Butenschoen-Haus: Mit dem Abschied von Ursula Sturm geht eine Ära zu Ende 

"Mache nicht einfach die Tür hinter mir zu"

Ursula Sturm. Foto: vanschie

Landau (lk). Im Protestantischen Bildungszentrum Butenschoen-Haus in Landau geht eine Ära zu Ende: Nach fast 43 Jahren ist Ursula Sturm von Oberkirchenrat Dieter Lutz feierlich aus der Leitung des Tagungshauses in den Ruhestand verabschiedet worden. Sturm verlässt „ihr“ Haus mit ambivalenten Gefühlen: „Nach so langer Zeit macht man nicht einfach die Tür hinter sich zu.“ Ein ganzes berufliches Lebenswerk vollende sich, mit zahllosen, die eigene Existenz bereichernden menschlichen Kontakten. „Irgendwann sind nahezu alle derzeitigen Pfarrerinnen und Pfarrer der Protestantischen Landeskirche mal an meinem Frühstückstisch gesessen, haben als Vikare monatelang das Predigerseminar als so etwas wie ihr zweites Zuhause betrachtet.“

Nach Fachabitur, Anerkennungsjahr zur Staatlichen Wirtschaftsleiterin im Jugendhof Haßloch und mehrmonatiger Tätigkeit in einer Einrichtung für schwererziehbare Mädchen in Mannheim bewarb sich Ursula Sturm bei der Protestantischen Landeskirche für die gerade vakante Stelle im damaligen Predigerseminar. „Das war natürlich keine umfassende Leitungsfunktion – lediglich der Wirtschaftsbereich war abzudecken, mit zwei zusätzlichen Kräften, einer Köchin und einem Zimmermädchen“, erläutert Sturm. Am 1. April 1973 bezog sie eine winzige Wohnung mitten im Tagungstrubel, die sie ab Sommer dann mit ihrem frischgebackenen Ehemann teilte.

Zum Predigerseminar, das bis heute einen Teil der nachuniversitären theologischen Ausbildung abdeckt, gesellten sich 1975 die Evangelische Lehrerfortbildung (EFWI) und wenig später der Ausbau des theologischen Fortbildungsbereichs (Institut für Fort- und Weiterbildung) hinzu. Damit einher ging die Strukturveränderung: Für jedes der Institute wurden eigene Vorgesetzte benannt, Ursula Sturm 1979 zur Verwaltungsleiterin des Tagungshauses berufen. Mittlerweile hatte sich die Familie um Sohn Denis und Tochter Anja erweitert, sie zog in die etwas geräumigere ehemalige Hausmeisterwohnung, „aber eben stets auf Tuchfühlung mit den Gästen, umgeben vom Tagungsalltag und immer auf dem Sprung, rund um die Uhr ansprechbar und behilflich.“ Für Hausleitungen galt damals Residenzpflicht.

„Meine Kinder, heute beide in pädagogischen Berufen, wuchsen hier ganz selbstverständlich mitten im Betrieb auf – immer im Bewusstsein, ihre Mutter noch mit einem „dritten Kind“, dem Tagungshaus, teilen zu müssen. Aber geschadet hat es ihnen nicht – eher hat es ihr Sozialverhalten bestens gefördert“, versichert Ursula Sturm. An ihre ersten Vikarsjahrgänge erinnert sie sich besonders lebhaft. „Das war die 68er Generation – nicht gewillt, sich anzupassen, diskussionsbesessen, ohne jeglichen Ordnungssinn; die haben einfach Anarchie geprobt. Aber es gab auch Überraschungen. In jedem Fall war es spannend, Entwicklungen zu beobachten, denn alle kamen ja später wieder, mit Konfirmanden, ihren Gemeindegruppen, zuweilen auch als Oberkirchenräte.“ Auch den allmählichen Wechsel von reinen Männerjahrgängen bis zu heute überwiegend weiblich besetzten Vikarsjahrgängen hat die Hausleiterin miterlebt.

Nach der baulichen Renovierung 2004 konzentrierte sich Ursula Sturm mit aller Kraft auf die Zukunftsfähigkeit des Hauses; machte sich daran, die Optimierung von Abläufen und die Qualifizierung der Mitarbeiter voranzutreiben. Die EMAS-Zertifizierung bescheinigt dem Haus und seinen Mitarbeitern seit 2009 in Folge Professionalität und vorbildliches Verhalten in Sachen Ökonomie, Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Ob sie ihre Berufswahl jemals bereut habe? Ursula Sturm schüttelt energisch den Kopf: „Ein solches Haus bietet Leben pur in seiner ganzen vitalen Vielfalt. Was könnte es Schöneres geben?“

Hinweis: Ursula Sturm wird am Freitag, 27. November, von Oberkirchenrat Dieter Lutz verabschiedet. Die Feier im Protestantischen Butenschoen-Haus Landau beginnt um 15 Uhr mit einer von Kirchenpräsident Christian Schad gestalteten Andacht.