"Voller Witz und Weisheit" 

Lebenserinnerungen eines Zeitzeugen

Bergmanns Enkelin Claudia Kohleiss-Rottmann und Friedhelm Hans vom Verein für Pfälzische Kirchengeschichte.

Oberkirchenrätin Marianne Wagner, Claudia Kohleiss-Rottmann, Pfarrer Ingo Holzapfel, Pfarrer Friedhelm Hans sowie das Ehepaar Charlotte und Dekan i.R. Friedhelm Borggrefe, dem die Neuausgabe der Lebenserinnerungen gewidmet ist (v.li). Fotos: Landeskirche

Speyer (lk). Von 1948 bis 1960 war er Oberkirchenrat und Personaldezernent der Evangelischen Kirche der Pfalz – und er war ein bedeutsamer Chronist: Die „Documenta“ zur pfälzischen Landeskirche in der NS-Zeit und die mehrbändigen „Gesetze, Ordnungen und Verordnungen“ zählen ebenso zu den Aufzeichnungen des Theologen Richard Bergmann wie seine „Lebenserinnerungen“, die er zwischen 1968 und 1971 niederschrieb. Deren kommentierte Neuausgabe hat Pfarrer Friedhelm Hans vom Verein für Pfälzische Kirchengeschichte am Montag in Speyer vorgestellt. Das Projekt ist eine Kooperation des Vereins mit dem Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz und seiner Leiterin, Archivdirektorin Gabriele Stüber. Unter den Gästen der Präsentation war auch Bergmanns Enkelin, Claudia Kohleiss-Rottmann.

Als ein „sehr persönliches Buch und eine wichtige Quelle für die Zeit und die Kirchengeschichte“, bezeichnete Pfarrer i.R. Ingo Holzapfel aus Kaiserslautern die „Lebenserinnerungen“ in seiner Einführungsrede. Das 769 Seiten umfassende Werk sei indes nicht nur ein zeitgeschichtliches Dokument, sondern auch „voller Anekdoten, Witz und Weisheit“. Bergmanns Beobachtungen vermittelten einen guten Einblick in die Zeitverhältnisse und in die kirchliche Entwicklung der Pfalz.

Die „Lebenserinnerungen“ Bergmanns reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Den Eindrücken aus Jugend und Schulzeit – Bergmann wurde 1890 in Zeiskam geboren – folgen Beobachtungen aus der Studienzeit am Anfang des 20. Jahrhunderts. 1913 begann Bergmanns Vikariat in Kaiserslautern. Ende des Ersten Weltkrieges geriet er als Feldgeistlicher im heutigen Serbien in Kriegsgefangenschaft. Dies sei Ausgangspunkt für seine kirchlichen Kontakte zum früheren Jugoslawien und den Donauschwaben sowie für die erste Partnerschaft der Landeskirche mit einer Kirche im Ausland gewesen, erläuterte Pfarrer Friedhelm Hans. Auch der Vorsitz im Pfälzischen Pfarrerverein und Verbindungen zum und im Deutschen Pfarrerverein hätten Bergmann eine Sonderstellung eingetragen.

1946 kam Richard Bergmann als Pfarrer in den Landeskirchenrat nach Speyer. 1948 wurde er zum Oberkirchenrat gewählt und war u.a. für den Wiederaufbau des Evangelischen Hilfswerks zuständig. Seine „Lebenserinnerungen“ habe er als sein Alterswerk herausgegeben. Sie stellen nach den Worten von Pfarrer Friedhelm Hans einen fundierten Einblick in die kirchlichen Verhältnisse zwischen 1913 und den Jahren nach 1960 dar, die Kriegszeiten eingeschlossen. Bergmann starb 1972 in Speyer. Seine Persönlichkeit habe einen festen Platz in der Geschichte der Pfälzischen Landeskirche im 20. Jahrhunderts, so Friedhelm Hans.

Hinweis: Die neu aufgelegten, kommentierten „Lebenserinnerungen“ des ehemaligen Oberkirchenrates der Evangelischen Kirche der Pfalz, Richard Bergmann, stehen in der Reihe der Veröffentlichungen des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte auch als CD-Rom, ISBN 978-3-00-058896-9, zur Verfügung. Sie kostet 10 Euro (Mitglieder 8 Euro), die Printausgabe, 769 Seiten, ISBN 978-3-00-058895-2, kostet 49 Euro (Mitglieder 41 Euro). Bestellungen an den Herausgeber per E-Mail: pagaw@t-online.de, Telefon: 06341/50279, oder an die Geschäftsstelle des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte, E-Mail: zentralarchiv@evkirchepfalz.de.