Sich die Zusage der Engel zu eigen machen
Bad Dürkheim/Kaiserslautern (lk). An der Seite der Menschen zu stehen, die besonders von Corona betroffen sind – dafür setzten Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad am Heiligen Abend ein sichtbares Zeichen. Für die Patienten im Evangelischen Krankenhaus Bad Dürkheim und die Bewohnerinnen des Caritas Altenzentrum St. Hedwig in Kaiserslautern feierten sie einen ökumenischen Weihnachtsgottesdienst. Er wurde über die hauseigenen Kanäle auf die Zimmer übertragen.
Eine nahezu leere Kirche – für Heiligabend ein äußerst ungewohntes Bild. Anstatt die Reihen zu füllen, nahmen die Menschen im Seniorenheim via Bildschirm am Gottesdienst teil. Ein Zugeständnis an den Schutz der Gesundheit, dem aufgrund der brisanten Infektionszahlen höchste Bedeutung zukommt. „Weihnachten in Corona-Zeiten. So vieles ist anders als sonst“, sagte Kirchenpräsident Christian Schad. „Das müssen gerade die Bewohner des Altenzentrums St. Hedwig erfahren. Ihnen und dem Pflegepersonal möchten wir mit unserem Besuch Nähe und Solidarität erweisen. In dieser besonderen Situation sollen sie spüren: wir gehören zusammen.“ Zusammenhalt demonstrierten auch die beiden Kirchenoberhäupter, die erstmalig an Heiligabend Gottesdienst in ökumenischer Verbundenheit abhielten.
„Viele Menschen spüren Grenzen der Belastbarkeit. Ihnen möchten wir zeigen, dass wir sie unterstützen“, übernahm der Speyerer Bischof und knüpfte an die Lesung des Weihnachtsevangeliums an. „Fürchtet Euch nicht. Diese Zusage machte der Engel den Hirten. Ganze 365 Mal soll dieser Satz in der Bibel vorkommen. Ich finde die Idee dahinter tröstlich.“ Jeden Tag des Jahres mache Gott aufs Neue Mut und sichere seinen Beistand zu. Diese Botschaft sei gerade in diesem Jahr wichtig, da die Angst zu einer bestimmenden Größe im Leben vieler Menschen geworden sei, so der Kirchenpräsident. Angst, an Corona zu erkranken, das gesicherte Einkommen zu verlieren. Furcht vor Einsamkeit oder Überlastung. Angesichts dieser Ängste komme dem Versprechen des Engels besondere Bedeutung zu. „Fürchtet Euch nicht. Heute ist der Heiland geboren.“ Dieser Satz habe seine Gültigkeit bewahrt – bis heute und trotz allem, hob Bischof Wiesemann hervor. „Die Angst darf nicht größer sein als die Hoffnung. Wenn wir etwas aus dieser Krise lernen können, dann mehr auf einander zu achten, uns gegenseitig zu trösten, uns zu stärken und einander nah zu sein“, gab er den Menschen mit auf den Weg.
Für festliche Atmosphäre im Gottesdienst sorgten auch Elisabeth Becker an der Orgel und Sängerin Irene Toballa-Wolf mit weihnachtlichen Liedern. Im Anschluss machten Bischof Wiesemann und Kirchenpräsident Schad einen Rundgang durch das Caritas Altenzentrum St. Hedwig, um den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Pflegekräften gesegnete Weihnachten zu wünschen. „Ich habe mir den Gottesdienst auf dem Bildschirm angeschaut. Er war etwas ganz Besonderes. Dass die beide Herren jetzt noch zu uns kommen, ist die höchste Ehre“, sprach Paulette Mack sicher vielen anderen aus dem Herzen. Sie ist Bewohnerin des Altenzentrums und fühle sich hier außerordentlich wohl. „Es herrscht eine wunderbare Atmosphäre. Das Personal hat viel Geduld und bringt Fröhlichkeit ins Haus. Außerdem gibt es viele Angebote und Veranstaltungen.“ Von der Corona-Krise bekomme sie nicht viel mit. „Ich fühle mich gut aufgehoben.“
Dazu tragen alle Mitarbeitende ihr Möglichstes bei. „Wir halten uns streng an die vorgeschriebenen Hygiene- und Abstandsregeln“, sagte Heimleiterin Jutta Asal von Wuthenau. „Außerdem werden alle Bewohner regelmäßig auf das Covid 19-Virus getestet. Dem muss sich auch jeder Bewohner unterziehen, bevor er ins Haus darf.“ Davon waren auch der Bischof und der Kirchenpräsident nicht ausgenommen. So durften sie mit dem beruhigenden Ergebnis coronafrei zu sein, die Heimfahrt antreten.
Die Bewohnerschaft von St. Hedwig konnte sich derweil auf weitere Highlights an Heiligabend freuen. „Jetzt gibt es erst mal Kaffee und Kuchen, später dann Bescherung und schließlich ein festliches Abendessen“, so Asal von Wuthenau. „Uns ist es ein Anliegen, allen ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen.“ Auch darüber hinaus seien etliche Veranstaltungen geplant. „Weil wir uns nicht einsperren, sondern weiterhin die Welt herein holen möchten. Unter Wahrung aller nötigen Schutzmaßnahmen natürlich.“