Studientag 

Schülerinnen "lernen" von der Landeskirche

Informationen aus erster Hand: Schülerinnen des Speyerer Edith-Stein-Gymnasiums, Lehrerin Gabriele Dunkel-Hirmer, Kirchenpräsident Christian Schad und Vikar Manuel Hegel. Foto: lk

Speyer (lk). Vom evangelischen Liederbuch mit neuen Kirchenliedern über die gottesdienstliche Begleitung gleichgeschlechtlicher Paare bis zum "parlamentarischen" Aufbau der pfälzischen Landeskirche: So nah wie beim Studientag zum Thema "Fremde Heimat Kirche" sind die Schülerinnen der Jahrgangsstufe 12 des Speyerer Edith-Stein-Gymnasiums der „Institution“ Evangelische Kirche bisher noch nicht gekommen. Die 23 Schülerinnen im Fach Evangelische Religion lernten die pfälzische Landeskirche in all ihrer Vielfalt kennen. Start war am Vormittag in der Gedächtniskirche, weiter ging es bei den Diakonissen Speyer mit Informationen zur Diakonie als Wesensbestimmung der Kirche, am Nachmittag stand ein Besuch im Landeskirchenrat am Domplatz 5 auf dem Programm, wo Kirchenpräsident Christian Schad als oberster Repräsentant die Evangelische Kirche der Pfalz, ihren Aufbau und ihre Aufgaben vorstellte. Begleitet wurden die 17- und 18-Jährigen von Lehrerin Gabriele Dunkel-Hirmer und Vikar Manuel Hegel.

Beeindruckt zeigten sich die Gymnasiastinnen nicht nur von den Zahlen und Fakten, die ihnen Kirchenpräsident Schad präsentierte. Rund 516.000 Kirchenmitglieder, 402 Kirchengemeinden, 15 Kirchenbezirke, 568 Pfarrerinnen und Pfarrer, tausende Ehrenamtliche, darunter 3000 Presbyterinnen und Presbyter prägen die pfälzische Landeskirche mit ihrem synodal-presbyterial aufgebauten „parlamentarischen“ System, erläuterte der Kirchenpräsident. Spannend war vor allem auch der Austausch über theologische und ethische Fragen, über die Erkenntnisse der beiden zurückliegenden Kirchenjubiläen, „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“ und „500 Jahre Reformation“, und über die vielfältigen Aufgaben des Kirchenpräsidenten.

Dabei schilderte Christian Schad auch seinen eigenen Werdegang, warb für das Theologiestudium („jederzeit wieder“), für Ökumene, für eine tolerante Gesellschaft und für Offenheit beim Thema Homosexualität. „Das gibt es bei uns nicht, dass jemand wegen seiner sexuellen Prägung nicht Pfarrer oder Pfarrerin werden kann. Es ist normal und bereichernd, verschieden zu sein“, brachte es der Kirchenpräsident auf den Punkt. Wie die Gesellschaft, so sei auch das Christentum: „vielfältig und plural. Das bereichert unser Leben“. Zwang und Glaube schlössen sich aus: „Die Botschaft Jesu macht frei und setzt auf das freie Einverständnis der Glaubenden“, sagte Schad. „Dies ist die Grundregel, nach der Kirche funktioniert: ohne Gewalt, allein durch die Überzeugungskraft des Wortes.“

Im Bereich der Evangelischen Kirche der Pfalz besuchen rund 90.000 Kinder und Heranwachsende den evangelischen Religionsunterricht. Unter ihnen viele, die nicht getauft, nicht konfirmiert oder konfessionslos sind – oder einer anderen Konfession oder Religion angehören. Rund 800 staatliche Lehrkräfte mit Lehrbefähigung und kirchlicher Bevollmächtigung sind zurzeit im evangelischen Religionsunterricht eingesetzt. Darüber hinaus hat die Evangelische Kirche der Pfalz 94 hauptamtliche Gestellungsverträge, vor allem an Berufsbildenden Schulen und Gymnasien. Außerdem unterrichten etwa 300 Gemeindepfarrer und -pfarrerinnen mit zwei bis vier Stunden wöchentlich an staatlichen Schulen Religion.