Marianne Wagner ist ab September die erste geistliche Oberkirchenrätin der Landeskirche 

"Mit meinem Gott springe ich über Mauern"

Amtswechsel: Marianne Wagner tritt die Nachfolge von Oberkirchenrat Gottfried Müller an. Foto: Landry

Speyer (lk). „Die richtige Person zum richtigen Zeitpunkt“: Marianne Wagner ist davon überzeugt, dass ihre Wahl zur Oberkirchenrätin ein historisches Ereignis in der Geschichte der Landeskirche war. Aber auch ein Überfälliges.

Viele hätten darauf gewartet, dass im Landeskirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz eine weibliche theologische Stimme Gehör finde, sagt die 54-Jährige, die sich in der Landessynode gegen drei männliche Mitbewerber durchgesetzt hatte. Wagner ist die erste geistliche Oberkirchenrätin der Landeskirche und ihre Vision ist eine Kirche mit einem lebendigen Christuszeugnis, die sich einmischt. Dabei vertraue sie auf die „Wirksamkeit des Gebetes“, sagt Wagner und zitiert das Psalmwort: „Mit meinem Gott springe ich über Mauern.“

Am 1. September tritt die Pfarrerin für Weltmission und Ökumene die Nachfolge von Oberkirchenrat Gottfried Müller an, der in den Ruhestand tritt. Am 4. September wird sie von Kirchenpräsident Christian Schad im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Speyerer Gedächtniskirche in ihr Amt eingeführt. Am 7. September steht bereits die erste „Amtshandlung“ im Landeskirchenrat an: Wagner, die als Oberkirchenrätin u.a. für das geistliche Personal zuständig ist, überreicht den neuen Vikarinnen und Vikaren die Ernennungsurkunden.

Führungsaufgaben, auch im Personalbereich, sind Marianne Wagner geläufig. Als Vorstandsvorsitzende der weltweit agierenden Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) und Leitungsmitglied im Missionarisch-Ökumenischen Dienst (MÖD) der Pfalz hat sie das unter Beweis gestellt. Beim MÖD war sie ebenso wie als Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Südwest die erste Frau an der Spitze.

Wagner kann sich Gehör verschaffen, aber sie ist keine, die übertönen will. „Für mich ist Zuhören wichtig. Ich möchte keine fertigen Lösungen präsentieren, sondern erst einmal erfahren, worum es den Menschen vor Ort geht.“ Räume eröffnen, eine Kirche repräsentieren, die Hoffnung ausstrahlt – diese Erfahrung aus der weltweiten Ökumene ist für Wagner auch persönliches Glaubens- und Lebensmotto: „Nicht nur auf sich selbst blicken, sondern auf andere zugehen, mit ihnen ins Gespräch kommen und gemeinsam nach einem Weg suchen, um unsere Welt nach Gottes Willen und zum Wohle aller Menschen mitzugestalten – das hat mich stets geleitet.“

Sie stehe für ein lebendiges Christuszeugnis und für eine Kirche mit einem klaren geistlichen Profil, hatte Wagner in ihrer Vorstellungsrede vor der Landessynode gesagt. Sie ist davon überzeugt, dass die Kirche allen Grund hat, Zuversicht auszustrahlen. Zugleich denkt und fühlt sie durch und durch ökumenisch. „Unsere Kirche wird bunter. Die Freude, den Glauben im Alltag zu leben, sollten wir auch den jungen Menschen vermitteln.“ Das fange im Kindergottesdienst an, setze sich fort im Religionsunterricht und in der Ermutigung zum Theologiestudium. „Der Beruf des Pfarrers ist kreativ – wir können zusammen mit anderen Menschen etwas verändern.“ In der Nachfolge von Gottfried Müller ist Wagner als Dezernentin nicht nur für die Pfarrer und Vikare, die theologische Fort-und Weiterbildung sowie Planungs- und Strukturfragen zuständig, sondern auch für die Jugendarbeit.

Bei aller Freude auf das neue Amt und die neuen Kollegen – es ist auch Wehmut dabei, wenn sie im September ihr neues Dienstzimmer im Verwaltungsgebäude des Landeskirchenrates am Domplatz 5 in Speyer bezieht. Beim MÖD gehe eine „ganz besondere Dienstgemeinschaft“ zu Ende, schwärmt Wagner von ihrer alten Dienststelle. Das von ihr in vielen Jahren geknüpfte Netzwerk mit Christen in aller Welt bleibe indes bestehen, und auch den Vorsitz bei der EMS werde sie weiterführen, versichert Wagner. „Mit mir wurde eine Frau gewählt, die aus der Weltmission kommt.“ Daran soll auch der Globus erinnern, den sie nach Speyer mitbringen wird sowie ein Gemälde mit dem Titel „Engel des Friedens“.

Marianne Wagner hat Romanische Philologie und Evangelische Theologie in Mainz und Valencia studiert. Nach der Zweiten Theologischen Prüfung arbeitete sie von 1997 bis 2002 im Kirchenbezirk Neustadt. 2002 übernahm sie das Pfarramt für Weltmission im Missionarisch-Ökumenischen Dienst der Landeskirche. Wagner lebt in Neustadt, ist geschieden und Mutter eines erwachsenen Sohnes.

Der Landeskirchenrat ist die oberste Behörde zur Leitung und Verwaltung der Landeskirche. Ihm gehören der Kirchenpräsident als Vorsitzender sowie fünf geistliche und weltliche Oberkirchenrätinnen und Oberkirchenräte an. Sie leiten die einzelnen Dezernate des Landeskirchenrats. Ihre Amtszeit beträgt sieben Jahre.

Hinweis: In einem Festgottesdienst am 4. September um 14 Uhr wird Marianne Wagner als Oberkirchenrätin eingeführt und Oberkirchenrat Gottfried Müller aus dem Amt verabschiedet.