Zu Gast beim Kirchenpräsidenten 

Konfirmanden stellen Fragen zu Pfarrberuf und Waffengewalt

Zu Besuch bei Kirchenpräsident Schad (hinten 2.v.r.): Konfirmanden aus der Kirchengemeinde Jettenbach mit Pfarrer Roth (hinten rechts) und Betreuerin Drumm (Mitte rechts). Foto: lk/edk.

Speyer/Jettenbach (lk). Von Pfarrberuf bis Flugreisen, von der Kirchenpräsidentschaft bis Waffengewalt: Acht Konfirmanden der Protestantischen Kirchengemeinde aus Jettenbach haben gemeinsam mit ihrem Pfarrer Norman Roth und Betreuerin Annabel Drumm einen Besuch in Speyer genutzt, um mit Kirchenpräsident Christian Schad ins Gespräch zu kommen. Die Mädchen und Jungen zwischen 13 und 14 Jahren aus den Ortschaften Jettenbach, Bosenbach, Oberstaufenbach sowie Niederstaufenbach im Dekanat an Alsenz und Lauter hatten Fragen an den Kirchenpräsidenten vorbereitet.

Schad erläuterte den Jugendlichen seinen eigenen Werdegang vom Vikar über Pfarrer zum Oberkirchenrat und Kirchenpräsidenten. „Mein Religionslehrer hat mich geprägt, als ich so alt war wie ihr. Seitdem wollte ich gerne Pfarrer werden und Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen von der Geburt bis zum Sterben ein Leben lang begleiten“, antwortete er den Konfirmanden auf die Frage nach seiner Berufswahl. Zudem erzählte Schad den Jugendlichen, dass es ihm viel bedeute, sich an kranke oder schwache Menschen sowie Außenseiter der Gesellschaft zu wenden. „Menschen werden in der Regel danach bewertet, ob sie gut und leistungsfähig sind. Das erlebt man sicher auch in der Schule“, sagte Schad. Im Gegenzug dazu sehe er jeden Menschen mit den barmherzigen Augen Gottes. „Als Pfarrer versuchen wir, abseits stehende Menschen wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen“.

Schwerpunkt des Gesprächs war die Frage, ob Christen Waffen einsetzen dürfen. Bei seiner Antwort auf die „schwierige Frage“ differenzierte Kirchenpräsident Schad. „Ich habe höchsten Respekt vor den Anhängern der pazifistischen Bewegung“, so Schad. Es gäbe aber Situationen, „in denen ich mich mit Waffengewalt verteidigen muss, um schlimmeres Übel abzuwenden.“ Dies sei christlich-ethisch vertretbar. Als Beispiel nannte der Kirchenpräsident die Situation, wenn ein Polizist einen Kriminellen mit einer Waffe an bösen Taten hindern würde.

Als historisches Beispiel nannte Schad den protestantischen Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, der zum Verschwörerkreis des geplanten Hitler-Attentats gehörte. Zwar sei der Kreis bereit gewesen, einen Menschen zu töten, aber mit der Tat habe man die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten beseitigen wollen. „Bonhoeffer zeigt, dass es Situationen gibt, in denen Christen sich entscheiden müssen: für das ‚kleinere Übel‘, einen Menschen zu opfern, damit nicht ein ganzes Volk, eine ganze Religion ausgelöscht wird“. Schuld lade man in jedem Falle auf sich, erklärte der Kirchenpräsident. Und dennoch hätte der Tyrannenmord erfolgen müssen, denn nichts zu tun, wäre die noch weit größere Schuld gewesen.

Nach der Fragerunde an den Kirchenpräsidenten setzten die Konfirmanden den Besuch in Speyer mit inhaltlichen Gruppengesprächen sowie der Besichtigung der Gedächtniskirche fort.