigshafen den freien Journalisten und Dozenten Martin Rothe als Koordinator eingestellt. Der 34-Jährige ist evangelisch, hat Philosophie, Theologie und Religionsgeschichte studiert. Rothe organisiert das Forum bereits seit dessen Auftakttreffen am 19. März – bisher ehrenamtlich. Die neue Stelle ist auf zwölf Monate befristet. Die Finanzmittel dafür stammen aus dem „Fonds für innovative Projekte“ der evangelischen Landeskirche.
Nach Angaben des Vorbereitungskreises sind am entstehenden Forum bereits jetzt Vertreter von zehn Religionsgemeinschaften beteiligt: Protestanten, Katholiken, Baptisten, Mennoniten, Griechisch-Orthodoxe, Juden, Aleviten, thailändische Buddhisten und türkischstämmige sunnitische Muslime, letztere aus Moscheen der beiden Verbände DITIB und IGMG. Weitere Gemeinden sind eingeladen worden. Einbezogen sind außerdem Vertreter des christlich-islamischen Gesprächskreises, des christlich-jüdischen Dialogs und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Ludwigshafen.
Am Forum teilnehmen können Geistliche, Gemeindevorstände, Presbyter und interessierte Einzelteilnehmer aus in Ludwigshafen vertretenen Religionsgemeinschaften mit ausdrücklichem Transzendenzbezug. Bedingung ist außerdem, dass der Gründungsaufruf unterstützt wird. „Fanatiker sind bei uns nicht willkommen“, stellt der katholische Dekan Alban Meißner klar. Wichtig sei die Bereitschaft, innerhalb des rechtsstaatlichen Rahmens auch Fremdes akzeptieren zu lernen.
Aktuell werde auf den Treffen des Forums diskutiert, welche Ziele und Aufgaben sich die Teilnehmer gemeinsam vornehmen wollen. Zu klären sei außerdem die Arbeitsweise, Organisationsform und die dauerhafte Finanzierung des „Forums der Religionen“. Voraussichtlich im Mai oder Juni 2016 soll das Forum dann mit einer Feier offiziell gegründet werden. Bis dahin wird es eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Koordinators Martin Rothe sein, die Vertreter der Religionsgemeinschaften in Ludwigshafen vor Ort aufzusuchen und verlässliche Kommunikationskanäle aufzubauen.
Der Anstoß, ein „Forum der Religionen“ Ludwigshafen zu gründen, kam vom protestantischen Hemshof-Pfarrer Stefan Bauer, der Ludwigshafener Dekanin Barbara Kohlstruck und ihrem katholischen Kollegen, Dekan Alban Meißner. „Unser Ziel ist es, den vielen Religionsgemeinschaften in Ludwigshafen eine gemeinsame Plattform zu schaffen zur Begegnung, zum Kennenlernen, Vertrauensaufbau und zum gemeinsamen Handeln in bestimmten Arbeitsfeldern“, sagt Dekanin Kohlstruck. Dies sei in Zeiten von religiös bemänteltem Extremismus, von wiedererwachtem Ausländerhass und Antisemitismus umso dringlicher: „Wir brauchen auch in Ludwigshafen ein interreligiöses Netzwerk, das den sozialen Frieden in unserer Stadt fördert und auch in Krisenmomenten trägt.“ In Städten wie Mannheim oder Frankfurt gebe es solche Gremien schon seit Jahren.
Momentan sind pro Jahr etwa fünf Treffen im Plenum vorgesehen. Sie finden seit Juni reihum in Gotteshäusern der beteiligten Religionsgemeinschaften statt. Das nächste Treffen wird im September stattfinden. „Das Forum der Religionen soll die gemeinsame Stimme der Religionsgemeinschaften in Ludwigshafen werden“, sagt Dekanin Kohlstruck. In Gestalt seines Koordinators stehe das Forum ab sofort zur Verfügung als Ansprechpartner, Vermittler und interreligiöse Datenbank für Stadtverwaltung, Migrationsbeirat, Behörden, Medien und Zivilgesellschaft.
Kontakt: dekanat.ludwigshafen@evkirchepfalz.de.