Selbstkritik und Zukunftsfragen
Speyer (lk). Mit einem kritischen Blick zurück auf die eigene Schuldgeschichte und einem Blick nach vorne auf die personellen und finanziellen Weichenstellungen für die Zukunft der Landeskirche befasst sich die Frühjahrssynode 2016 der Evangelischen Kirche der Pfalz, die von Mittwoch bis Samstag, 1. bis 4. Juni, im Martin-Butzer-Haus in Bad Dürkheim stattfindet. Bei einer Pressekonferenz in Speyer stellte Kirchenpräsident Christian Schad die Verhandlungsgegenstände vor. Die Tagung beginnt mit dem Bericht des Kirchenpräsidenten.
Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Wahl eines Oberkirchenrates oder einer Oberkirchenrätin und eines Stellvertreters des Kirchenpräsidenten sowie die mittelfristige Finanzplanung der Landeskirche. Mit dem Berufsprofil von Gemeindediakonen und Jugendreferenten befasst sich die Synode in einem weiteren Tagesordnungspunkt. Ebenso erhält sie Informationen zur Situation und zum Stand der Verhandlungen zur Zukunft des Evangelischen Krankenhauses Zweibrücken.
Schwerpunktthema der Synodaltagung ist die Rolle der Landeskirche im Nationalsozialismus, die in dem Handbuch „Protestanten ohne Protest – die evangelische Kirche der Pfalz im Nationalsozialismus“ aufgearbeitet wurde. „Es kam zu einem erschreckenden kollektiven Versagen auf allen Ebenen unserer Kirche“, erklärte Kirchenpräsident Schad. Nach Angaben Schads ist eine Resolution geplant, die sich nicht nur mit dem belasteten Erbe der Kirche auseinandersetze, sondern auch nach den Konsequenzen aus der Schuldgeschichte im Blick auf das gegenwärtige Friedens- und Versöhnungshandeln der Kirche frage. „Angesichts rechtspopulistischer, nationalistischer und islamophober Tendenzen in unserem Lande und in Europa gilt es gerade im Blick auf unsere eigene Geschichte in der Gegenwart Verantwortung zu übernehmen“, sagte Schad.
Für die Nachfolge des Ende August in den Ruhestand gehenden Personaldezernenten Gottfried Müller stellen sich am ersten Sitzungstag Oberstudiendirektor Steffen Jung aus Annweiler, Kirchenrat Michael Löffler aus Karlsruhe, Pfarrer Martin Schuck aus Speyer und Pfarrerin Marianne Wagner aus Landau zur Wahl. „Ich gehe davon aus, dass die unterschiedlichen Profile der Kandidierenden geeignet sind, dass sich die Synodalen dieses Mal entscheiden können“, sagte der Kirchenpräsident. Bei der Wahl im November 2015 hatten die beiden Bewerber, Dekan Armin Jung (Neustadt) und Verlagsleiter Martin Schuck (Speyer), nicht die erforderliche Mehrheit in der Synode erreicht.
Im Blick auf die mittelfristige Finanzplanung bis zum Jahr 2022 verwies Oberkirchenrätin Karin Kessel auf ein erwartetes strukturelles Defizit von rund 11 Millionen Euro. Daher müssten die bereits beschlossenen Einsparmaßnahmen umgesetzt und ein neues Einsparprogramm auf den Weg gebracht werden, erklärte Kessel. Die für 2016 prognostizierten Kirchensteuereinnahmen von 117 Millionen seien zwar erfreulich, jedoch stiegen alleine die Personalausgaben bis zum Jahr 2022 von jetzt 90 auf rund 106 Millionen Euro. Über den Doppelhaushalt 2017/18 der pfälzischen Landeskirche berät die Synode dann auf ihrer Herbsttagung im November.
Diakoniedezernent Manfred Sutter, der die Synode über den Stand der Gespräche um die Zukunft des Evangelischen Krankenhauses Zweibrücken informieren wird, erklärte, dass die Verhandlungen über eine gemeinsame Lösung mit dem Nardini-Klinikum intensiv fortgeführt würden. Zugleich sei im Rahmen eines „Investorenprozesses“ innerhalb der vergangenen Wochen vom Vorstand des Landesvereins für Innere Mission mit rund 30 Investoren Kontakt aufgenommen worden. Es werde allen Anfragen nachgegangen und die Interessenten und Kontakte „systematisch abgearbeitet“. Nach derzeitiger Planung werde am 20. Juni 2016 die Mitgliederversammlung des LVIM eine Entscheidung über die Zukunft des Krankenhauses in Zweibrücken treffen.
Hintergrund: Der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz gehören 70 Synodale an – 46 weltliche und 24 geistliche. Acht der 70 Mitglieder sind berufen, davon zwei als Jugendvertreter. Synodalpräsident ist der Kaiserslauterer Jurist Hermann Lorenz. Dem Präsidium gehören außerdem der Otterbacher Dekan Matthias Schwarz als erster Vizepräsident und Ministerialrat Joachim Schäfer aus Birkenheide als zweiter Vizepräsident sowie Rommi Keller-Hilgert und Daniela Freyer als Beisitzerinnen an. Die Landessynode ist als kirchliche Volksvertretung die Inhaberin der Kirchengewalt. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in den geistlichen, rechtlichen und finanziellen Bereichen der Landeskirche. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre.
Die öffentlichen Plenarsitzungen beginnen am Mittwoch um 10.45 Uhr, Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils um 9 Uhr.