Auf seinem Europäischen Stationenweg macht der Reformationstruck Halt in Speyer 

Multimediales Geschichtenmobil eingetroffen

Speyer (lk). Es ist da: Knallblau, 16 Meter lang, ein echter Hingucker. Das Geschichtenmobil, das auf dem Europäischen Stationenweg im Jubiläumsjahr der Reformation 68 Orte in 19 europäischen Ländern ansteuert, ist am Montagnachmittag – von Straßburg kommend – direkt vor das Historische Rathaus in Speyer gerollt. Bis Mittwoch, 12. April, steht der Truck nun im Mittelpunkt der Speyerer Kirchen-Kultur-Tage, dann geht es weiter zur nächsten Station: Coburg.

Für Kirchenpräsident Christian Schad und Oberbürgermeister Hansjörg Eger, die das multimediale Mobil begrüßten, ist es ein Symbol für die europäische Dynamik der Reformation, für das Miteinander der Völker. „Vielfalt ist Stärke, wenn sie im Geist der Gemeinschaft gelebt wird“, sagte Schad. Kreativ, kritisch, weltoffen: Im Reformationsjahr 2017 laden die Evangelische Kirche der Pfalz und die Stadt Speyer unter dem Motto „Ich bin so frei ...“ vom 6. bis 12. April zu Kirchen-Kultur-Tagen ein.

„Arrivé“, eingetroffen, sind mit dem Geschichtenmobil auch der Reformator Martin Bucer sowie die Reformatorin Katharina Zell, dargestellt von Rudi und Christine Popp aus Straßburg. Für seine Spielszenen zum Leben und Wirken des Luther-Freundes und seiner reformatorischen Mitstreiterin erntete das Ehepaar viel Beifall. Bucer, 1491 im elsässischen Schlettstadt (heute Sélestat) geboren, studierte in Heidelberg und lernte Martin Luther während seiner Heidelberger Disputation kennen. 1521 führte ihn sein Weg auf die Ebernburg, die so genannte „Herberge der Gerechtigkeit“. Diese liegt heute im Bereich der pfälzischen Landeskirche, deren erster Pfarrer Martin Bucer 1522 in Landstuhl war. Ab 1523 wirkte er als Reformator in Straßburg. Wie stark Bucer Elsässer und Pfälzer miteinander verbindet, hatte Schad bereits am Vortag in Straßburg betont. Bei der „Staffelübergabe“ des Geschichtenmobils dort unterstrichen der pfälzische Kirchenpräsident und der Speyerer Oberbürgermeister die Bedeutung der Reformation als eines Ereignisses europäischen Ausmaßes.

Noch bis zum 12. April können die Besucher in dem mit mehreren Screens und Multimedia-Angeboten ausgestatteten Geschichtenmobil „erleben“, wie die Reformation bis heute Europa prägt. Während der Kirchen-Kultur-Tage kann jeder dem Mobil auch eine persönliche Geschichte mit auf die Reise geben. Das Geschichtenmobil ist im Reformationsjahr in ganz Europa vom finnischen Turku bis Rom und vom irischen Dublin bis Sibiu in Rumänien unterwegs und sammelt Reformationsgeschichten aus fünf Jahrhunderten ein. „Endstation“ ist in Wittenberg, wo der Europäische Stationenweg in die Weltausstellung der Reformation „Tore der Freiheit“ mündet.

Der Truck des Vereins Reformationsjubiläums 2017 wird gemeinsam von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) veranstaltet. Er ist über 16 Meter lang und im geschlossenen Zustand zweieinhalb Meter breit. Aufgeklappt hat er eine Breite von etwa neun Metern und ist fast fünf Meter hoch. Mit Zugmaschine wiegt er rund 33 Tonnen.

Hintergrund: Mit Luthers 95 Thesen 1517 in Wittenberg begann die Reformationsbewegung, die bis heute Kirche und Welt prägt. Im Jahr 2017 wird national, international und ökumenisch nach den reformatorischen Impulsen für Kirche und Gesellschaft gefragt. Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit bilden dabei den Schwerpunkt seitens der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die Kirchen-Kultur-Tage vom 6. bis 12. April sind einer der Höhepunkte zahlreicher Veranstaltungen in diesem Festjahr. Im Zentrum steht der Europäische Stationenweg. Das „Geschichtenmobil“ macht an 68 Orten in 19 europäischen Ländern Halt und kommt im Mai in der Lutherstadt Wittenberg an, zum Evangelischen Kirchentag und der Weltausstellung der Reformation. Unterwegs sammelt das Mobil alte und neue Glaubensgeschichten ein. In der Reformationsstadt Speyer macht der Truck vom 10. bis 12. April Station. Speyer prägte weltweit den Begriff „Protestanten“. Dank der Protestation von sechs Fürsten und 14 freien Reichsstädten auf dem Reichstag von 1529 erhielt die Stadt von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) den Titel „Reformationsstadt Europas“.

Hinweis: Eine Programmbroschüre zu den Speyerer Kirchen-Kultur-Tagen ist an der Bühne in der Maximilianstraße gegenüber dem Historischen Rathaus erhältlich und liegt in Kirchen und bei der Tourist-Information, Maximilianstraße 13, aus.