Leiterin des Martin-Butzer-Hauses geht in den Ruhestand – Vier Jahrzehnte Jugendarbeit 

„Sie werden es schon richtig machen“

Ulrike Nickel. Foto: Franck

Bad Dürkheim (lk) „Man kann nicht in Rente gehen und nichts mehr machen“, sagt Ulrike Nickel beim Blick auf ihre Aktivitäten, die nicht mit dem 18. März, dem Tag ihrer Verabschiedung aus dem Dienst, beendet sein werden. Als Vorsitzende des Kinderschutzbundes Neustadt-Bad Dürkheim zum Beispiel oder als Beisitzerin in der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wird sie ihr Engagement in der Jugendarbeit fortsetzen. Nur als Leiterin des Martin-Butzer-Hauses, der Jugendbildungs- und Freizeitstätte der Evangelischen Kirche der Pfalz in Bad Dürkheim, wird sie in den Ruhestand gehen. Aber was heißt „nur“ nach fast vier Jahrzehnten in dieser verantwortlichen Position?

Dass ihr Arbeitsfeld in der Jugendarbeit sein wird, das wusste die in Pirmasens Geborene und Aufgewachsene schon von Jugend an. In der Kirchengemeinde leitete sie eine Mädchengruppe, beim CVJM war sie in einer Jungengruppe. Eine „gemischte“ Gruppe war ausdrücklich nicht gewünscht, dennoch durfte die junge Ulrike mit einer Freundin kommen. Aber bei der Fahrt nach Norwegen durften die Mädchen nicht mit. „Ich hätte mich auch nicht mitgenommen“, kommentiert sie lächelnd.

Beharrungsvermögen hat Ulrike Nickel, die nach einer Ausbildung zur Arzthelferin in Speyer und Ludwigshafen Sozialarbeit studierte, auch in ihrem Berufsleben gezeigt. Kritisch schaute die kirchliche Männerwelt in den 80er Jahren auf die Zusammenkunft von Frauen, die sich zu „Kamingesprächen“ im Butzer-Haus trafen und eine stärkere Frauenbeteiligung in der Landeskirche forderten. Ein „Gedenkstein“ erinnert heute ebenso daran wie eine Tafel an die Ausrufung des Martin-Butzer-Hauses zur Atomwaffenfreien Zone. Als man von letzterer Aktion im Landeskirchenrat hörte, wurde Ulrike Nickel angewiesen, das Schild nicht aufzustellen. Nachdem sie eine Begründung verlangt hatte, musste die Gesprächspartnerin in Speyer zunächst passen und sich bei ihrem Chef kundig machen. Dieser ließ schließlich ausrichten, dass die Leiterin des Hauses „es schon richtig machen werde“. Das Schild wurde aufgestellt.

Viele solcher Geschichten kann Ulrike Nickel erzählen und sich mittlerweile darüber amüsieren. Sie berichtet von kleineren und größeren Renovierungsarbeiten, erzählt von zwei Generationen junger Menschen, für die das Butzer-Haus zur Heimat wurde und blickt zurück auf sechs Landesjugendpfarrer, mit denen sie zusammengearbeitet hat. „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes“, das ist das biblische Leitmotiv ihrer Arbeit, betont Nickel, die ihren Wunsch, etwas mitzugestalten, hoch über Bad Dürkheim verwirklichen konnte. Es sei ihr Bemühen gewesen, „dass jeder, der von hier wieder weggeht, eine Spur hinterlässt“. Ulrike Nickel wird eine Spur hinterlassen. Eine deutliche.

Hinweis: Die offizielle Verabschiedung von Ulrike Nickel findet im Rahmen einer Feierstunde am Freitag, 18. März 2016, um 17 Uhr im Martin-Butzer-Haus, Martin-Butzer-Straße 36 in Bad Dürkheim statt.