Vielfältige und bunte Beiträge zu den Speyerer Kirchen-Kultur-Tagen 

Ständchen und Schwätzchen: Reformation zum Mitmachen

Speyer (lk). Ein Ständchen hier, ein Schwätzchen da: Eine Vielzahl von Impulsen machte die Reformation für die Menschen auf der Speyerer Maximilianstraße gestern erlebbar. Kreativ, kritisch, weltoffen: Im Reformationsjahr 2017 laden die Evangelische Kirche der Pfalz und die Stadt Speyer unter dem Motto „Ich bin so frei ...“ vom 6. bis 12. April zu Kirchen-Kultur-Tagen ein.

Ungezwungen und doch mit „Tiefgang“ wurde der Ruck, der vor 500 Jahren durch die Kirche ging, von mehreren Seiten beleuchtet. Das kulturelle Wohlbefinden in mehreren Facetten verhalf zu einer kurzweiligen Reise in die Glaubensgeschichte. Der Aufruf der Evangelischen Landeskirche an „Musikusse“, dem Reformator Martin Luther ein Ständchen zu widmen, verhallte nicht ungehört. Sieben Gruppen und Solisten hatten sich dazu an der Bühne gegenüber des Historischen Rathauses eingefunden. Die Vielfalt machte den Reiz aus. Vom Cello bis zum Saxofon, von der Gitarre bis zur Blockflöte erklangen mannigfaltige Instrumente. Besonders reizvoll: die Drehleier, die der Speyerer Wolfgang Schuch in Gang setzte. Bestens vorbereitet auf den Beitrag hatte er sich mit seiner Frau Maria Herbes-Schuch. Mit „Lästerliedern aus Luthers Zeit“ beeindruckte er die Zuhörer, die sich in wachsender Zahl um die Bühne scharten.

Mit 18 Jahren war Josua Niklas der Jüngste im Reigen der Vortragenden. Seinen Bundesfreiwilligendienst hatte er beim Amt für Kirchenmusik abgelegt. Daher war es für Niklas keine Frage, ein Ständchen für Luther zuzusagen, berichtete er. Anders als das Ehepaar Schuch setzte der Saxofonist aus Geinsheim aber auf die jazzige Note. „Das ist mal was anderes, aber ich denke, es passt auch hierher“, sagte Niklas. Ein guter Anlass, auf der Straße Musik zu machen, war der Aufruf zum Mitmachen für Michael Busch. „Ich finde es schön, die Veranstaltung so zu unterstützen und es ist gut, dass an einem Tag wie heute auch Musik gemacht wird“, betonte der Gitarrist, der von Nelly Noack am Cello begleitet wurde.

Kirchenpräsident Christian Schad stellte fest: „Reformation hat sehr viel mit Musik zu tun. Martin Luther ist schließlich der Begründer des evangelischen Kirchenliedes und hat es den Menschen in den Mund gelegt.“ Zum Mitmachen wurde in vielfältiger Weise aufgerufen. In einer Geschichtenbox wurden Statements zur Reformation auf Video gebannt. Zwei von 500 Türen der Gerechtigkeit sorgten wenige Schritte nebenan für besonderes Aufsehen. Neue Sichtweisen taten sich auf. „Die Resonanz der Leute ist sehr gut. Es werden viele Fragen gestellt“, erzählte Helferin Linda Bruna (21). Vor allem das Programm sei von Interesse bei den Besuchern.

Als Türöffner zu den Aktionen dienten die öffentlichen Dialoge auf der Bühne, so auch bezüglich der Rätselbox, in der diverse Stationen Luthers mit dem notwendigen Wissen nachvollzogen werden konnten. „Das ist wie eine kleine Puppenstube“, sagte Pfarrerin Mechthild Werner, die die Projektleitung des Reformationsjubiläums hat.

Hintergrund: Mit Luthers 95 Thesen 1517 in Wittenberg begann die Reformationsbewegung, die bis heute Kirche und Welt prägt. Im Jahr 2017 wird national, international und ökumenisch nach den reformatorischen Impulsen für Kirche und Gesellschaft gefragt. Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit bilden dabei den Schwerpunkt seitens der Evangelischen Kirche der Pfalz.

Die Kirchen-Kultur-Tage vom 6. bis 12. April sind einer der Höhepunkte zahlreicher Veranstaltungen in diesem Festjahr. Im Zentrum steht der Europäische Stationenweg. Das „Geschichtenmobil“, ein Truck, fährt durch 19 Länder und macht an 68 Orten Halt. Im Mai kommt es in der Lutherstadt Wittenberg an, zum Evangelischen Kirchentag und der Weltausstellung der Reformation. Unterwegs sammelt das Mobil alte und neue Glaubensgeschichten ein.

In der Reformationsstadt Speyer macht der Truck vom 10. bis 12. April Station. Speyer prägte weltweit den Begriff „Protestanten“. Dank der Protestation von sechs Fürsten und 14 freien Reichsstädten auf dem Reichstag von 1529 erhielt die Stadt von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) den Titel „Reformationsstadt Europas“.

Hinweis: Eine Programmbroschüre zu den Speyerer Kirchen-Kultur-Tagen ist im Projektbüro der Landeskirche erhältlich und liegt in den evangelischen Kirchen in Speyer und bei der Touristen-Information aus.