Kirchenpräsident Schad lehnt organisierte Beihilfe zum Suizid ab – Hospizbewegung ist eine Alternative 

Kultur des Beistands für Sterbende entwickeln

Kaiserslautern (epd-lmw). Kirchenpräsident Christian Schad hat sein Nein zur aktiven Sterbehilfe und zur organisierten Beihilfe zum Suizid bekräftigt. Aufgabe von Gesellschaft und Kirche sei es, der „Einsamkeit von Sterbenden entgegenzuwirken und eine Kultur des Beistands und der Solidarität mit ihnen zu entwickeln“, sagte Schad beim Seniorentag des Evangelischen Seniorenwerks Pfalz in Kaiserslautern. Vor Seniorinnen und Senioren aus der ganzen Pfalz und Saarpfalz referierte er im protestantischen Gemeindezentrum Alte Eintracht über das Thema „Christliche Auferstehungshoffnung und die Frage menschenwürdigen Sterbens“. Mitveranstalter war das protestantische Dekanat Kaiserslautern.

Ein Ja zur organisieren Beihilfe zum Suizid müsse abgelehnt werden, da es eine Signalwirkung in der Gesellschaft hätte, sagte Schad. Handlungen, die auf die Auslöschung des eigenen Lebens gerichtet seien, erhielten dadurch den Anschein von Normalität und gesellschaftlicher Akzeptanz. Es gebe allerdings Grenzfälle, in denen sich „Menschen im Angesicht eines todkranken Angehörigen genötigt sehen, etwas zu tun, das ihrer eigenen Überzeugung und Lebensauffassung entgegensteht“, sagte Schad. Dies bedeute aber nicht, dass solche Einzelentscheidungen zum Teil des gesellschaftlichen Ethos gemacht werden dürften.

Die Beihilfe zur Selbsttötung dürfe nicht zu den ärztlichen Aufgaben zählen, betonte Schad. Vielmehr müssten Ärzte das Leiden der Patienten mildern, auch ihr Sterben zulassen, es aber nicht willentlich herbeiführen. Deshalb sei es möglich, Maßnahmen zur Verlängerung des Lebens abzubrechen, wenn dies dem Patientenwillen entspreche. Auch sei es möglich, dass in der letzten Phase des Lebens schmerzstillende Mittel selbst dann verabreicht würden, wenn sich diese lebensverkürzend auswirkten.

Schad sprach sich zudem für eine politische und gesellschaftliche Initiative zur Stärkung der ganzheitlichen Pflege aus. Die Hospizbewegung sei eine echte Alternative zur Sterbehilfe. Bei der Ökumenischen Hospizhilfe Pfalz-Saarpfalz begleiteten rund 420 ehrenamtliche und 30 hauptamtliche Hospizhelferinnen und -helfer täglich mehr als 1.200 Patienten und deren Angehörige.

Die Kaiserslauterer Dekanin Dorothee Wüst regte an, für die Landeskirche ein tragfähiges Konzept für die Seniorenbetreuung zu entwickeln. Die rüstige Generation der „Ü60“ sei in der Kirche gut verankert, und für sie gebe es ausreichende Angebote. Für die wirklich Hochbetagten jedoch sei vielfach die Teilnahme am Gemeindeleben kaum mehr möglich. „Für sie ist oft der Fernsehgottesdienst ihr Fenster zur Glaubenswelt, weil sie den Weg in die Ortskirche nicht mehr schaffen“, sagte Wüst, die die Predigt in einem Gottesdienst zum Seniorentag hielt. Deshalb steige bei hochaltrigen Menschen der Bedarf an "aufsuchender Seelsorge" an.