Pfälzer Protestanten feiern Unions-Jubiläum
Speyer (lk). Unter dem Motto „Mutig voran“ feiern die Protestanten in der Pfalz und der Saarpfalz 2018 das Jubiläum 200 Jahre Pfälzer Kirchenunion. Höhepunkt der Feierlichkeiten mit zahlreichen Veranstaltungen in den Gemeinden der Evangelischen Kirche der Pfalz ist ein Festwochenende vom 7. bis 9. September in Kaiserslautern. Mit Gottesdienst, Vorträgen und einem bunten Kultur- und Bühnenprogramm erinnert die Landeskirche daran, dass 1818 in Kaiserslautern bei einer „Generalsynode“ die Vereinigung vormals lutherischer und reformierter Gemeinden zu einer protestantischen Landeskirche besiegelt worden war. Das Ereignis gilt als die Geburtsstunde der pfälzischen Landeskirche.
Prägend für die Union sei „das Bündnis von Protestantismus und Aufklärung, von Glaube und Vernunft“ gewesen, das bis heute trage, insofern es ein Bollwerk sei gegen jedweden Fundamentalismus, erklärte Kirchenpräsident Christian Schad bei der Vorstellung des Jubiläumsprogramms am Mittwoch. Das Motto „Mutig voran“ sei Sinnbild für einen hoffnungsvollen Weg in die Zukunft und für ein vertrauensvolles ökumenisches Miteinander. Dies gelte innerevangelisch und für die christlichen Konfessionen, aber auch im Blick auf das zunehmend multi-religiöse Miteinander, so Schad. „Union ökumenisch feiern“ ist daher auch Leitmotiv eines Gottesdienstes zum Auftakt der Festwoche am 2. September mit Kirchenpräsident Schad und dem Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann in der Kaiserslauterer Stiftskirche, gestaltet von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Region Südwest. Ein Festakt mit Bundespräsident a.D. Joachim Gauck am 9. September im Pfalztheater schließt die zentrale Feier ab.
Im Vordergrund des Jubiläums stünden indes die Lokalunionsgemeinden, unterstrichen Kirchenpräsident Christian Schad und der Beauftragte der Landeskirche für das Unions-Jubiläum, Wolfgang Schumacher. „Dazu kommen Referenten und Prediger, Musiker und bildende Künstler, Theaterschaffende und Kabarettisten vor Ort, referieren und diskutieren, karikieren, musizieren und stellen aus.“ Wir wollen die Vergangenheit nutzen, um das, was damals passiert ist, mit Stichwörtern wie Demokratie und Teilhabe zu verbinden“, lädt die Kaiserslauterer Dekanin Dorothee Wüst in die „Stadt der Union“ ein, wo u.a. im April eine Kindersynode stattfinden soll.
Union ins Bild gesetzt: Pünktlich zu Beginn des Unionsjubiläums ist unter www.kirchenunion-pfalz.de eine eigene Homepage an den Start gegangen, die das Motto „Mutig voran“ thematisch aufgreift. Der Besucher erfährt in Texten, Bildern und Filmen Wissenswertes rund um das Jubiläum, die Geschichte der Union und ihren aktuellen Bezug zur Gegenwart. Ein Kalender listet die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr auf. „Analog“, nämlich mit einer Farbradierung, hat der Neustadter Künstler Gerhard Hofmann im Auftrag der Landeskirche die wichtigsten Stationen der Union illustriert und eindrücklich ins Bild gesetzt. Die Union als ein „bahnbrechendes Ereignis“ und ihre Impulse für die Gegenwart schildert eine Doku des Filmemachers Bernd Schmitt. Darin nehmen Dekanin Dorothee Wüst und der Historiker, Presbyter und Landessynodale Roland Paul den Betrachten mit auf einen Streifzug durch die Geschichte, durch Kaiserslautern und zu den historischen Stätten der Union, wie etwa Altes Stadthaus, Kleine Kirche und Stiftskirche.
Unionsprogramm: Vortragsreihen und Bildungsangebote, Kanzeltausch und ökumenischer Gemeindetreff, Musik, Theater, Diskussionen, Gottesdienste und vieles mehr: Bis Ende des Jahres feiert die Evangelische Kirche der Pfalz ausführlich 200 Jahre Pfälzer Kirchenunion. „Verdrehte Gebete. Friedrich dem Weisen in den Mund gelegt.“ lautet der Titel eines Theatermonologs von Michael Bauer. Uraufführung der Reihe ist am 24. Februar um 19.30 Uhr im Theodor-Zink-Museum in Kaiserslautern. Bei einer Tagung der Evangelischen Akademie vom 9. bis 10. März in Landau beziehen der Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes, Thies Gundlach, und der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufman Position zu Kirche und Gesellschaft. Am 17. März wird in Kaiserslautern an 80 Jahre Frauenordination und 50 Jahre Gleichstellung im Amt erinnert. Mit einem Schwerpunkttag am 25. Mai steht auch die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz bei ihrer Frühjahrstagung in Kaiserslautern im Zeichen des Unionsjubiläums. Am 30. Mai um 19 Uhr eröffnen Kirchenpräsident Schad und der Mainzer Universitätstheologe Michael Roth in der protestantischen Kirche in Katzweiler die Vortragreihe „Protestantisch bewegt – Nachdenken wie wir glauben“. Thema des Abends ist „Kirche ist Privatsache – oder wie politisch soll die Kirche sein?“. Eingebunden in das Unionsjubiläum sind zudem das Band- und Chorfestival am 2. Juni in Landau und der Landeskirchenmusiktag am 10. Juni in Speyer. „Liberalismus und Union“ ist Thema des Pfälzischen Pfarrertages am 4. Juni in Kaiserslautern. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen gibt es im Kalender der Unions-Homepage.
Unionsgeschichte: Im August 1818 hatten sich bei einer Generalsynode in Kaiserslautern die beiden reformatorischen Konfessionen – Lutheraner und Reformierte – im gesamten Gebiet des damaligen bayerischen Rheinkreises zu einer Kirche zusammengeschlossen. Zuvor hatten mehrere Dutzend pfälzische Gemeinden die Akten ihrer bereits auf örtlicher Ebene vollzogenen Vereinigung beim Speyerer Konsistorium eingereicht. Weitere Lokalunionen folgten. Die bayerische Regierung in München ließ im Februar und im März 1818 in allen evangelischen Gemeinden der Pfalz eine Abstimmung unter den Haushaltsvorständen durchführen. Am 15. Mai meldete Konsistorialrat Johann Friedrich Butenschoen das Ergebnis nach München: 40.167 Ja-Stimmen standen 539 Nein-Stimmen gegenüber. Das entsprach einer Mehrheit von über 98 Prozent für die Union.
Kontakt: E-Mail: reformation-union@evkirchepfalz.de, Telefon: 06232/667-148.