Ebernburger Tischgespräche mit Manager Andreas Barner – Ökonomische Impulse der Reformation 

Unternehmerischer Erfolg muss geteilt werden

Gerhard Robbers, Andreas Barner, Volker Jung, Christian Schad und Manfred Rekowski (von links). Foto: ekhn

Bad Münster am Stein-Ebernburg (ekhn/lk). In der Familie Martin Luthers gehörte es einst zum guten protestantischen Ton, bei gutem Essen und reichlich Getränken eine zünftige Debatte vom Zaun zu brechen. Diese Tradition der Tischreden haben die Evangelische Kirche der Pfalz, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau sowie die Evangelische Kirche im Rheinland gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz neu aufleben lassen. Seit drei Jahren laden sie prominente Gäste auf die Evangelische Familienbildungsstätte Ebernburg an der Nahe ein – zu gutem Essen und einer guten Diskussion.  

Tischredner der jüngsten Veranstaltung war der Vorsitzende der Unternehmensleitung des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, Andreas Barner. Sein Thema: „Reformation und Wirtschaft“. Barner warnte in seinem Beitrag vor einer Gesellschaft, die weiter unverdrossen auf Wirtschaftswachstum setzt. Selbst die Null-Zins-Politik etwa der Europäischen Zentralbank sorge für keine Impulse in der Wirtschaft mehr. Hinzu komme eine neue Generation von Jüngeren, die ihr Heil nicht mehr im persönlichen Zuwachs an Reichtum sehe. „Wir müssen uns von einer Gesellschaft mit hohen Zuwächsen zu einer Gesellschaft, die teilen lernt, entwickeln“, so Barner. 

Auch die Unternehmen sieht der Manager in der Pflicht. Sie müssten das „Teilen des Erfolges“ mitberücksichtigen. Nur so sei eine Firma auf lange Sicht erfolgreich. Barners Credo lautet: Ökonomische Werte müssen „hartnäckig am Lebenszusammenhang der Menschen orientiert werden“. Damit widersprach er der neuzeitlichen Wirtschaftstheorie, nach der Menschen nur an ihrem „maximalen Eigeninteresse“ interessiert seien, was dann wiederum die Wirtschaft antreibe. Nach Ansicht Barners hat Egoismus in Wirtschaftszusammenhängen ausgedient und langfristig keine Chance.  

Dabei könnten auch Impulse aus der christlichen Tradition zu einer Neuorientierung der Ökonomie beitragen, erklärte Barner. So habe beispielsweise der Reformator Martin Luther zwar mit der Förderung des Individualismus und seiner Hochschätzung der beruflichen Arbeit wichtige Impulse für ein neues Verständnis von Wirtschaftszusammenhängen gegeben. Gleichzeitig habe er aber auch dafür plädiert, dass die Staatsmacht letztlich für Ordnungen und eine faire Verteilung sorgen müsse, so Barner, der auch Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist und im vergangenen Jahr Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Stuttgart war. 

Bei dem diesjährigen Ebernburger Tischgespräch war der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung Gastgeber. Er begrüßte neben Barner den rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Hendrik Hering sowie den Reformationsbeauftragten des Landes, Professor Gerhard Robbers und den Kirchenpräsidenten der Pfalz, Christian Schad, sowie den Präses der rheinischen Kirche, Manfred Rekowski. Musikalisch begleitete das „Duo Camillo“ mit Fabian Vogt und Martin Schultheiß den Abend.