Oberkirchenrätin Karin Kessel im Amt bestätigt
Speyer (lk). Die Finanz- und Baudezernentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Oberkirchenrätin Karin Kessel, ist von der in Speyer tagenden Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz im Amt bestätigt worden. Von 64 abgegebenen Stimmen votierten 63 Synodale für Kessel, es gab eine Enthaltung. Die 59-Jährige, die seit 21 Jahren als weltliche Oberkirchenrätin dem Landeskirchenrat angehört, war die einzige Kandidatin.
Die Herausforderungen, vor denen die Landeskirche in den kommenden Jahren stehe, seien nicht gering, sagte Kessel. „Aber jeder Umbau, jede Veränderung trägt auch Gestaltungspotenzial in sich.“ Sie freue sich darauf, Leitungsverantwortung für eine weitere Amtsperiode zu übernehmen und diesen „spannenden Veränderungsprozess“ mitgestalten zu können, bedankte sich Kessel für das in sie gesetzte Vertrauen. Die 59-Jährige tritt am 1. Juni ihre vierte Amtszeit als Oberkirchenrätin der pfälzischen Landeskirche an.
Karin Kessel trat 1988 in den Dienst der Landeskirche. 1998 wurde die gebürtige Altriperin erstmals von der pfälzischen Landessynode zur juristischen Oberkirchenrätin gewählt, zuständig für Rechts und Personalangelegenheiten. 2007 übernahm die Juristin die Verantwortung für das Finanz- und Baudezernat. Vor 21 Jahren war die Oberkirchenrätin noch die einzige Frau im Landeskirchenrat. Aktuell gehören der obersten Behörde zur Leitung und Verwaltung der Landeskirche drei Oberkirchenrätinnen und zwei Oberkirchenräte an. Den Vorsitz im Kollegium führt der Kirchenpräsident.
Kessel bezeichnete in ihrer Rede vor der Synode die finanzielle Situation der Landeskirche als die „größte Herausforderung des kommenden Jahrzehnts“. Es sei damit zu rechnen, dass die Kirchensteuereinnahmen zunächst auf bestehendem Niveau blieben, bevor sie voraussichtlich Mitte des nächsten Jahrzehntes zu sinken begännen. Gleichzeitig würden aber die Ausgaben, insbesondere die Personalausgaben, steigen. „Veränderungen sind nie leicht. Sie haben schon in der Vergangenheit zu mehr oder weniger tiefen Einschnitten geführt“, führte Kessel aus. Es müsse jedoch immer die Frage im Zentrum stehen, „wie es uns am besten gelingt, unseren Auftrag – die Verkündigung des Evangeliums – zu erfüllen. Jeder Umbau, jede Veränderung trägt auch Gestaltungspotenzial in sich und diese Möglichkeit gilt es zu nutzen“.
Auf der Prioritätenliste steht nach Kessels Worten u.a. die Überarbeitung des Finanzausgleichgesetzes und nannte als Beispiel die Umsetzung des neuen rheinland-pfälzischen Kita-Zukunftsgesetzes. In Absprache mit der katholischen Kirche müsse es zu „feststehenden Vorgaben“ für die Vereinbarungen zwischen den Trägern der Einrichtungen und den Kommunen kommen, kündigte Kessel an. Die größte Aufgabe für die Kirchengemeinden sei indes der Gebäudeerhalt. Die Kirchengemeinden müssten „mit weniger Zuweisungen und Gemeindemitgliedern die gleichen Lasten tragen“.
Oberkirchenräte werden in der pfälzischen Landeskirche auf die Dauer von sieben Jahren gewählt, Wiederwahlen sind möglich. Sie leiten die einzelnen Dezernate des Landeskirchenrates.
Portrait: "Wir haben so viel Gestaltungspotenzial"
Die Chancen zur Veränderung wahrnehmen und kluge Lösungen finden: Auch angesichts schwindender Kirchenverbundenheit und demografischer Entwicklungen, hoher Personalkosten, aufwändigem Gebäudeerhalt und „Sparkommission“ blickt die Finanz- und Baudezernentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Karin Kessel, zuversichtlich in die Zukunft. „Wir haben so viel Potenzial. Wir können für die Menschen da sein und in der Gesellschaft Zeichen setzen“, sagt die von der Synode gerade wieder gewählte, „dienstälteste“ Oberkirchenrätin.
