Das Geschichtenmobil gastiert auf seinem Europäischem Stationenweg einen Tag lang in Speyer 

Reformationstruck präsentiert Europas Kirchen- und Kulturgeschichte

Speyer (lk). „Ich bin so frei…“ – unter diesem Motto hat im Reformationsjahr 2017 das Geschichtenmobil in Speyer gastiert. Geparkt hat es vor dem Historischen Rathaus, mitten in der Fußgängerzone und somit auch mitten unter den Menschen. Anschließend reist es weiter zur nächsten Station: Coburg. Einen Tag lang konnten sich die Besucher in dem blauen Truck, ausgestattet mit modernster multimedialer Technik, über Reformationsgeschichte schlau machen, aber auch eigene Geschichten beitragen. Auf dem Europäischen Stationenweg durch 19 Länder macht das Geschichtenmobil an 68 Orten Halt, Speyer ist die 52. Station.

Professor Andreas Barner, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat den 16 Meter langen und in aufgeklapptem Zustand neun Meter breiten Super-Liner ein Stück des Weges begleitet. Hier werde Europas Kirchen- und Kulturgeschichte nahezu vollständig abgebildet, sagte Barner im Interview mit dem Reformationsbeauftragten der Evangelischen Kirche der Pfalz, Wolfgang Schumacher, zur Eröffnung des Speyerer Kirchen-Kultur-Tages am Dienstag, 11. April.

Heidelberg, Straßburg, Speyer – es sei beeindruckend zu erleben, auf wie viel Interesse das Geschichtenmobil stoße, das vor allem auch Symbol für europäische Freundschaft und Freiheit sei, schilderte Barner, ehemals Vorsitzender der Unternehmensleitung des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, seine Erfahrungen. Auch Katia Vakalaki, die mit zwei Kindern aus Mutterstadt eigens nach Speyer gekommen war, zeigte sich beeindruckt von der multimedialen Präsentation, zu der auch ein von der Landeskirche produzierter Film über die Protestationsstadt Speyer gehört. Besonders aufschlussreich fand sie allerdings die von Nadja Pentzlin vom „Escape & Museum Speyer“ eigens für die Speyerer Kirchen-Kultur-Tage entwickelte Geschichtenbox. Wer den Code geknackt und sich somit Zugang zu der bunten Luther-Kiste verschafft hat, erfährt hier allerhand Wissenswertes über Kirche im Allgemeinen und Reformation im Besonderen.

Nicht nur das Geschichtenmobil und die Geschichtenbox standen am Dienstag im Mittelpunkt der Speyerer Kirchen-Kultur-Tage. Der Missionarisch-Ökumenische Dienst (MÖD) der pfälzischen Landeskirche präsentierte sich zum Thema Reformation ebenso wie die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt. Vor Ort waren der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger, der Intendant der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Michael Kaufmann, Kirchenpräsident Christian Schad und Mitglieder des Landeskirchenrates. „Danke für das, was die protestantische Landeskirche hier auf die Beine gestellt hat“, freute sich Eger über die überaus gelungenen Kirchen-Kultur-Tage, für die seine Stadt „die Bühne bereitet“ habe. Noch bis zum Reformationsfest am 31. Oktober begleite die Stadt Speyer das Reformationsjubiläum mit vielerlei Veranstaltungen, kündigte der Oberbürgermeister an.

Den letzten der Speyerer Kirchen-Kultur-Tage eröffneten Kinder protestantischer Kindertagesstätten.

Hintergrund: Mit Luthers 95 Thesen 1517 in Wittenberg begann die Reformationsbewegung, die bis heute Kirche und Welt prägt. Im Jahr 2017 wird national, international und ökumenisch nach den reformatorischen Impulsen für Kirche und Gesellschaft gefragt. Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit bilden dabei den Schwerpunkt seitens der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die Kirchen-Kultur-Tage waren einer der Höhepunkte zahlreicher Veranstaltungen in diesem Festjahr. Im Zentrum steht der Europäische Stationenweg. Das „Geschichtenmobil“, ein Truck, macht an 68 Orten in 19 europäischen Ländern Halt und kommt im Mai in der Lutherstadt Wittenberg an, zum Evangelischen Kirchentag und der Weltausstellung der Reformation. Unterwegs sammelt das Mobil alte und neue Glaubensgeschichten ein.

Speyer prägte weltweit den Begriff „Protestanten“. Dank der Protestation von sechs Fürsten und 14 freien Reichsstädten auf dem Reichstag von 1529 erhielt die Stadt von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) den Titel „Reformationsstadt Europas“.