Naturwissenschaft und Glauben in Dialog bringen
Berlin/Speyer (lk). Die Bereitschaft, aus lähmender Gewöhnung aufzubrechen und neue Wege zu riskieren, bilden für Kirchenpräsident Christian Schad die Voraussetzungen dafür, dass Menschen ungeahnte Erfahrungen machen und neue Erkenntnisse gewinnen können. Dies gelte für den persönlichen Lebensweg wie für die Arbeit in Wissenschaft und Forschung, erklärte Schad bei der Einführung des neuen Direktors der Evangelischen Forschungsakademie, Professor Alfred Krabbe, am Drei-Königs-Tag im Berliner Dom.
Wer, wie die Heiligen Drei Könige, dem Kind in der Krippe folge, müsse entsprechend auch mit Widersprüchen, Umwegen und sogar Irrwegen rechnen. Um ans Ziel zu gelangen, sei „Vertrauen auf die Kraft des Himmels“ notwendig, sagte der Kirchenpräsident, der zugleich Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der Evangelischen Kirche in Deutschland ist. Die Evangelische Forschungsakademie steht in Trägerschaft der UEK.
Die biblische Erzählung, die von den drei Magiern aus dem Morgenland berichtet, zeige vielfältige Verbindungen von Himmel und Erde auf. So stehe das Geschenk des Goldes für Wohlstand und bringe zum Ausdruck, „dass jeder Mensch einen Anspruch auf das tägliche Brot, auf eine gute, materielle Basis und gerechten Lohn hat“, so Kirchenpräsident Christian Schad. Wo der Ruf von dem Kind in der Krippe ausgehe, da werde zugleich der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit laut.
Den neuen Direktor der Evangelischen Forschungsakademie bezeichnete Schad als einen modernen Nachfolger der Heiligen Drei Könige, „die uns in der Bibel als Sterndeuter, als Gelehrte, vorgestellt werden, die den Himmel und die Entwicklungen dort beobachten“. Professor Alfred Krabbe leitet das Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie (SOFIA) der Universität Stuttgart. SOFIA befindet sich in einer umgebaute Boeing 747, an deren Bord sich eine hochtechnisierte Sternwarte befindet, mit dem Himmelskörper, Schwarze Löcher und Sternentstehungen beobachtet werden.
Kirchenpräsident Christian Schad hob in seiner Ansprache zur Amtseinführung Krabbes hervor, dass der Wissenschaftler in seiner Arbeit sich immer auch mit der Frage nach der Vereinbarkeit von christlichem Glauben und moderner Naturwissenschaft beschäftige – und wie diese in einen konstruktiven Dialog treten könnten.
Die Evangelische Forschungsakademie wurde 1948 gegründet. Sie ist eine Einrichtung der Union Evangelischer Kirchen in der EKD und versteht sich als Arbeitsgemeinschaft von Wissenschaftlern verschiedenster Fachrichtungen. In die ehrenamtliche Leitungsaufgabe als Direktor werden Wissenschaftler vom Präsidium der Union Evangelischer Kirchen in der EKD berufen. Mit dem Physikprofessor Alfred Krabbe steht erstmals kein Theologe der Forschungsakademie vor. Krabbe ist Nachfolger des Theologen Andreas Lindemann. Der Professor für Neues Testament lehrte an der Kirchlichen Hochschule in Bethel und leitete seit 2008 die Einrichtung.