„Jeder Veränderungsprozess birgt auch neue Möglichkeiten“, ist Kessel überzeugt. „Gottvertrauen“, das sie aus ihrem christlichen Glauben schöpfe, und die Freude am Gestalten hätten sie stets geleitet. „Die Kirche wird sich verändern, aber sie wird nach wie vor ihren christlichen Auftrag, die Weitergabe der frohen Botschaft, wahrnehmen. Die Rahmenbedingungen verändern sich und damit auch die Ausgestaltung des Auftrags. Das ist mein Bild von diesem Prozess.“
1988 trat Karin Kessel in den Dienst der Landeskirche. 1998 wurde die gebürtige Altriperin erstmals von der pfälzischen Landessynode zur juristischen Oberkirchenrätin gewählt, zuständig für Rechts- und Personalangelegenheiten. Damals war sie die erste Frau in der noch männerdominierten Leitungsriege. 2007 übernahm die Juristin, die mit Zahlen ebenso gerne wie mit Paragrafen umgeht und Versicherungsmathematik „spannend“ findet, die Verantwortung für das Finanz- und Baudezernat. Heute nennt sie es ein „Highlight, als Frau nicht mehr allein im Kollegium zu sein“. Dem Landeskirchenrat als oberster Behörde zur Leitung und Verwaltung der Landeskirche gehören aktuell drei Oberkirchenrätinnen und zwei Oberkirchenräte sowie der Kirchenpräsident an.
1996 gab es die ersten Einspardiskussionen. Sparappelle ziehen sich seitdem wie ein Roter Faden durch Kessels Amtszeit. Die gleichen Lasten tragen angesichts weniger Zuweisungen und weniger Gemeindemitglieder und mittelfristig zurückgehender Kirchensteuereinnahmen – das könne nicht funktionieren, sagt die 59-Jährige. Die Lösung sei „Change Management“ – hierbei geht es um die Umsetzung neuer Strategien in Organisationen. „Wir werden manche Aufgabenfelder deutlich verändern müssen. Aber wenn erst der Schritt geschafft ist, die Notwendigkeit der Veränderung zu erkennen, und wir uns von manchem Wichtigem und auch Liebgewonnenem verabschieden, können wir die innere Freiheit wiedergewinnen, um nach gelingenden Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Dann kehrt auch die Freude an der Gestaltung zurück, dann wachsen gute Ideen und es wird die Kraft da sein, dies umzusetzen.“
Mehr als 70 Prozent der landeskirchlichen Ausgaben seien Personalkosten, rechnet Kessel vor. Gleichwohl sei in den letzten 20 Jahren in allen Bereichen der Landeskirche – von der Verwaltung über die Dienststellen, Einrichtungen und Werke bis zum Pfarramt – bereits eine Reduzierung um 250 Stellen erfolgt. Notwendige Einsparungen könnten aber nur durch weiteren Stellenrückbau gelingen, sagt die Finanzdezernentin. Dies jedoch ohne die kirchlichen Kernaufgaben einzuschränken: „Der Gottesdienst und die Kasualien sind genauso wichtig wie die Erfüllung des diakonischen Auftrags, Mission und der Religions- oder Konfirmandenunterricht.“ Rahmenbedingungen seien die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel. „In jedem Arbeitsbereich sind dann die Verantwortlichen gehalten, das Beste daraus zu machen“, betont Kessel.
Oft schwierige Abwägung des Für und Wider
Jeder Entscheidung gehe eine oft schwierige Abwägung des Für und Wider voraus, weiß die Oberkirchenrätin. Als Beispiele nennt sie die Fusion der Evangelischen Fachhochschule Ludwigshafen mit der staatlichen Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft („eine Win-Win-Situation“) oder das Gesetz zur Baumittelvergabe nach dem „Homburger Modell“, das einerseits zwar zu einer „hohen Transparenz“ geführt habe, andererseits aber auch Schwachstellen, etwa bei der Finanzierung von Generalsanierungen, gezeigt habe. Die Sorgen der Menschen, die von Veränderungen betroffen seien, hätten sie manche schlaflose Nacht gekostet. „Finanzmittel sind Sachmittel. Darüber kann zunächst ganz nüchtern entschieden werden.“ Aber die Auswirkungen bekämen Menschen zu spüren. „Wenn Tränen fließen, weil sie emotional tief betroffen sind – das geht schon an die Nieren.“
Das Amt einer Oberkirchenrätin bringt zahlreiche Ehren- und Nebenämter und viele Tagungen und Dienstreisen mit sich. Da kämen Familie und Freizeit häufig zu kurz, bedauert die Oberkirchenrätin. „Aber ich habe Freude an meiner Arbeit und an der Zusammenarbeit mit den Kollegen. Neues lernen, Neues entdecken – nur so bleibt die Spannung erhalten.“ Stress baue sie am besten beim Walken, Radfahren und Schwimmen ab. Und beim Lesen: „Gerne Biografien und vor dem Einschlafen am liebsten französische Krimis.“