Ansprache des Kirchenpräsidenten – Flüchtlingsfrage als epochale Herausforderung benannt 

Synode eröffnet: "Sich mit Gottvertrauen den Herausforderungen stellen"

Speyer (lk). Der Umgang mit Flüchtlingen ist nach den Worten von Kirchenpräsident Christian Schad nicht nur eine „epochale Herausforderung“ für Europa, sondern auch eine zentrale humanitäre Aufgabe für die evangelische Kirche. In seiner Ansprache zur konstituierenden Sitzung der zwölften Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz und in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst sagte Schad am Donnerstag, es sei Aufgabe der Kirche, „an die ethischen Grundorientierungen zu erinnern, die unser Zusammenleben ausmachen“. Der Kirchenpräsident ging vor der in Speyer tagenden Synode auch auf die zwei Höhepunkte dieser Legislaturperiode ein: das Reformationsjubiläum 2017 und das Unionsjubiläum 2018. Den Ehren- und Hauptamtlichen in den Presbyterien und den Bezirkssynoden sowie in der Landessynode sprach er seinen Dank dafür aus, dass sie bereit seien, Leitungsverantwortung zu übernehmen. „Ihr Engagement ist beispielhaft und ermutigend!“

Die pfälzische Landeskirche müsse sich nüchtern den anstehenden Veränderungen stellen, führte Kirchenpräsident Schad aus. Auch diese Synode werde sich mit der Frage beschäftigen, wie die Kirche trotz zurückgehender Mitgliederzahlen ihre äußere Handlungsfähigkeit behalten und ihre Ausstrahlungskraft verstärken könne. „Wir müssen nicht zu den Gewinnern zählen, wir müssen nicht mit allen Trends mithalten können, wir unterliegen auch nicht einer Wachstumsideologie“, sagte Schad. Der Synode empfahl er „Gottvertrauen zum Aufbruch“: Wichtig sei es deshalb, den Transformationsprozess innerhalb der Landeskirche auch als geistliche Aufgabe zu begreifen, so der Kirchenpräsident. Den Mitgliedern der neuen Synode empfahl er, zu getroffenen Entscheidungen zu stehen und sie vor Ort auch zu vermitteln.

„Nur wer seine Wurzeln kennt, wer weiß, woher er kommt und was die eigene Sicht prägt, kann Vorstellungen für die Zukunft entwickeln“, sagte der Kirchenpräsident mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 und die Feier zum 200-jährigen Bestehen der Pfälzischen Kirchenunion 2018. Dies seien Anlässe, kritisch auf sich selbst und die eigene Geschichte zu blicken, aber auch, sich über die Wiederentdeckung des Evangeliums zu freuen. Die beiden Jubiläen seien herausragende Gelegenheiten, darüber nachzudenken, „wie die Kraft des christlichen Glaubens die Welt verändern kann, und wie wir aus dem reformatorischen Erbe leben und glauben können“, sagte Kirchenpräsident Christian Schad.

Der zwölften Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz gehören 62 Mitglieder an, drei weniger als der vorigen. Dies liegt an der zurückgegangenen Zahl der Kirchenbezirke von 20 auf 19, da die Bezirkssynoden die Mitglieder der Landessynode wählen. Auch der Frauenanteil ist zurückgegangen: Waren in der Legislaturperiode 2009 bis 2014 noch rund die Hälfte (47,7 Prozent) der Mitglieder Frauen, beträgt deren Anteil jetzt mit 32,3 Prozent nur noch ein Drittel. Zum Vergleich: 2003 hatten die Frauen in der Landessynode einen Anteil von 35,71 Prozent, 1997 lag die Quote bei 37, 93 Prozent. Etwa ein Drittel der Mitglieder ist neu in dem Gremium.

Das Durchschnittsalter der Mitglieder der Landessynode beträgt 53 Jahre. Jüngstes Mitglied dieser Landessynode ist der 19-jährige Student Felix Matthias Stutz aus Homburg. Senior ist mit 74 Jahren Hans Höh aus Höhmühlbach im Kirchenbezirk Pirmasens. Für Höh, der seit 1981 den Presbyterien seiner Heimatgemeinde angehört, ist dies die dritte Amtszeit als Landessynodaler.

Die Amtszeit der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz beträgt sechs Jahre. Als kirchliche Volksvertretung ist sie Inhaberin der Kirchengewalt. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in den geistlichen, rechtlichen und finanziellen Bereichen der Landeskirche. Unter anderem genehmigt sie den Haushalt der Landeskirche und wählt den Kirchenpräsidenten sowie die fünf Oberkirchenräte. Zudem wählt die Landessynode zu Beginn der Amtszeit aus ihrer Mitte ein Präsidium und die synodalen Mitglieder der Kirchenregierung. Die Entscheidungen der Landessynode werden in Ausschüssen vorberaten, die für besondere Sachgebiete zuständig sind: Recht, Kirchenordnung und Gleichstellung; Theologie, Seelsorge, Liturgie und Kirchenmusik; Finanzen; Jugend, Schule und Bildung; Diakonie, Mission und Verantwortung in der Welt; Öffentliche Verantwortung. Daneben gibt es einen Nominierungsausschuss.

Hinweis: Die konstituierende Sitzung der 12. ordentlichen Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz nach 1945 findet vom 16. bis 18. Juli 2015 in der Evangelischen Diakonissenanstalt in Speyer, Hilgardstraße 26, statt. Am Freitag wählt die Synode u.a. das Präsidium und den Synodalpräsidenten sowie die synodalen Mitglieder der Kirchenregierung und ihre Ersatzleute. Die öffentlichen Plenarsitzungen beginnen am Freitag und Samstag jeweils um 9 Uhr.