Kirchenpräsidentin Wüst kritisiert die Fußball-WM 

Torjubel zum Totengedenken?

Türchen im Advent, Torjubel in Katar. Für Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst geht das nur schwerlich zusammen. Sie kritisiert erneut die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, die am Ewigkeitssonntag beginnt. 

Speyer (lk). „Tote Arbeiter auf den Baustellen, Diskriminierung von Homosexuellen und Frauen, die systematische Ausbeutung von Wanderarbeitern sind inakzeptable Missstände, die keine echte Freude am Sport aufkommen lassen“, sagt Wüst in einem Schreiben an alle Gemeinden. Anlass ist der Auftakt der Weltmeisterschaft am Ewigkeitssonntag. Weder Totengedenken noch Advent als Zeit der Einkehr und Erwartung seien gut vereinbar mit Fußballjubel und Torseligkeit. 

Kritik am Sportswashing

Die Kirchenpräsidentin schließt sich mit ihrer Stellungnahme explizit der Haltung der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus und des EKD-Sportbeauftragten, Thorsten Latzel, an. Diese hatten in einem offenen Brief an den Präsidenten des Deutschen Fußballbundes (DFB), Bernd Neuendorf, auf Menschenrechtsverletzungen sowie die fehlende Pressefreiheit in Katar hingewiesen. „Auch ökologisch ist die Durchführung im Land mit dem höchsten CO2-Pro-Kopf-Verbrauch weltweit äußerst angreifbar“, so Kurschus und Latzel weiter.

Beide kritisieren im Zusammenhang mit der WM das sogenannte „Sportswashing“. Das meint: Durch ein sportliches Großereignis versucht ein Land sein Ansehen in der Welt zu verbessern, ohne dass Missstände wie Menschenrechtsverletzungen behoben werden. 

Kurschus und Latzel baten außerdem den DFB-Präsidenten Neuendorf, sich in Katar vor Ort für die Rechte von Frauen und sexuellen Minderheiten einzusetzen sowie Arbeitsmigrantinnen und -migranten in ihren Wohnquartieren zu besuchen.

Anregungen für Gemeinden

In ihrem Schreiben an die pfälzischen Gemeinden stellt Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst zusätzlich klar, dass es nicht darum ginge, „Spielverderberin zu sein, sondern bei aller Freude am sportlichen Kräftemessen im Blick zu haben und zu behalten, dass dieses Sportereignis nicht losgelöst von Politik und Ethik stattfinden kann".

Um eine weitere Orientierung für den Umgang mit der Fußball-WM in Katar anzubieten, hat die EKD anlässlich der WM eine Broschüre herausgegeben. Unter dem Titel „Macht hoch die Tür, die Tooor macht weit“ sind verschiedene Positionen zum Thema zusammengestellt, sowie Anregungen für Aktionen in der Gemeinde.