Dorfentwicklung 

Neue Ideen für die Alte Welt

Großes Interesse an neuen Ideen für die Alte Welt bei der Informationsveranstaltung im Februar. Foto: lk/Rainer Clos.

Becherbach (lk). Die Alte Welt ist ein strukturschwacher Landstrich in der Nordpfalz an Alsenz, Glan und Lauter. Über lange Zeit war die Region abgehängt und durch Grenzziehungen immer wieder in eine Randlage geraten. Seit 2018 soll es einen neuen Aufbruch geben: Das haben sich die Landräte von Bad Kreuznach, dem Donnersbergkreis, von Kaiserslautern und Kusel vorgenommen. Fünfter Partner der Initiative ist die evangelische Kirche, vertreten von Dekan Mathias Schwarz vom Kirchenbezirk An Alsenz und Lauter.  Der Region werden knapp 100 Kommunen mit 62.000 Einwohnern zugerechnet.

Bei einer Informationsveranstaltung Ende Februar riefen die Akteure der „Alte-Welt-Initiative“ Kommunalpolitiker, Pfarrer und Presbyter in Becherbach auf, die Region attraktiver zu machen. „Machen Sie mit“, appellierte Rainer Guth, Landrat im Donnersbergkreis, an die rund 150 Teilnehmer. Statt Nordpfalz-Fatalismus, der sich dem Negativtrend der Region abfindet, sei ein Silicon-Valley-Gefühl gefragt, um die Potentiale des ländlichen Gebietes zu erschließen und zu stärken, wurde argumentiert.

Als Gastgeber erinnerte Becherbachs Ortsbürgermeister Manfred Denzer daran, dass lange Zeit keiner zur Alten Welt gehören wollte. Im Blick auf das 5-K-Kooperationsprojekt – vier Kreise und die Kirche – registrierte er: „Es tut sich was.“ Denzer bekannte, er sei neugierig auf die Kooperationschancen über Kreisgrenzen hinweg.

Trotz bestehender Defizite in der Infrastruktur brauche sich die Alte Welt nicht zu verstecken, gab sich Kreuznachs Landrätin Bettina Dickes gewiss. Es handele sich um eine „ehrliche, gastfreundliche und schöne Region“, die mehr Selbstbewusstsein und Wertschätzung benötige.

Dekan Schwarz sagte, wie die gesamte Region spüre auch der Kirchenbezirk An Alsenz und Lauter den demografischen Wandel. Pfarrstellen müssten eingespart und größere Einheiten gebildet werden. Als gute Nachricht konnte er mitteilen, dass die Pfarrstelle Rathskirchen-Dörrmoschel, zuständig auch für die Kirchengemeinde „In der Alten Welt“, wiederbesetzt ist. Seit 1. März ist Pfarrer Sebastian Best dort tätig.

Projekt "Dorfraum-Pioniere" entwickelt Ideen zur Dorfentwicklung

Für eine Projektstelle, die im März besetzt wird, gibt es eine Finanzzusage für fünf Jahre von der Evangelischen Kirche der Pfalz. Hinzu kämen zwei weitere Stellen für Sozialarbeiter, die aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert werden. Im Rahmen des Projektes „Dorfraum-Pioniere“, das vom Landesjugendpfarramt gesteuert wird, werden sie sich Kindern und Jugendlichen der Dorfentwicklung in der Alten Welt annehmen und neue Ideen für die Dörfer entwickeln. „Wir wollen die jungen Leute fragen, was sie von ihrer Heimat erwarten“, sagten Schwarz und Ingo Schenk, Grundsatzreferent im Landesjugendpfarramt.

Erfahrungen gibt es schon, etwa mit dem Bau- und Spielewagen für die Dorfjugend und dem „Demokratischen Wohnzimmer“ in Obermoschel. Die Zukunftswerkstatt Alte Welt, die den Dorfentwicklern als „Ideenschmiede“ dient, erhält ihren Sitz in Reipoltskirchen. Dort könnte auch ein „Förderscout“ für die Region sein Büro erhalten.

Sven Lachmann vom Institut für Regionalmanagement erläuterte den Leitbildprozess für die Alte Welt. Dessen Ziel sei es, Stärken und Potenziale der Region, sowie Chancen der Zusammenarbeit zu identifizieren. Mit einer Fragebogenaktion sollen auch Kommunalpolitiker auf örtlicher Ebene, Pfarrer und interessierte Bürger für die Initiative gewonnen werden. In einem weiteren Schritt ist ein offener Gesprächsabend zum Leitbildprozess geplant, zu dem am 19. März in Ransweiler alle interessierten Bürger aus der Region eingeladen sind. Lachmann rechnet damit, dass die Entwicklung eines Leitbildes in Form eines gemeinsamen Nenners oder Mottos bis Herbst abgeschlossen werden könne.