Ehrenamt 

Rückgrat für die Verkündigung

Prädikantinnen und Prädikanten dürfen predigen, taufen, trauen und beerdigen. Foto: lk/Canva.

Thomas Borchers vom Missionarisch-ökumenischen Dienst (MÖD) bildet die Prädikantinnen und Prädikanten aus. Foto: lk/Archiv.

Landau (epd/lk). Irgendwann reichte Ulf Erxleben der sonntägliche Gottesdienstbesuch nicht mehr aus. «Ich wollte über die Begeisterung für meinen Glauben sprechen und ihn mit anderen teilen», sagt der 53-jährige Gebietsmanager für einen Solaranlagen-Hersteller aus Edenkoben. Seit einigen Jahren war Erxleben bereits als Lektor im Verkündigungsdienst seiner Kirchengemeinde tätig, hielt Lesepredigten. Nun wollte er kreativer werden, selbst Predigten verfassen und dabei seine Glaubens- und Lebenserfahrungen einbringen, wie er erzählt.

Gemeinsam mit elf Frauen und neun Männern meldete er sich zum aktuellen Ausbildungskurs der pfälzischen Landeskirche für Prädikantinnen und Prädikanten an. Ausgerichtet wird er vom Missionarisch-Ökumenischen Dienst (MÖD) in Kooperation mit dem Protestantischen Predigerseminar in Landau.

Die ordinierten Prädikantinnen und Prädikanten sind ein wichtiges Rückgrat für die Verkündigung des Evangeliums - und nicht nur «Lückenbüßer», die Pfarrerinnen und Pfarrer auf der Kanzel vertreten sollen, macht Thomas Borchers deutlich. Der Pfarrer ist beim MÖD für die Aus- und Fortbildung von Lektoren und Prädikanten zuständig. Die Ehrenamtlichen seien «Experten für das Leben» mit einer geerdeten Glaubenssicht, sagt Borchers.

Seit den 1970er Jahren gibt es in der pfälzischen Kirche dieses besondere Amt. In den meisten anderen evangelischen Landeskirchen werden bis heute Ehrenamtliche nicht als Prediger ordiniert.

Der angehende Prädikant Erxleben will nicht heimlicher Pfarrer seiner Gemeinde sein, sondern seine Pfarrerin tatkräftig unterstützen. Viele Theologinnen und Theologen seien überlastet, müssten oft mehrere Gemeinden verwalten, weiß er. Deshalb wolle er abrufbereit sein, wenn Not am Manne sei. Monatlich fertigen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des zweijährigen Prädikantenkurses eine Predigt an, bereiten Gottesdienste vor. Neben der Wortverkündigung verwalten die Prädikanten, die zuvor mindestens fünf Jahre lang als Lektoren tätig waren, auch die Sakramente. Ihre Mentoren sind die Ortspfarrerinnen und -pfarrer. Bei ihnen hospitieren sie auch bei den Kasualien Taufe, Trauung und Bestattung.

Dagmar Scheidt aus Heinzenhausen im Dekanat an Alsenz und Lauter macht vor allem «die Arbeit mit biblischen Texten, das Jonglieren mit Sprache» Spaß. Die 60-jährige pädagogische Fachkraft hat auch einen klaren missionarischen Impuls für ihren Wunsch, Prädikantin zu werden. «Ich will den Menschen den Glauben in Erinnerung rufen und zeigen, dass er Orientierung auf dem Lebensweg geben kann», sagt sie.

Die Bibel besser kennenlernen und die frohe Botschaft besser sprachlich vermitteln will auch Tanja Schraß aus Otterbach bei Kaiserslautern. Eine gute Predigt solle ein bestimmter Trost, eine Ermunterung oder auch eine Belehrung sein, sagt die 47-jährige Sekretärin des Dekanats An Alsenz und Lauter. «Die Menschen sollen sich in den Texten wiedererkennen, nachdenklich werden und etwas mit nach Hause nehmen.»

Dass das göttliche Wort nicht immer leicht zu verstehen ist, hat der frühere Berufssoldat Peter Horn aus Germersheim selbst erfahren. Viele Jahre war er in der Militärseelsorge aktiv. Wichtig sei es, den Predigttext mit einfachen Worten wiederzugeben und die Verbindungen zum Jetzt und Heute herzustellen, sagt er. Gar nicht so leicht: Bis zu acht Stunden schreibt Ulf Erxleben mit Hilfe von Bibellexikon und anderen Arbeitsmitteln an einer Predigt. Auf Zuspruch und Kritik seitens seiner Pfarrerin und seiner Kirchengemeinde ist der zukünftige Prädikant vorbereitet: «Den Respekt muss man sich erst 'erpredigen'.