Kirchenmusik 

So tönt es auf YouTube

70 Bläser, ein Chor: Unter der Leitung von Landesposaunenwart Christian Syperek aus Landau spielt der virtuelle Posaunenchor "Wir haben Gottes Spuren festgestellt" auf YouTube. Screenshot: lk/YouTube/Edelmann.

Kirchenmusikdirektorin Beate Stinski-Bergmann aus Kaiserslautern spielt für das Nachtgebet auf YouTube am Klavier. Foto: lk/Kirchenbezirk Kaiserslautern.

Der Homburger Bezirkskantor Stefan Ulrich widmet sich im Homeoffice neuen Produktionen. Foto: lk/privat.

Speyer (lk). Chor- und Instrumentalproben können bislang noch nicht stattfinden. Doch Musik kennt keine Grenzen – und strömt auch während des Corona-Lockdowns von den Kirchenmusikern über YouTube, Skype oder Messenger-Dienste in die Herzen der Zuhörer und Musiker. In den meisten Fällen ist YouTube der Musikkanal der Wahl.

In einer Reihe von Videos übermittelte der Landesverband der Posaunenchöre in der Pfalz laut Landesposaunenwart Christian Syperek aus dem Bezirkskantorat Landau Einblasübungen an die Blechbläser. Zu 70 Teilnehmern bieten sie als virtueller Chor das Lied „Wir haben Gottes Spuren festgestellt“ unter dem YouTube-Kanal „Posaunenarbeit Pfalz“ dar. Rund 2.600 Aufrufe erhielt das Lied bislang. Aber auch reale Musikständchen, beispielsweise am Krankenhaus Bethesda oder am Hospiz in Landau gehören zu Sypereks Aktivitäten.

Zudem spielt und veröffentlicht er gemeinsam mit der Landauer Stiftskantorin Anna Linß Musik auf der Facebook-Seite "evbezirkskantoratlandau" und auf der Instagram-Seite "stiftskirchenmusik.landau", darunter das Turmblasen, Klavierstücke oder Übungen zum Einsingen. Für die Seniorenkantorei und die Kantorei verschickt Linß zur Probenzeit eine Mail mit Hörempfehlungen und einer kleinen Probe zum Sehen und Hören oder verweist auf YouTube-Videos, die nur für die Zielgruppe sichtbar sind. „Es ist tatsächlich die einfachste Lösung“, so die Kantorin. Für die Orgelschüler, die im Anfängerstadium sind, funktioniert der Unterricht über Skype gut.

In Pirmasens hat der Bezirkskantor Maurice Croissant das Pfarrer-Ehepaar Strauch bei den online gestreamten Gottesdiensten und Andachten mit vorproduzierten Musikbeiträgen unterstützt. Zudem sind auf dem YouTube-Kanal „Johanneskirche Pirmasens“ Videos mit Klavier- und Orgelstücken zu sehen und zu hören. Unterricht an der Orgel, für Chorleitungen, Musiktheorie und Gehörbildung bietet Croissant als Online-Unterricht über Skype oder FaceTime an. „Dennoch vermisse ich meine Chorproben mit Bezirkskantorei, Jugendchor und Kinderkantorei und die fröhlichen Gesichter derer, die sich wöchentlich mit mir zum Singen einfinden“, so der Bezirkskantor und Beauftragte für christliche Popularmusik.

Ähnliche Aufgaben hat Katja Gericke-Wohnsiedler, Kirchenmusikdirektorin des Kirchenbezirks Bad Dürkheim-Grünstadt, während des Corona-Lockdowns übernommen. Auch sie begleitet die Online-Gottesdienste und Andachten in der Kirchenregion Grünstadt-Sausenheim-Kirchheim-Kleinkarlbach jede Woche als Organistin. Statt der Chorproben der Kantorei, der Kind- und Jugendchöre lädt sie für jede Gruppe Übungsvideos auf YouTube hoch. „Gerade die Kantoreimitglieder nutzen das Online-Angebot gern und geben dankbare Rückmeldungen“, so die Bezirkskantorin. Schwieriger sei der Kontakt mit älteren Schülern, Anfängern und den Orgelschülern. Gericke-Wohnsiedler bittet sie, Videos ihrer Übungen aufzunehmen, die sie dann telefonisch oder schriftlich kommentiert.

In Frankenthal ist Bezirkskantor Eckhart Mayer mit Musik in den Online-Gottesdiensten aus Lutherkirche, Friedenskirche und Zwölf-Apostel-Kirche Frankenthal aktiv, die vorwiegend auf YouTube ausgestrahlt werden. Neben den theoretischen Unterrichtsaufgaben für die Schüler an den Instrumenten kümmert sich Mayer auch um das Glockenspiel auf dem Turm der Zwölf-Apostel-Kirche. „Ich habe dafür neue Lieder gesetzt und eingespielt“, sagt der Bezirkskantor.

Auch Beate Stinski-Bergmann, Kirchenmusikdirektorin in Kaiserslautern, ist daran gewöhnt, bei den sonntäglichen Livestream-Gottesdiensten aus der Friedenskirche mit Musik zu unterstützen. Unter dem YouTube-Kanal „Onlineredaktion Kirchen-in-KL“ spielt sie zudem für ein Nachtgebet Musikstücke am Klavier. Ihre Chor- und Gesangsschüler versorgt sie mit Videos und Hörstücken zum Mitsingen. Der Kammerchor probt per Zoom-Videokonferenz. Sogar die Proben für ein Herbst-Musical laufen über Telefon oder Videoanruf weiter. „Die Mehrheit des Seniorenchores nutzt kein Internet. Daher rufe ich täglich ein Chormitglied an“, sagt Stinski-Bergmann.

Stefan Ulrich, Bezirkskantor in Homburg, hält per Telefon oder die Chat-App WhatsApp Kontakt und Austausch mit Chorleitern und Organisten, die die Kantorei, Vokalensembles, Posauenenchor an der Stadtkirche und die Gottesdienst-Begleitband leiten. Der angebotene Online-Unterricht per Skype wird aufgrund der mangelnden Tonqualität wenig angenommen. So erstellt Ulrich aktuell Kompositionen und Arrangements vor allem für die Bläserarbeit und vollendet das Musikprojekt der Band LUTHER EXPERIENCE.

Im Protestantischen Dekanat Donnersberg spielte Bezirkskantor Martin Reitzig einen Gottesdienst musikalisch ein. Im Dekanat Speyer spielt und veröffentlicht Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger Orgelmusik aus der Gedächtniskirche auf dem YouTube-Kanal „Musik an der Gedächtniskirche Speyer“. Zudem finden Proben und Orgelunterricht über die Videokonferenz-Plattform Zoom statt. Desweiteren sind Chorproben und Seminarunterricht in kleiner Besetzung von etwa 20 Personen geplant. „Wichtig ist, Kontakt mit allen Chormitgliedern per Mail zu halten und natürlich viel zu üben an Orgel und Klavier“, sagt Sattelberger.