Reformatorische Grundfragen heute - in Kunst, Kultur, Politik und Arbeitswelt 

Prominente predigen zu „9,5 Thesen“ in der Gedächtniskirche Speyer

Speyer (lk). Mit den 95 Thesen Martin Luthers hat die Reformation im Jahr 1517 ihren Lauf genommen. Er war so frei, Kritik zu üben, am Ablasshandel und an kirchlichen und gesellschaftlichen Missständen. Wie steht es heute um Glaubens- und Gewissensfragen, um das Verhältnis zu Freiheit, Leistung, Geld und Gott? Um diese Fragen dreht sich die Predigtreihe „9,5 Thesen“ im Jubiläumsjahr der Reformation. Ab Januar 2017 „predigt“ monatlich eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens im Gottesdienst der Speyerer Gedächtniskirche.

„Eine Reihe zu 95 Thesen wäre zu viel des Guten gewesen“, meint Hausherr und Dekan Markus Jäckle, „aber unsere 9,5 sollen Stoff zur Diskussion bieten“. Neun Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Politiker Gregor Gysi, Kabarettistin Alice Hoffmann, alias Vanessa Backes, oder Handwerkskammerpräsidentin Brigitte Mannert werden zu Wort kommen. „Gesucht waren Menschen, die eben keine professionellen Kanzelreden halten sondern aus ihrer Profession und Erfahrung heraus einen eigenen Akzent setzen“, erläutert Pfarrerin Mechthild Werner. Sie gab den Anstoß zur Reihe und entwickelte die Thesen zu Grundfragen der Reformation, die neben einschlägigen Zitaten Luthers den Vortragenden als Impuls an die Hand gegeben werden.

Frische Predigtgedanken bringen angehende Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche mit. Am 11. April, zum Festwochenende des Europäischen Stationenwegs in Speyer, befassen sie sich angesichts der Reformatorenfenster der Gedächtniskirche in kurzen „Fensterpredigten“ mit der provokativen, protestantischen These: „Wir sind Papst!?“

Den Auftakt der Reihe machen Martin Graff am 8. Januar und Michael Bauer am 12. Februar. Graff ist lutherischer Pfarrer aus dem elsässischen Münstertal, mehrfach ausgezeichneter Autor, Filmemacher und Kolumnist bei der „Rheinpfalz“. Sein letztes Buch befasst sich mit der Reformation und heißt „Der lutherische Urknall“. Er spricht zur These „Ich darf machen, was ich will!?“ Der Freiheitsgedanke und ein verantwortliches Miteinander in Europa stehen dabei im Mittelpunkt.

Michael Bauer ist Heimatdichter und Sprachkünstler. Bekannt ist er vor allem durch seine Figur „De klääne Pälzer“ und seine Stücke für das Chawwerusch-Theater in Herxheim bei Landau. Der katholische Christ aus Kaiserslautern stellt sich als preisgekrönter Schriftsteller, aber auch als Hörfunk- und Fernsehautor immer wieder den Fragen nach dem Woher, Wohin und Warum. „Ich darf so bleiben, wie ich bin!?“ Dieser These zwischen Selbstgerechtigkeit, Selbstperfektionierung und Gnade stellt sich Bauer im Februar auf seine eigene Weise.

Predigten zu „9,5 Thesen“ 2017 in der Gedächtniskirche Speyer, jeweils am zweiten Sonntag im Monat um 11 Uhr.

08. Januar

Martin Graff

  Grenzgänger

1.    Ich darf machen, was ich will!?

12. Februar

Michael Bauer

Heimatpoet

2.    Ich darf so bleiben, wie ich bin!? 

12. März

Britta Buhlmann

Direktorin Pfalzgalerie  

3.    Nicht ohne Gott!?

09. April

Fensterpredigten

Angehende PfarrerInnen

4.    Wir sind Papst!?

07. Mai

Gregor Gysi

Politiker, MDB

5.    Ich muss immer besser werden!?

11. Juni

Michael Kaufmann

Intendant Staatsphilharmonie

6.    Nicht ohne Lehrbuch!?

09. Juli

Alice Hoffmann

Kabarettistin

7.    Nicht ohne Bibel!? 

13. August

Werner Simon

GF Unternehmerverbände              

8.    Wir machen die Erde untertan!?                                              

10. September

Brigitte Mannert

Präsidentin Handwerkskammer

9.    Wir machen Politik!?

08. Oktober

Mechthild Werner

Pfarrerin   

9.5  Hier stehe ich ...!? Fazit der Reihe

 

Hintergrund: Allein der Glaube. Ein Gedanke, der seit 500 Jahren Menschen bewegt. Allein vor Gott stehen. Wie Martin Luther. Frei sein. Selber glauben, denken, handeln. Mit Luthers 95 Thesen 1517 in Wittenberg hat die Reformationsbewegung Kirche und Welt erfasst. Bis heute. Im Jahr 2017 wird national, international und ökumenisch nach den reformatorischen Kräften in Kirche und Gesellschaft gefragt. Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit bilden den Schwerpunkt der Evangelischen Kirche der Pfalz. Der Europäische Stationenweg gastiert vom 8. bis 11. April 2017 in der Stadt der Protestation, in Speyer. Neben diesem Höhepunkt sind zahlreiche weitere Veranstaltungen, Ausstellungen, Aktionen und Gottesdienste in den Gemeinden geplant. Im Jahr 2018 feiert die Landeskirche ihr 200-jähriges Jubiläum als „Kirche der Union“.