Auslandsvertretung 

Mit dem "rollenden Pfarramt" nach Schweden

Monika und Thomas Vieweg. Foto: privat

Malmö/Mainz/Speyer (lk). Thomas Vieweg, Pfälzer Pfarrer im Ruhestand, und seine Frau Monika sitzen – mal wieder – auf gepackten Koffern. Ende August übernimmt der ehemalige Dekan des Kirchenbezirks Kirchheimbolanden (heute Kirchenbezirk Donnersberg) für ein halbes Jahr die Vakanzvertretung in der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Malmö, Schweden. Im Gepäck haben Viewegs nicht nur die revidierte Lutherbibel und das „pfälzische Gesangbuch“, sondern auch Musikinstrumente und Notenmaterial. Ehefrau Monika hat am vorigen Einsatzort ihres Mannes als Auslandspfarrer im russischen Kaliningrad eine Blockflötengruppe aufgebaut und geleitet. Und weil Ruhestand für das Ehepaar nicht Stillstand bedeutet, tritt Vieweg vor der Abreise nach Schweden noch eine vierwöchige Sommervertretung im altmärkischen Mieste in Sachsen-Anhalt an.

Die Sommervertretung („dort herrscht Personalnotstand“) hatte der in der ehemaligen DDR geborene 64-Jährige zugesagt, bevor ihn die Anfrage der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erreichte, in Schweden vorübergehend eine Auslandsgemeinde zu übernehmen. „Mein Beruf macht mir aus dem Glauben heraus viel Freude.“ Auslandsgemeinden seien eine „spannende und wunderbare Gelegenheit, sich einzubringen“ und für deutschsprachige Christen im Ausland „ein Stück Heimat“. Das eröffne viele Gestaltungsmöglichkeiten, sagt Vieweg, der sich außerdem an seinem Wohnort Mainz kirchlich ehrenamtlich engagiert.

Die Deutsche Evangelische Gemeinde im südschwedischen Malmö freut sich über den „Feuerwehreinsatz“ des auslandserprobten Pfarrers und seiner Frau, einer Diplom-Theaterplastikerin und ausgebildeten Blockflöten-Lehrerin. Für Viewegs ist Schweden zwar Neuland. Die Tatsache aber, dass die dänische Hauptstadt Kopenhagen, wo ein befreundeter deutscher Pfarrer Dienst tut, nur 40 Kilometer entfernt ist, habe ihnen die Zusage zusätzlich erleichtert, sagt Vieweg. Dass er noch sechs Außenorte zu versorgen habe, schrecke ihn nicht. Die werde er mit seinem „rollenden Pfarramt“ im eigenen Auto aufsuchen.

Von 2012 bis 2015 war Vieweg Propst der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Kaliningrad in Russland. Für ihn und seine Frau Monika, die ihn bei der Gemeindearbeit unterstützt hat, war der dreijährige Aufenthalt „eine Reise in die deutsche Kirchengeschichte und europäische Gegenwart“. Und ein Abenteuer. In der Propstei mussten die Immobilien verwaltet, die Finanzen saniert, Spenden eingesammelt und Gemeindemitglieder motiviert werden – ohne dabei die Seelsorge in den bis zu hundert Kilometer entfernt liegenden Landgemeinden zu vernachlässigen. Am schönsten seien die Gottesdienste gewesen, die Herzlichkeit der Menschen habe für vieles entschädigt.

In Schweden erwartet den Theologen, der 1984 aus der DDR ausgereist war, eine bestens aufgestellte Gemeinde. Sie sei Treffpunkt für alle deutschen bzw. deutschsprachigen Christen in der Region, heißt es auf der Homepage (https://sites.google.com/site/gemeindetest2015/). Gekennzeichnet durch kulturelle Vielfalt und ökumenische Offenheit sei die Gemeinde mit zurzeit rund 300 Mitgliedern in einer Phase des Wandels: „Es gilt, unseren wertvollen und treuen Mitgliederkern nicht zu verlieren, gleichzeitig aber auch neue Mitglieder, Freunde und Förderer zu gewinnen.“ Gerade die südschwedische Öresundregion biete als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort die Chance, zugezogenen jungen deutschen und deutschsprachigen Familien ein Stück kulturelle und religiöse Heimat in der Fremde zu geben. Auch das Reformationsjubiläum ist in der Region präsent: In Malmö und Lund hatten 2016 der Lutherische Weltbund und Papst Franziskus in einem kirchenhistorisch bedeutsamen Akt an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erinnert.

Thomas und Monika Vieweg freuen sich darauf, diese „fröhliche christliche Gemeinschaft“ mitzugestalten – bis 31. Januar 2018. Dann heißt es wieder Koffer packen für die Heimreise nach Deutschland.

Mehr zum Thema: www.sites.google.com/site/gemeindetest2015/; www.ekd.de/Auslandsgemeinden-10753.htm

7. Juli 2017

Bildbeschreibung:

Monika und Thomas Vieweg. Foto: privat