Blog aus Odessa: Die Kaiserslauterer Reisegruppe schildert ihre Eindrücke vom vierten Tag 

Spenden, Spielsachen und Buntstifte für die Kinder

Kaiserslautern/Odessa (lk). Seit über zwanzig Jahren leistet die protestantische Friedenskirchengemeinde Kaiserslautern gemeinsam mit dem „Arbeitskreis Ukraine – Pfalz“ humanitäre Hilfe in Odessa. Vom 8. bis 15. Oktober hält sich eine 15-köpfige Reisegruppe in der Region am Schwarzen Meer auf. Mit dabei sind Sonja Lenhart und Paul Mönch, Schüler am Kaiserslauterer Hohenstaufen-Gymnasium. Sie beschreiben in einem eigenen Blog mit dem Titel „we experience odessa – Eine Reise, die wir womöglich nie vergessen werden“ und auf der Homepage der Landeskirche ihre Eindrücke, um ihre Mitschüler, aber auch alle interessierten Leser an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen.

„Heute waren wir in der Fakultät für Romanistik und Germanistik der Universität. Uns wurden einige Studierende vorgestellt, die alle fließend und nahezu akzentfrei Deutsch sprechen konnten. Die Professorin Lydia Golobenko, die Dekanin der Fakultät, erzählte uns einiges über die Universität: Sie verfügt über 13 Fakultäten und mehrere Gebäude. Auf dem Weg zur Bibliothek kamen wir an einer Wand mit Portraits der Professoren der einzelnen Lehrstühle vorbei. Die Bilder zeigen die Akademiker in historischen Kostümen der einzelnen Länder, deren Sprache sie unterrichten. Die Professorin des englischen Lehrstuhls sah beispielsweise wie die Queen von England aus.

Die Dekanin schilderte das Bildungs- und Schulsystem in der Ukraine. Zum Beispiel machen die Kinder schon nach elf Jahren Abitur und fangen meistens mit 16 oder 17 Jahren an zu studieren. So wie bei uns ist es wichtig, dass man einen guten Abschluss hat, um an einer Uni angenommen zu werden. Es gibt nämlich nur wenige vom Staat finanzierte Studienplätze. So kamen wir auch auf Probleme zu sprechen: Studienplätze wurden dieser Universität gestrichen und anderen Universitäten hinzugefügt. Früher lernten die Studierenden in kleinen Gruppen, jetzt gibt es nicht mehr genug Geld und die Gruppen werden immer größer. Die Universitäten werden von Bewerbern überflutet.

Wir tauschten uns mit den Studenten und Professoren aus und stellten gegenseitig Fragen über alles, was Schule und Universität und den Übergang vom einen zum anderen betrifft. Wir übergaben Spenden des Sozialen Tages, mussten uns aber leider früh wieder verabschieden, weil wir noch ein so genanntes Rehabilitationszentrum besuchen wollten. Hier werden Kinder aufgenommen, die wegen familiärer Probleme eine Unterkunft brauchen. Sozusagen eine Übergangseinrichtung von Familie zu Kinderheim. Auch Eltern, die Probleme mit der Erziehung der Kinder haben, können sich hier Rat holen. Die Schutzbedürftigen bleiben so lange in der Einrichtung, bis Unterlagen für ein Kinderheim fertiggestellt werden oder die Eltern wieder in der Lage sind, sie zu sich zu nehmen.

In den Schlafräumen gibt es Plätze für ungefähr zehn Kinder, getrennt nach Geschlecht und Alter. Außerdem hat jede Gruppe eigene Räume, wo die Kinder spielen können, aber auch unterrichtet werden. Lehrer kommen in das Heim, weil die Kinder nach schlimmen Erfahrungen unter anderem an psychischen Problemen leiden und deshalb keine regulären Schulen besuchen können. Die Jugendlichen sprechen deswegen auch mit Psychologen und Ärzten. Trotz alldem bekamen wir auch hier eine tolle Aufführung von den Kindern zu sehen. Sie sangen und musizierten für uns und führten eine eigene Zirkusvorstellung auf. Die Kinder haben hier nämlich auch die Möglichkeit, Instrumente zu lernen und zu spielen. Schließlich überreichten wir auch dem Rehabilitationszentrum Spenden, Spielsachen und Buntstifte für die Kinder.“