Vortrag 

Stetes Ringen um die Einheit der Kirche

Bibliotheksleiterin Traudel Himmighöfer, Historikerin Irene Dingel und Kirchenpräsident Christian Schad (v.l.). Foto: lk

Speyer (lk). Die Vereinigungen der reformierten und lutherischen Kirchen in Deutschland hatten im 19. Jahrhundert verschiedene Ursachen. „Das Ringen um die Einheit der Kirche durchzieht die gesamte Kirchenhistorie“, sagte die Direktorin des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte, Irene Dingel, bei einer Vortragsveranstaltung aus Anlass des Jubiläums „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“ am Dienstag in Speyer.

In ihrem Vortrag stellte Dingel die Bemühungen um konfessionellen Frieden (die sogenannte „Irenik“) in der Pfalz seit dem 16. Jahrhundert in den Mittelpunkt. Dem Pfälzer Theologen Franciscus Junius sei es 1593 zunächst um eine Mahnung zum Frieden zwischen Protestantismus und Katholizismus gegangen, führte die Referentin aus. Bartholomäus Pitiscus habe hingegen versucht, 1596 die Protestanten zu einigen. Auch David Pareus habe 1614 um ein „freundliches Zusammentreten der Evangelischen wider das Papsttum“ geworben.

Aber erst die politischen Umstände des frühen 19. Jahrhunderts hätten den Weg zur Kirchenunion geebnet, sagte Dingel. Die Franzosenzeit und die nachfolgende bayerische Regierung des Rheinkreises hätten eine moderne Kirchenverwaltung ermöglicht. Im Gefolge der Reformationsfeierlichkeiten 1817 sei der Wunsch nach einer echten Vereinigung in den Gemeinden immer größer geworden. „Auch biographische Konstellationen der Hauptakteure mögen durchaus Sympathien für eine Union geweckt haben“, so Dingel. Hätten doch sowohl Konsistorialrat Schultz als auch der bayerische König in einer konfessionsverschiedenen Ehe gelebt. Die Argumente der „Irenik“ schlügen sich letztlich im kleinsten gemeinsamen Nenner des Abendmahlsartikels der Pfälzer Vereinigungsurkunde von 1818 nieder, sagte Dingel.

Kirchenpräsident Christian Schad begrüßte die Besucher der Vortragsveranstaltung in der landeskirchlichen Bibliothek und Medienzentrale. Er wies auf den langen und steinigen Weg der Verständigung der Konfessionen hin. Sie habe erst im 20. Jahrhundert mit der „Erklärung der Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft“ unter den evangelischen Kirchen Europas in der sogenannten Leuenberger Konkordie von 1973 eine auch sichtbare Gestalt erreicht. Gegenwärtig sei es die spannende ökumenische Frage, so der Kirchenpräsident, „inwiefern dieses Modell von ‚Einheit in gestalteter Vielfalt‘ auch Brücken zur römisch-katholischen Kirche zu schlagen vermag“. Der Kirchenpräsident dankte abschließend besonders Bibliotheksleiterin Traudel Himmighöfer für die Organisation und dem 15-jährigen Nachwuchspianisten Leon Zimmermann für die musikalische Begleitung am Konzertflügel.

Passend zum Unionsjubiläum präsentiert die Bibliothek und Medienzentrale weitere Bücher und Medien. Ein Themenheft mit umfangreichen Literatur- und Medienhinweisen liegt vor.