Kirchliches und kulturelles Ereignis gemeinsam feiern
Speyer (lk). International und in ökumenischer Verbundenheit – so präsentiert sich das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ nicht nur europa- und bundesweit, sondern auch in der Pfalz. Für diese Werte steht u.a. der Europäische Stationenweg. In 19 Ländern und an 68 Orten macht er die Bedeutung der Reformation deutlich, vom 10. bis 12. April 2017 führt er nach Speyer. Das Jahr 2017 soll nach den Worten des pfälzischen Kirchenpräsidenten und Vorsitzenden der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland, Christian Schad, aber auch Motor für eine „neu aufbrechende Ökumene“ sein. 500 Jahre Reformation werden nicht „nationalistisch verengt und antikatholisch, sondern international und geschwisterlich, in ökumenischer Verbundenheit“ als Christusfest gefeiert.
Das Reformationsjubiläum sei sowohl ein kirchliches als auch ein kulturgeschichtliches Ereignis. Entsprechend rücke die evangelische Kirche reformatorische Einsichten wie das Bündnis von Glaube und Bildung und die im Priestertum aller Getauften grundgelegte geistliche Demokratisierung in den Mittelpunkt, erklärte Kirchenpräsident Schad. Auch gelte es, das christliche Gottes- und Menschenbild in seiner Bedeutung für die Gegenwart stark zu machen. Dass nicht Gewalt und Macht sich durchsetzen, sondern Gewaltlosigkeit sei, so der Kirchenpräsident, zutiefst in Gott begründet: „Der gekreuzigte Gott steht dafür, dass er sich der Lebensfeindschaft des Todes schutzlos ausgeliefert hat, um sie gerade so zu überwinden.“ Im Blick auf das Sein des Menschen betonte Schad die reformatorische Einsicht: „Wir sind mehr und anderes als die Summe unserer Leistungen und Fehlleistungen. Unabhängig von unserem Tun haben wir eine von Gott zugesprochene, unbedingte Würde.“ So trügen die Grundaussagen der Reformation zur Humanisierung unserer Gesellschaft bei.
Rund um den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers stehen in der Pfalz Ausstellungen und Andachten, Themenreihen, Theater und Konzerte, ein Musical und Mitmachaktionen im Mittelpunkt des Geschehens. Dazu tragen die Kirchengemeinden und die Diakonie, Kommunen, das Land Rheinland-Pfalz sowie viele weitere Veranstaltungspartner bei, erläuterte der landeskirchliche Reformationsbeauftragte Wolfgang Schumacher am Mittwoch die inhaltlichen und programmatischen Schwerpunkte. Unter anderem kooperiert die Landeskirche mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und dem Künstlerhaus Edenkoben.
Für den Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg werde mit rund 2.000 Teilnehmern aus der Pfalz gerechnet. Die Evangelische Kirche in Deutschland und der Deutsche Evangelische Kirchentag setzen 2017 auf die „7“. Sieben „Tore der Freiheit“ stellen zur Wittenberger „Weltausstellung“ im Jubiläumsjahr sieben Themen in den Mittelpunkt: Eine Welt, Frieden, Schöpfung, Jugend, Spiritualität, Ökumene und Religion, Kultur. Zum Konfi-Camp in Wittenberg reisen 400 Jugendliche.
Speyer, die Stadt der Protestation auf dem Reichstag von 1529, erhielt von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) den Titel „Reformationsstadt Europas“. Die „Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)“ ist die einzige evangelische Landeskirche in Deutschland, die in Erinnerung an die Ereignisse von 1529 das Prädikat „protestantisch“ im Namen trägt.
Hintergrund: Seit Anfang 2016 ist ein Projektbüro im Öffentlichkeitsreferat eingerichtet. Projektleiterin ist Mechthild Werner. Das Projektbüro begleitet Gemeinden und Einrichtungen, stellt Materialien zusammen, vernetzt die Akteure und informiert über die Planungen. Die Landeskirche kooperiert darüber hinaus mit der Staatlichen Geschäftsstelle Luther 2017 und ist Partner der Kampagne r2017, die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag getragen wird.