Kirchenwahlen 

MITmachen, jetzt erst recht!

Schaffen Aufmerksamkeit für die Kirchenwahlen im November: Fahnen vor der Gedächtniskirche Speyer. Foto: lk/Samuel Schmader.

Speyer (lk) Vieles wurde während der vergangenen Monate abgesagt, doch Kirche blieb angesagt. Auch unter den Bedingungen der Corona-Krise bereiten die protestantischen Kirchengemeinden der Pfalz und Saarpfalz die Wahlen ihrer Leitungsgremien, der Presbyterien, vor. Am 29. November 2020, dem 1. Advent wird gewählt – aus Gründen des Gesundheitsschutzes ausschließlich per Briefwahl.

Die Kirchenwahlen finden alle sechs Jahre statt. Dabei wird das Presbyterium, das Leitungsorgan einer Kirchengemeinde, gewählt. Unter dem Motto MACHMITMACHMUT werden in 401 Kirchengemeinden neue „MITbestimmerinnen“ und „MUTmacher“ und gewählt werden. Die Kirchenregierung hat im Mai beschlossen, an diesem Termin festzuhalten. Zuvor wurde der Antrag der Kirchenbezirke Bad Bergzabern und Landau auf eine Verschiebung der Wahlen eingehend geprüft. Die Argumente für die Beibehaltung des Termins überwogen letztlich.

Angesichts der Corona-Maßnahmen, die voraussichtlich auch Ende des Jahres noch eine Rolle spielen werden, mussten einige Änderungen im Wahlrecht vorgenommen werden. So wird es wegen der Ansteckungsgefahr keine Wahllokale geben. Die Stimmzettel können per Post versandt oder in Wahlbriefkästen eingeworfen werden. Die Unterlagen zur Briefwahl werden im November den Stimmberechtigten zugestellt. Das Wahlverfahren per Brief ist in der Pfalz bereits eingeführt. Die Wahlbeteiligung lag 2014 insbesondere dank der Briefwahl mit über 30 Prozent im Vergleich zu anderen Landeskirchen recht hoch.

„Wir hoffen auch mit reiner Briefwahl auf eine hohe Beteiligung. Ich bin erleichtert, dass wir in unsicheren Zeiten diese Entscheidung getroffen haben und die juristischen Anpassungen zur Sicherheit zügig umsetzen konnten“, resümiert Oberkirchenrat Dieter Lutz, der für die Wahlorganisation verantwortlich ist.

Wie es demnächst weitergeht

Die aktualisierten Wahlunterlagen gehen in diesen Tagen an die Wahlausschüsse vor Ort. Die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten läuft bereits seit einigen Monaten. „Wann, wenn nicht jetzt können wir Menschen zum Mitmachen gewinnen“, meint Mechthild Werner, Leiterin des Projektbüros. „Wo, wenn nicht in unserer Kirche kann man so vieles mitbestimmen? Gerade in diesen Tagen brauchen wir Leute mit Ideen, die mutig nach vorn sehen“, gibt sie zu bedenken.

Derzeit wird in den Kirchengemeinden die Werbung verstärkt. Banner und Fahnen an Kirchtürmen, Plakate in Schaukästen und Artikel in Gemeindebriefen machen auf die Wahlen aufmerksam. Daneben bleiben – „auf Abstand“ – persönliche Gespräche wichtig. Tipps und Unterstützung zur Werbung in Corona-Zeiten bietet das Projektbüro der Landeskirche an. Wer in seiner Ortsgemeinde kandidieren möchte, kann sich an das zuständige Pfarramt wenden. Die Wahllisten werden zum 4. Oktober 2020 geschlossen.

Hintergrund: Die Pfälzer Landeskirche ist in reformatorischer Tradition presbyterial-synodal verfasst, das heißt, sie baut sich demokratisch von „unten nach oben“ auf. Alle sechs Jahre finden in den Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche der Pfalz die Kirchenwahlen, sprich „Wahlen zum Presbyterium“ statt. Das Presbyterium entscheidet als Leitungsorgan über alle Aufgaben und Ausgaben der Kirchengemeinde. Es setzt sich zusammen aus den gewählten Ehrenamtlichen und den Hauptamtlichen, sprich der Pfarrerin oder dem Pfarrer. Wahlberechtigt sind Kirchenmitglieder ab 14 Jahren, wählbar alle ab 18 Jahren. Rund 450.000 Mitglieder in 401 Kirchengemeinden auf dem Gebiet der Pfalz und Saarpfalz sind zur Wahl von etwa 3.000 Sitzen in den Presbyterien aufgerufen. Aus deren Reihen werden anschließend Mitglieder in die 15 Bezirkssynoden der Kirchenbezirke und in die Landessynode gewählt.