Professor Friedrich Schweitzer: Kinder haben Anspruch auf kulturelle und religiöse Vielfalt 

Kindertagesstätten: Evangelisches Profil nicht verstecken

Speyer (lk). An evangelischen Kindertagestätten ist nach Auffassung des Theologen und Religionspädagogen Friedrich Schweitzer ein klares christliches Profil Voraussetzung für interreligiöse Offenheit. Es entspreche dem Auftrag und Selbstverständnis evangelischer Einrichtungen, sich auch für interreligiöse Bildungsaufgaben zu öffnen, sagte der Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Tübingen in seinem Vortrag zum Schwerpunktthema der Landessynode „Kindertagesstätten: Religiöse Bildung, Werte- und Familienorientierung“. Das evangelische Profil dürfe jedoch „keineswegs versteckt“ werden.

Als Religionspädagoge trete er dafür ein, dass Kinder einen Anspruch auf religiöse Begleitung und Bildung haben, sagte Schweitzer. Dass man sich für das Recht des Kindes auf Religion heute eigens einsetzen müsse, habe nicht zuletzt mit der gesellschaftlichen Situation einer zunehmenden kulturellen und religiösen Vielfalt zu tun. Religiöse Erziehung und Bildung verstünden sich nicht mehr von selbst. Gerade deshalb ist es nach Schweitzers Worten heute wichtig, dass eine Landeskirche Tagesstätten für Kinder unterhalte.

Der Referent räumte ein, dass es angesichts der religiös-weltanschaulichen Vielfalt in der Gesellschaft an Erfahrungen in der pädagogischen Praxis fehle, wie ein Zusammengehen von interreligiöser Bildung und evangelischer Trägerschaft idealerweise funktionieren könne. Toleranz bedeute gerade nicht, „dass wir über Unterschiede oder sogar Gegensätze am besten freundlich und taktvoll hinwegsehen“. Vielmehr müsse das Ziel eine „aktive und reflektierte Toleranz“ aus dem eigenen Glauben heraus sein, so Schweitzer. Es gehe darum, den anderen kennenzulernen und zu verstehen, „mit allen Gemeinsamkeiten und Unterschieden“.

Land und Bund seien auf die Kirchen als Träger von Kindertagesstätten angewiesen, sagte die Referentin für Kindertagesbetreuung im rheinland-pfälzischen Bildungsministerium, Xenia Roth, in ihrem Grußwort. Mit Blick auf die anstehende Novelle des Kindertagesstättengesetzes forderte Roth eine „deutlich höhere Bundesbeteiligung“, um dem System den Rücken stärken zu können. Die Summe von zehn Milliarden Euro, die jährlich bundesweit aufzubringen sei, stehe im Raum. Dies könne nicht nur von Trägern, Kommunen und Ländern gestemmt werden. „Wir sind im Auftrag der Eltern unterwegs“, sagte Roth. Das Wohl des Kindes stehe im Mittelpunkt aller Überlegungen.

Am Schwerpunkttag der Landessynode stellte Daniela Braun von der Hochschule Koblenz die Ergebnisse einer Umfrage unter 31 Einrichtungen zum Thema „Religiöse Haltung und Werteorientierung in evangelischen Kindertagesstätten“ vor. Demnach stehen die Erzieherinnen und Erzieher der Multireligiosität in den Kitas überwiegend offen gegenüber. Als Themenschwerpunkt für Fortbildungen wünschten sie sich vor allem Informationen über andere Religionen und Kulturen, führte die Sozialwissenschaftlerin aus.

Hinweis: Die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz tagt bis 19. November im Mutterhaus der Diakonissen Speyer-Mannheim in Speyer, Hilgardstraße 26. Die öffentliche Plenarsitzung beginnt am Samstag um 8.30 Uhr. Auf der Tagesordnung steht u.a. der Doppelhaushalt für die Jahre 2017 und 2018.