Schülerinnen des Edith-Stein-Gymnasiums Speyer schreiben Kurzgeschichten 

Über den Wert des Sonntags

Religionslehrerin Gabriele Dunkel-Hirmer mit den Schülerinnen. Foto: lk

Speyer (lk). „Der Tag, auf den ich die ganze Woche gewartet habe. Einfach mal nichts machen und alles liegen lassen.“ So beschreibt Eileen Nilsen-Schumacher den Sonntag, „den Tag des Herrn“. Die Schülerin der 9. Klasse des Speyerer Edith-Stein-Gymnasiums hat sich mit ihren Mitschülerinnen im Evangelischen Religionsunterricht mit dem Sonntag beschäftigt. Dabei untersuchten die Jugendlichen die Ursprünge, die biblische Tradition, die kulturelle Bedeutung des Tages und setzten sich mit seiner Gefährdung als arbeitsfreier Tag auseinander.

Die Aufgabe, welche die acht Schülerinnen von ihrer Religionslehrerin Gabriele Dunkel-Hirmer gestellt bekamen, bestand in der Ausarbeitung eines literarischen Textes zum Sonntag, der von Christen als Tag der Auferstehung Jesu gefeiert wird. Eileen schildert in ihrem Beitrag den Konflikt zwischen der Chance, zur Ruhe zu kommen und der Notwendigkeit, das Zimmer aufzuräumen und Hausaufgaben zu machen. Und da ist das verlockende Angebot, sich in das Gewimmel des verkaufsoffenen Sonntags zu stürzen. „Wenn man darüber nachdenkt, ist eigentlich niemand mehr ruhig und heiligt den Tag“, resümiert Eileen.

Ann Sophie Hoffmann wendet den Blick aus ihrer direkten Umgebung auf das Schicksal der Flüchtlinge. In ihrer Kurzgeschichte unter dem Titel „Ankommen“ schildert sie den Weg dreier Geschwister, die aus ihrer Heimat über Ägypten nach Europa fliehen. Für die drei Jugendlichen gibt es keinen Sonntag: „Wir laufen selbst heute durch die quälende Hitze und hoffen, dass wir bald ein Dach über den Köpfen haben und den Sonntag so heiligen können, wie wir es tun sollten.“ Der Blick der Schülerin über den eigenen Erlebnishorizont hinaus hat Religionslehrerin Dunkel-Hirmer beeindruckt. So hätten die Mädchen in weiteren Beiträgen herausgearbeitet, dass familiäre, freundschaftliche oder nachbarschaftliche Beziehungen nur gelingen könnten, „wenn gemeinsame freie Zeit für sie eingesetzt werden kann“.

Über eine Familiensituation am Sonntag schreibt auch Victoria Pfeif. Da ist die Konfirmation, zu der sich die Verwandtschaft trifft. Ein idyllisches Bild, wären da nicht „diese endlosen Streitereien, die in einem ‚Krieg‘ enden“, wo doch an diesem besonderen Sonntag „das Schlechte zur Seite gelegt werden soll“. Auch Jule Leukel schreibt in ihrem Essay die Gedanken einer Altersgenossin auf, die resigniert auf den Alltag schaut, in der keine Zeit zum Träumen bleibt und die Ich-Erzählerin daher „ihren Kopf in eine Schlinge steckt“. Eine eindrückliche Mahnung für den Sonntag als unentbehrlichen Tag für die humane Qualität menschlichen Lebens und Zusammenlebens.

In einem Gespräch mit Kirchenrat Wolfgang Schumacher zum Abschluss des Unterrichtsthemas waren sich die Schülerinnen und ihr Gast von der Landeskirche einig, dass es ohne richtigen Sonntag bald nur noch Werktage gäbe. Junge wie ältere Menschen könnten jedoch durch ihr eigenes Tun und Lassen letztlich darüber entscheiden, „welchen Wert und welche Qualität der Sonntag für sie hat“.