Kräfte bündeln und an Profil gewinnen
Frankenthal (lk). Den Glauben ins Gespräch bringen, Horizonte erweitern, Perspektiven verändern: Kirche ist öffentlich und kann nach den Worten des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad „nur gewinnen“, wenn sie mit anderen gesellschaftlichen Akteuren, wie etwa kulturschaffenden Personen und Organisationen, kooperiert. Aber auch innerhalb der Landeskirche müsse angesichts personeller, finanzieller und gesellschaftlicher Herausforderungen „auf allen Ebenen näher zusammengerückt“ werden, sagte Schad bei der Visitation des Kirchenbezirks Frankenthal.
„Wir befinden uns in einer Umbruchsituation. Zu kleinteilige Strukturen verbauen uns Chancen. Nur aus dem Miteinander, dem Willen, gemeinsam etwas zu schaffen, entsteht Neues, erwachsen Möglichkeiten glücklichen Gelingens“, unterstrich Kirchenpräsident Schad beim Abend der Begegnung im Dathenushaus. Dies gelinge im Kirchenbezirk Frankenthal etwa mit seinen thematisch gemeindeübergreifenden Kooperationen und dem Gemeindepädagogischen Dienst. Indem Kräfte gebündelt würden, gewännen Kirchengemeinden und Dienste, Kirchenbezirk und Landeskirche insgesamt nach außen an Profil und Ausstrahlung, sagte Schad.
Der christliche Glaube dränge nach sich wechselseitig bereichernder Gemeinschaft, führte der Kirchenpräsident vor Gästen aus Kirche, Gesellschaft, Kultur und Politik aus. Dazu trage nicht zuletzt auch das Thema „Kunst und Kirche“ bei, das gerade im Kirchenbezirk Frankenthal auf herausragende Weise lebendig sei. „Ein Bild spricht uns in der Tiefe unseres Bewusstseins an. Es trifft ins Herz. Es berührt Orte, die das Sagen nicht erreicht.“ Die Visitation, das heißt der Besuch der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Pfalz in einem Kirchenbezirk, biete die große Chance, dass „alle voneinander lernen und sich gegenseitig bereichern“. Schad schloss darin ausdrücklich auch das gute ökumenische Miteinander mit ein, für das im Kirchenbezirk Frankenthal das „Ökumenische Gemeindezentrum Pilgerpfad“ exemplarisch stehe.
Sieglinde Ganz-Walther, seit 2001 Dekanin in Frankenthal, sieht ihren Kirchenbezirk für die Zukunft gut aufgestellt. Das „kleine, aber feine“ Verwaltungsamt laufe dank der engagierten Mitarbeiter „wie am Schnürchen“. Es gebe zwar keine „Kooperationszonen“ im Kirchenbezirk, aber viel übergemeindliche Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen des kirchlichen Lebens „von Kultur bis Kirchenfest“, sagte die Dekanin im Vorfeld der Visitation. Besonders am Herzen liege ihr die Diakonie. Mit Einrichtungen wie Krankenpflegeverein, Sozialstation e.V. und Förderverein Hospiz, denen sie als Vorsitzende angehört, sei man „sehr gut vernetzt“. „Es ist uns wichtig, dass wir als Kirchenbezirk selbstständig bleiben“, sagte Ganz-Walther, die sich für die Zukunft indes eine noch „engmaschigere Absprache“ unter den Kirchengemeinden wünscht. Auf ökumenischer Ebene habe sich in der Stadt und in den Landgemeinden „viel Schönes entwickelt“. Zur Absprache treffe sich ein Mal im Jahr der ökumenische Stadtkonvent.
Auf dem Programm der Visitation stehen u.a. Gespräche mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern aus den Handlungsfeldern: Kinder- und Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Diakonie, Gottesdienst und Kirchenmusik sowie Schule und Bildung und eine gemeinsame Sitzung mit dem Bezirkskirchenrat. Außerdem besichtigte die Kommission das Maschinenbauunternehmen Howden Turbo GmbH und informierte sich über den Wirtschaftsstandort Frankenthal.
Am Sonntag, dem 17. Juni, gestalten Mitglieder der Visitationskommission in verschiedenen Gemeinden des Kirchenbezirks jeweils einen Gottesdienst. Kirchenpräsident Christian Schad hält um 10 Uhr die Predigt in der Zwölf-Apostel-Kirche in Frankenthal, Dekanin Sieglinde Ganz-Walther gestaltet die Liturgie, für den musikalischen Rahmen sorgen Posaunen- und Kirchenchor. Die für den Kirchenbezirk zuständige Dezernentin, Oberkirchenrätin Marianne Wagner, predigt um 11 Uhr in der Protestantischen Kirche in Roxheim. Die Visitation wird am Montag, dem 18. Juni, mit der Pfarrkonferenz abgeschlossen.
Der Protestantische Kirchenbezirk Frankenthal hat rund 25.500 Gemeindemitglieder und erstreckt sich von Großkarlbach im Westen bis zur Stadt Frankenthal im Osten, von Lambsheim im Süden bis Kleinniedesheim im Norden. Dem Kirchenbezirk gehören 18 Kirchengemeinden und insgesamt 14 Gemeindepfarrstellen an. Vier Pfarrer unterrichten an den Gymnasien, der Berufsbildenden Schule sowie am Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation. Eine Pfarrerin ist im Seelsorgedienst der Justizvollzugsanstalt eingesetzt. Weitere kirchlich-diakonische Einrichtungen in Frankenthal sind beispielsweise die Schuldner-, Erziehungs-, Sozial- und Lebensberatungsstellen, aber auch andere Einrichtungen wie die Ökumenische Sozialstation, der ambulante Hospizdienst und der Gemeindepädagogische Dienst. Darüber hinaus gibt es mehrere Seelsorgeaufträge in Kliniken und Altenpflegeheimen. Elf protestantische Kindertagesstätten befinden sich im Gebiet des Kirchenbezirks.