Digitalisierung 

Kirchenbereiche wollen sich digital vernetzen

Digitalisierung macht's möglich: Die Bereiche der Landeskirche wollen sich stärker vernetzen. Foto: Pixabay/edk.

Landau/Speyer (lk). Der Name ist Programm: Unter dem Thema „Plötzlich digital“ versammelten sich Mitte Mai zahlreiche Vertreter kirchlicher Bereiche der Evangelischen Kirche der Pfalz bei einer Videokonferenz. Organisiert wurde die Digital-Veranstaltung von Felix Kirschbacher, Jugendbildungsreferent und wissenschaftlicher Studienleiter bei der Evangelischen Akademie der Pfalz in Landau.

An der Konferenz beteiligten sich Leiter oder Ansprechpartner von Telefonseelsorge, kirchlicher Fortbildung, Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft, Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung, Gemeindearbeit, Gemeindepädagogik, vom Missionarisch-Ökumenischen Dienst, aus Jugendarbeit, Bibliothek und Medienzentrale, dem Bereich Nachhaltigkeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie der IT.

Ausgangslage und Impulse der Oberkirchenrätinnen

Als gemeinsamen Startpunkt führten die Oberkirchenrätinnen Marianne Wagner und Dorothee Wüst mit Impulsvorträgen ins Thema ein. Beide betonten deutlich die Chancen und positiven Auswirkungen von Digitalisierung, die der Corona-Lockdown aufs Tablett gebracht hat. Die Referentinnen analysierten aber auch, wie unterschiedlich nah oder fern die digitale Welt für manche Menschen sei, die für die Landeskirche tätig seien. „Während für manche die digitalen Phänomene so undurchdringlich wie ferne Galaxien erscheinen, bewegen sich andere wiederum wie Fische im Wasser der digitalen Welt“, sagte Wüst.

Wagner wies darauf hin, dass durch die Digitalisierung neue Standards und Inhalte in der Verkündigung erwachsen: „Einfaches Reproduzieren des Analogen ist keine Lösung. Stattdessen sind kürzere Formate gefragt, die eine persönlichere Komponente mit sich bringen“, so die für Personal zuständige Oberkirchenrätin. Zudem begrüßte sie den Dialog, der mit digitalen Mitteln möglich sei. „Die Verkündigung war schon immer ein dialogisches Prinzip“, sagte Wagner.

Beide Oberkirchenrätinnen lehnten es ab, ausschließlich auf digitale Formen zu setzen. Laut Oberkirchenrätin Wüst, die auch für Bildung zuständig ist, gelte auch für digitale Formate, Modelle und Angebote: „Nicht die Masse macht’s, sondern die Substanz“. Sie bestärkte die „Macherinnen und Macher der vielen digitalen Angebote in der Landeskirche, weiter mit Mut und Einfallsreichtum Neues zu probieren“. Wüst und Wagner waren sich einig, dass man die aktuelle Zeit als Chance nutzen müsse. „Und zwar mit der Konsequenz, dass wir ernsthaft und investitionsbereit auf dieses Pferd setzen müssen“, so Wüst. Wagner ergänzte die Themen um den Bereich der Organisation und Verwaltung, „in denen wir noch zulegen müssen“. Als letzten und wichtigen Aspekt schnitten die Impulsgeberinnen die negativen Folgen der Digitalisierung an, beispielsweise die stetige Verfügbarkeit, Datenschutzprobleme, Filterblasen, Algorithmen, Umweltschäden sowie Menschenbilder, die von Plattformlogiken geprägt seien. Damit müsse sich die Landeskirche auseinandersetzen.

Wie es weitergeht: Vernetzung und ethische Fragen

In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmer intensiver drei Querschnittsthemen: Nähe und Distanz, (neue) Diskurslogiken sowie Beteiligung und Teilhabe. Die Ergebnisse sind im unten genannten Link zum Blog der Evangelischen Akademie der Pfalz.

Zum Abschluss formulierten die Teilnehmer die Bedarfe und Wünsche, die die Landeskirche am nötigsten brauche, um die digitale Transformation weiterzuentwickeln. Christoph Picker, Direktor der Evangelischen Akademie der Pfalz, fasste den Wunsch vieler Beteiligter in Worte: „Vielfalt, das Netzwerkartige, Unbürokratische ist eine große Chance des Digitalen – es ist gut, wenn wir voneinander wissen, um voneinander lernen zu können“. Eigentlich sind Kompetenzen und Wissen bereits in der pfälzischen Kirche vorhanden, beispielsweise für die App-Entwicklung, Blended Learning-Konzepte oder Technik-Pools. Damit diese für andere Bereiche bekannt und nutzbar werden, wünschten sich die Teilnehmer mehr Vernetzung.

Erster Schritt, um Kräfte zu bündeln, Wissen zu teilen und Ansprechpartner zu finden, soll ein digitaler Kommunikationskanal sein. Ein Arbeitsteam ist in den kommenden Wochen damit beschäftigt, einen Vorschlag dafür zu erarbeiten. Daran beteiligt sind Felix Kirschbacher (Evangelische Akademie), Jutta Deutschel (Landesjugendpfarramt), Katja Edelmann (Öffentlichkeitsreferat), Tina Sanwald (Martin-Butzer-Haus) sowie Florentine Zimmermann (Stadtjugendpfarramt Ludwigshafen).

Weitere Fragen beschäftigten die Teilnehmer: etwa die ethischen Grenzen des Digitalen, Verantwortung der Kirche bei der gesellschaftlichen Transformation, das Für und Wider von Social-Media-Kanälen in der Gemeinde, die Beschleunigung von Verwaltungsprozessen oder Diskussionsorten für den Austausch über diese Herausforderungen. Die Evangelische Akademie wird einen Teil dieser Themen in den nächsten Monaten angehen. Das erspart jedem einzelnen Verantwortlichen, Beschäftigten und Christen nicht, sich damit individuell auseinanderzusetzen.