Reformationsgottesdienst 

Mit Worten die Welt zum Guten verändern

Festgottesdienst zum 500. Reformationsjubiläum in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche.

Vorne, von links: Präses Manfred Rekowski (Rheinland), stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf (Hessen und Nassau), Kirchenpräsident Christian Schad (Pfalz), Landtagspräsident Hendrik Hering, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Klaus Jensen.

In dem ökumenisch gestalteten Gottesdienst...

...hielt Kirchenpräsident Christian Schad die Predigt.

Von links: Kirchenpräsident Christian Schad, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Ruth Raab-Zerger von der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Georgios Basioudis. Fotos: Klaus Landry

Speyer (lk). Als ein starkes Plädoyer für Frieden und Verständigung – und gegen jede Art von Gewalt hat der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad die zentrale Botschaft Luthers von Gottes Wirkmacht „allein durch das Wort“ bezeichnet. Sie mache deutlich, dass Worte die Welt zum Guten verändern könnten, sagte der Kirchenpräsident im landesweiten Festgottesdienst zum Reformationstag in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche.

Die Feier in der nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wiedereröffneten 300 Jahre alten Dreifaltigkeitskirche stand unter dem Leitthema „Neues sagen, sehen, wagen“ und war zugleich Höhepunkt des Reformationsjubiläums 2017 in Rheinland-Pfalz. Der Gottesdienst und die anschließende Feierstunde des Landes Rheinland-Pfalz mit Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft wurden vom SWR-Fernsehen live übertragen. Bei dem Festakt würdigten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Landtagspräsident Hendrik Hering die Ereignisse der Reformationsgeschichte, die Festansprache hielt Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse. Darin ging er auf die Reformation als folgenreichen Teil der deutschen, europäischen und globalen Geschichte ein.

Luther habe das Wort Gottes als Wort der Versöhnung, das Frieden schaffe, in die Mitte gerückt, sagte Kirchenpräsident Schad in seiner Predigt in der vollbesetzten Dreifaltigkeitskirche. Er rief dazu auf, die Impulse der Reformation als Zukunftsaufgabe für Kirche und Gesellschaft anzunehmen: „Üben wir uns in der Sprache der Liebe, gemeinsam, in ökumenischer Geschwisterlichkeit.“ Sie sei es auch, die die christlichen Konfessionen zur Einheit führe und die Kraft besitze, zwischen den Religionen Frieden zu stiften. Es dürfe freilich nicht vergessen werden, dass es in der Geschichte der Kirchen radikale Eiferer gegeben habe. „Sie dachten, Gottes Wort mit Gewalt durchzusetzen und haben dafür falsche Bündnisse geschlossen“, sagte Schad. Schließlich sei es auch eine der Folgen der Reformation gewesen, dass Menschen im Namen des wahren Glaubens gefangen genommen, gefoltert, vertrieben und ermordet worden seien und sich Protestanten und Katholiken aneinander und vor Gott versündigt hätten.

Befreiende und erlösende Kraft der Reformation

Dass die Macht des Wortes im Guten wie im Bösen Leben verändern könne, hätten die im 16. Jahrhundert als Wiedertäufer verfolgten Mennoniten leidvoll erfahren, sagte Ruth Raab-Zerger von der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden. Immer wieder neu müssten Christen daher für die Freiheit des Glaubens einstehen. Als katholischer Bischof blicke er dankbar auf den Gottsucher Martin Luther, „auf sein Wagnis, zu den Quellen des Glaubens vorzustoßen“, sagte der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann. „Dass wir das Gedenken an die Reformation gemeinsam feiern können, das allein ist schon eine gute, nachhaltig wirkende Frucht dieses Jubiläums.“ Die befreiende und erlösende Kraft der Reformation – „das Wort des Jahres“ – hoben auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, und die stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ulrike Scherf, hervor. Dies sei im Jubiläumsjahr immer wieder spürbar geworden, etwa beim ökumenischen Christusfest auf der Festung Ehrenbreitstein oder beim Kindersingfest in Worms.

Die Feier, die per public viewing sowohl in der Heiliggeistkirche als auch im Mutterhaus der Evangelischen Diakonissenanstalt Speyer verfolgt werden konnte, wurde außerdem von dem griechisch-orthodoxen Erzpriester Georgios Basioudis, dem Speyerer Dekan Markus Jäckle, der Pfarrerin der Dreifaltigkeitskirchengemeinde, Christine Gölzer, sowie der Presbyteriumsvorsitzenden, Anne-Katrin Schwarz, mitgestaltet. Den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes gestalteten ein Bläserensemble unter Leitung von Landesposaunenwart Christian Syperek sowie der Chor des Pfalztheaters Kaiserslautern unter der Leitung von Chordirektor Johannes Köhler; der Feierstunde des Landes Rheinland-Pfalz David Petrlik (Violine), Sofia Roldan-Cativa (Violine), Alba González i Beccerra (Viola) und Professor Alexander Hülshoff (Violoncello).

In der unweit gelegenen Heiliggeistkirche waren die Besucher, die am Reformationstag aus ganz Rheinland-Pfalz nach Speyer gekommen waren, zu verschiedenen Mitmachaktionen eingeladen – etwa eine Rätselbox zu Lutherthemen zu lösen, gemeinsam zu singen und zu musizieren, eigene Thesen anzuschreiben oder aktuelle Themen anzumahnen.

Bereits am Vortag hatten die Diakonissen Speyer-Mannheim im Speyerer Mutterhaus zu Vortrag, Ausstellung und Konzert eingeladen. Pfarrerin Ellen Lanz (Kassel) referierte über Katharina von Bora, die Ausstellung „Wege der Reformation“ zeigte mit Egli-Figuren in Szene gesetzte Episoden aus dem Leben von „Frau Luther“. Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums ist der Reformationstag in diesem Jahr erstmals bundesweit ein arbeitsfreier Feiertag.

Hinweis: Gottesdienst und Feierstunde stehen in der SWR-Mediathek unter www.swr.de/swraktuell/rp zur Verfügung.