Hausandacht 

Neuanfang

Andreas Rummel. Foto: lk/Landry.

Haben Sie letztes Wochenende auch schlecht geschlafen? Kein Wunder. War ja auch Vollmond. Aber ich kann mir lebhaft vorstellen, dass einige in unserer Landeskirche aus ganz anderen Gründen unruhige Nächte hinter sich hatten. Neuanfang!

Alles neu macht der März … Nicht nur Frühlingsanfang – Neuanfang: für elf junge Pfarrerinnen und Pfarrer in ihren ersten Gemeinden. Selbstständig. Erstmals in voller Verantwortung. Und sie wissen noch gar nicht so recht, wie ihnen dabei zumute ist. Freude und Ängste, Respekt und Demut, Energie und Lust – auf das, was ihnen da blüht. Erwartet werden sie sehnsüchtig in den Gemeinden. Das zeigt allein schon eins: 10.000 Facebook-Nutzer hat unser Post über die Ernennung der jungen Kolleginnen und Kollegen erreicht. Und 3.000 User haben darauf überaus positiv reagiert. Die Erwartungen an einen selbst und seitens der Gemeindeglieder sind hoch. Vielleicht auch zu hoch.

Da hilft gewiss eine Portion Barmherzigkeit wie sie uns die Jahreslosung für 2021 mitgegeben hat. Aber: neue Besen kehren gut. Da darf schon was erwartet werden. Schließlich bringen alle einen ganzen Blumenstrauß an Ideen mit. Nicht nur im Frühling …

Die Gedanken, wie das alles sein wird die nächste Zeit, lassen jedenfalls den Kopf nicht zur Ruhe kommen. Schlaflose Nächte also, ob mit oder ohne Vollmond. Aufregend ist so ein Neustart. Und mit Anstrengung verbunden. Umzug. Neuer Wohnort. Neue Menschen. An neuer Stelle. Neubeginn. Ganz unverblümt. Hoffentlich auch mit einem echten Blumenstrauß als Willkommensgruß … Und da sind noch mehr Neuanfänge an diesem Frühlingsanfang: die erste Kirchenpräsidentin nimmt ihr Amt auf, ein neuer Oberkirchenrat beginnt im Bildungsdezernat, ein junger Öffentlichkeitsreferent tritt seine neue Stelle an. Neuanfänge an allen Ecken und Enden. Ganz gewiss geht es denen – auch nach Jahren der Berufserfahrung – nicht viel anders, als den neuen Pfarrerinnen und Pfarrern, die ganz am Anfang ihres Berufslebens stehen. Freude und Ängste, Respekt und Demut, Energie und Lust – auf das, was ihnen da blüht.

Die Last des Amtes kann nicht nur bei einem Neubeginn zu schlaflosen Nächten führen. Ein Rest des Zweifels bleibt wohl immer. Entscheidungen müssen getroffen werden. Gemeinsam oder allein. Und dann gilt es zu hoffen, dass es die richtigen waren. Hinterher ist man immer schlauer. Wie gut, dass ich damit niemals alleine bin. Gott macht mir wie Jesaja Mut: „So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir“ (Jesaja 43,5 Losungstext vom 28. Februar 2021). Was für eine Ermutigung zum Neubeginn. Gott lässt mich nicht im (Frühlings-)Regen stehen. Er ist mit mir, bei allem, was ich tue und lasse. Ihm vertraue ich, dass mir Gutes blüht. Ich darf es wagen, wie die Krokusse und Schneeglöckchen mein Köpfchen rauszustrecken. Auch wenn manchmal noch ein eisiger Wind um meine Ohren pfeifen wird. Ich weiß trotz allem: mein Gott führt mich ins Helle. Ins Bunte. Ins Weite. Und er weicht dabei nicht von meiner Seite.

Neuanfang. Das riecht förmlich nach Frühling. Und darauf freue ich mich. Auf frischen Wind und kräftige Ideen. Auf neues Leben und spannende Ziele. Respekt vor dem Amt und Demut vor der Aufgabe – das heißt nicht, dass ich mich davor fürchten muss. Freude an den Herausforderungen und Ängste vor Fehlern – das bedeutet nicht, dass ich mich nicht dran wagen soll. Lust am Neuen und Energie zum Bergeversetzen – das meint nicht, dass ich gleich alles wahllos umkrempeln muss. Und bei all dem gilt: „So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir“, spricht Gott, der Herr.

Neuanfang. Das ist für mich begleitet von zugewandtem Zuhören und Zuschauen, von hingebungsvollem Hinschauen und Hinhören. Mein Mut am Neubeginn soll schließlich kein Übermut sein. Sondern alle mitnehmen, die mir anvertraut sind. Sonst wird der Neustart zum Fehlstart. Nicht alles wird sich über Nacht ändern. Das weiß ich. Denn der Neubeginn braucht vor allem eins: viel Zeit. Die sollten wir uns nehmen. Ob im neuen Pfarramt oder im Landeskirchenrat. Aber dann kann uns was blühen, ganz positiv: weil ein Neuanfang immer auch neue Kräfte freisetzt. Also frisch – und hoffentlich ausgeschlafen – ans Werk, ihr Neulinge! „So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir“. Amen.

Andreas Rummel