Kirchenkonferenz 

Schad: Vitale Sehnsucht nach christlicher Einheit

Bischöfin Petra Bosse-Huber, Präsidentin Brigitte Andrae, Kirchenpräsident Volker Jung, Kirchenpräsident Christian Schad (v.l.).

Der pfälzische Synodalpräsident Hermann Lorenz und Dekanin Dorothee Wüst, die die Landeskirche in der UEK-Vollkonferenz und EKD-Synode vertreten, sowie Kirchenpräsident Christian Schad (v.l.). Fotos: lk

Bonn (lk). Die Unionen von Lutheranern und Reformierten im 19. Jahrhundert zu einer evangelischen Kirche sind nach Auffassung des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad Antrieb zu neuer ökumenischer Arbeit heute. Das Nebeneinander zweier evangelischer Kirchen – bis hin zur Trennung beim Abendmahl – sei vor 200 Jahren für weite Kreise der Protestanten nicht mehr plausibel gewesen. Sichtbares Zeichen der innerevangelischen Einheit sei die Abendmahlsgemeinschaft gewesen. Diese Gemeinschaft am Tisch des Herrn sei für evangelische und katholische Christen heute „die vitale Sehnsucht, die aus einer tief empfundenen christlichen Einheit erwächst“, sagte Schad in seinem Bericht auf der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in Bonn. Der Kirchenpräsident ist Vorsitzender des Präsidiums und der Vollkonferenz, dem „Parlament“, der UEK.

Auch das Jubiläumsjahr der Reformation 2017 empfänden viele als Motor für eine neu aufbrechende Ökumene, erklärte Schad. Von den Unionen könne man lernen, wie sich unterschiedliche Konfessionen in versöhnter und versöhnender Vielfalt entfalten könnten. Dabei blieben Unterschiede bewahrt, die jedoch einen „geistlichen Reichtum zum Segen der ganzen Christenheit“ bildeten. Dass dieses Modell kirchlicher Einheit gegenwärtig auch auf Seiten der römisch-katholischen Kirche Interesse finde, stimme ihn dankbar und zuversichtlich, sagte der Kirchenpräsident, der als evangelischer Delegationsleiter die Konsultationsgespräche zwischen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen führt.

Das Leitwort „gemeinsam evangelisch“ für die Unionsjubiläen drückt nach Ansicht des UEK-Vorsitzenden aus, was in Europa seit 1973 Wirklichkeit sei: „Die seit der Reformation bestehende Trennung der evangelischen Christenheit ist weitgehend überwunden worden.“ Lutherische, reformierte und unierte Kirchen sowie die mit ihnen verwandten vorreformatorischen Kirchen der Waldenser und der Böhmischen Brüder gewährten einander Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft und strebten eine möglichst große Gemeinsamkeit in Zeugnis und Dienst an, erklärte Christian Schad.

Der Kirchenpräsident wies zugleich auf die „Schuldgeschichte“ der preußischen Union hin. So sei es in Folge der Einführung eines neuen Gottesdienstbuches (Agende) zu neuen Spaltungen, Leid und Bitterkeit gekommen. Lutherische Gemeinden und ihre Pfarrer, die streng am Bekenntnis und an der bekenntnisgebundenen Ordnung des Gottesdienstes festhielten, seien unterdrückt und gewaltsam aus der preußischen Landeskirche hinausgedrängt worden. So sei paradoxerweise im Namen der evangelischen Union eine neue konfessionelle Kirche, die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK), entstanden. Dankbar zeigte sich der UEK-Vorsitzende über ein „Gemeinsames Wort“ mit der SELK, in dem die Kirchen im Blick auf frühere Verfehlungen wechselseitig um Vergebung bitten und Vergebung aussprechen wollen. Schad kündigte in diesem Zusammenhang einen Buß- und Versöhnungsgottesdienst an, der am Buß- und Bettag 2017 in Berlin gefeiert werde.

Die UEK ist ein Zusammenschluss von zwölf Kirchen unierten, reformierten und lutherischen Bekenntnisses in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die UEK hat rund zwölf Millionen Mitglieder, die Vollkonferenz ist das höchste Gremium. Ihr gehören 103 Mitglieder an. Zu den Einrichtungen der UEK gehören u.a. das Evangelische Predigerseminar in Wittenberg, das Kloster Stift zum Heiligengrabe in Brandenburg sowie der Berliner Dom.