Blog aus Odessa: Besuch von Krankenhaus, Kita und Schule auf dem Programm 

Spenden aus Deutschland dankbar angenommen

Kaiserslautern/Odessa (lk). Seit über zwanzig Jahren leistet die protestantische Friedenskirchengemeinde Kaiserslautern gemeinsam mit dem „Arbeitskreis Ukraine – Pfalz“ humanitäre Hilfe in Odessa. Vom 8. bis 15. Oktober hält sich eine 15-köpfige Reisegruppe in der Region am Schwarzen Meer auf. Mit dabei sind Sonja Lenhart und Paul Mönch, Schüler am Kaiserslauterer Hohenstaufen-Gymnasium. Sie beschreiben in einem eigenen Blog mit dem Titel „we experience odessa – Eine Reise, die wir womöglich nie vergessen werden“ und auf der Homepage der Landeskirche ihre Eindrücke, um ihre Mitschüler, aber auch alle interessierten Leser an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen.

„Wir haben eine Schule besucht, das Gymnasium Nummer 9. Schon beim Betreten fällt die Gastfreundlichkeit der Ukrainer auf. Eine Gruppe von Schülern sang gemeinsam mit einem Musiklehrer, der sie mit der Gitarre begleitete, ein Begrüßungslied auf ukrainisch. Eine Deutschlehrerin erzählte uns etwas über die Entstehung der Schule und präsentierte anschließend stolz die Fotos der erfolgreichsten Schüler, welche bei verschiedensten Wettbewerben besondere Auszeichnungen erhalten haben. Dann gingen wir mit dem Schuldirektor, dem Musiklehrer und zwei Deutschlehrern in den Kulturraum, der wie ein altes ukrainisches Bauernhaus gestaltet ist.

Der Musiklehrer zeigte uns ein traditionelles Instrument namens Kobza aus dem 13. Jahrhundert, das er selbst nachgebaut hat, und spielte uns ein paar Stücke vor. Das gesamte Gebäude, vor allem das Treppenhaus, ist sehr bunt gehalten. Später haben wir an Deutsch-, Chemie- und Englischstunden teilgenommen. Der Unterricht ist sehr viel disziplinierter, als wir es in Deutschland gewohnt sind. In der Aula wurden wir von allen Schülern mit Applaus, Tänzen und Gesang empfangen. Im persönlichen Gespräch mit den ukrainischen Jugendlichen erkundigten sich diese nach dem deutschen Schulsystem, nach unseren Hobbies und der Freizeitgestaltung, kulturellen Unterschieden und vielem mehr.

Beeindruckende Führung durchs Krankenhaus

Beim Besuch eines Krankenhauses am Tag zuvor wurden wir von den Ärzten Sergej und Ruslan herzlich empfangen. Sergej ist Chefarzt und Ruslan Oberarzt in der Chirurgie der Universitätsklinik Nr.1. Die beiden bedankten sich bei uns für die gespendeten Geräte und Medikamente. Sie erzählten, dass der gespendete Laparoskopieturm, mit dem zum Beispiel minimalinvasive Gallenblasen- und Blinddarmentfernungen durchgeführt werden, täglich benutzt werde. Außerdem sind sie stolz auf den technischen Fortschritt ihres Krankenhauses und hoffen, bald auch kompliziertere Operationen, wie sie sie schon in Kaiserslautern gesehen haben, selbst durchführen zu können.

Das Krankenhaus-Gebäude wirkte alt. Die Patienten liegen meist zu sechst in einem kleinen Zimmer. Allgemein mangelt es an Platz, Medikamenten, zeitgemäßer Technik und vor allem an Geld. Es gibt zum Beispiel keinen Fahrstuhl, Pfleger müssen die Patienten auf Liegen durch das Treppenhaus tragen. Sergej und Ruslan ermöglichten uns Einblicke in die Behandlungsräume, den Operationstrakt und sogar die Operationssäle. Zwei Patienten, die mit den deutschen Geräten operiert worden waren, wurden uns vorgestellt. Die neuen, gespendeten Geräte wurden uns gezeigt und erklärt. Im Krankenhaus übergaben wir einen Teil der Spenden, die am Sozialen Tag des Hohenstaufen-Gymnasiums gesammelt worden waren.

Mit dem Bus ging es direkt weiter zum Kindergarten, wo uns Tatjana, die Leiterin der Tagesstätte „Die Sonne“, herzlich in Empfang nahm. Auch sie hat uns schon einmal in Deutschland besucht. Die Kinder begrüßten uns tanzend und singend. Der Kindergarten ist staatlich und betreut rund 380 Kinder ab zwei Jahren. Die Kinder bleiben jeden Tag von 7 bis 19 Uhr in der Kindertagesstätte. Dementsprechend wohnen sie quasi dort; sie essen dort drei Mal am Tag und machen auch ihren Mittagsschlaf. Zu der Kindertagestätte gehört sogar ein kleines Schwimmbad. Zu unserer Überraschung wurden wir in einen Speiseraum der Kinder gebracht, wo ein riesiges und vielseitiges Mittagessen auf uns wartete. Auch hier übergaben wir Teile des Spendengeldes.“